Pitztaler Gletscher
Hinauf zum Fernerjoch, begleitet von Kritik
Am Pitztaler Gletscher soll eine neue Bahn kommen – und mit ihr die Befürchtung einer Gletscher-Ehe auf Raten.
ST. LEONHARD IM PITZTAL. Die Pitztaler Gletscherbahn will nachhaltiger werden – und die 2015 errichtete Photovoltaik-Anlage erweitern, um künftig den Energiebedarf zu zwei Dritteln aus eigener Produktion zu decken. Energieeffizient und ressourcenschonend soll derweil bald ebenso eine neue Seilbahn auf das Joch unterhalb des Linken Fernerkogels führen.
Brauchen würde es dafür bei einer Länge von etwa 1.700 Metern, beginnend bei der Talstation der Gletscherseebahn, nur zwei Liftstützen bis hinauf auf 3.170 Meter. Hinuntergehen würde es für die Gäste dann über den Karles- oder den Mittelbergferner. Alle Anlagen würden „innerhalb des freigegebenen Skinutzungsraums und im nicht-vergletscherten Bereich“ liegen, heißt's von der Gletscherbahn, die sich von der neuen Bahn „eine schon seit langem notwendige Qualitätsverbesserung“ und eine Verlängerung der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von drei auf sechs Tagen verspricht – wie auch eine Sicherstellung der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit.
Die Grünen hingegen fürchten den Beginn einer „wilden Gletscher-Ehe“ zwischen Pitz- und Ötztal: Immerhin würden die Pläne eine vollständige Erschließung des Linken Fernerkogels umfassen, sagt Klubobmann Gebi Mair – und somit 80 Prozent der Skifläche, die für den Zusammenschluss der beiden Gletscher-Skigebiete vorgesehen gewesen wäre.
Christkind & Grat-Sprengung
„Wer glaubt, dass dort dauerhaft Schluss sein wird, der glaubt wahrscheinlich auch ans Christkind“, sieht Mair die neue Bergstation in nur 100 Meter Luftlinie zum Ötztaler Pendant. Ein derart großes Gebiet sei in Tirol jedenfalls seit über 30 Jahren nicht mehr skitechnisch erschlossen worden, erklärt der Grüne und erinnert an die Volksbefragung, wo sich die Menschen der Standort-Gemeinde St. Leonhard knapp, aber doch gegen die „Gletscher-Ehe“ ausgesprochen haben. Nicht ausschließen will Mair auch Grat-Sprengungen, wie sie einst dem Linken Fernerkogel viel Aufmerksamkeit beschert haben.
Die Bergstation liege nicht im Gratbereich, sondern auf dem Joch darunter, sagt dazu die Gletscherbahn und erklärt, dass „die notwendigen Eingriffe so gering wie möglich“ ausfallen sollen. Weitere Bahnen werde es auch nicht brauchen. Es handle sich um ein „vollkommen neues Projekt“, unterstreicht die Betreiberseite und verweist auf den „Mediationsprozess“, wie ihn die Gemeinde nach dem Referendum angekündigt hat: „Den Ausgang dieses Prozesses haben wir nun abzuwarten und selbstverständlich zu respektieren.“ Die 20-Millionen-Euro-Pläne sind derweil schon eingereicht. Ob es einer Prüfung der Umweltverträglichkeit bedarf, wird sich weisen.
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