Beitrag zum Tag der Ersten Hilfen am 8.9.: Tatü-Tata: Mit Blaulicht und Sirene! Ein Tag als Rettungssanitäter (mit Video)

Notfallsanitäter Corinna Platter und Luca Isak durfte ich einen spannenden Tag lang begleiten.
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  • hochgeladen von Petra Schöpf

IMST (ps). In unserer Reihe "Am eigenen Leib" versetzte ich mich einen Tag lang in die Rolle eines Rettungssanitäters in der Leitstelle Imst - wider erwarten eine erleichternde und ärgerliche Entscheidung. Die Erleichterung, dass nicht jeder Einsatz ein blutüberströmter Patient ist und der Ärger über den fehlenden Respekt mancher Zeitgenossen den Rettungsfahrern gegenüber. 
Doch alles der Reihe nach. 

Im Laufschritt

Meine Zwölfstundenschicht begann um sieben in der Früh, Leitstelle Imst. Während ich den ersten Schluck meines dringend benötigten "Guten Morgen Cafes" genoss, meldete sich bei meiner Schichtleiterin Corinna Platter der Pieps. Kommando: "Der langsamste Schritt ist der Laufschritt" (sollte ich übrigens noch mehrere Male zu hören bekommen) und schon saßen Corinna, Zivi Luca Isak und ich im RTW (Rettungswagen). Im Auto Entwarnung, es war "nur" ein B2, ein nicht akuter Einsatz, der ohne Blaulicht gefahren wird. Wir holten eine betagtere Dame mit Anämie im Altersheim Nassereith und brachten sie vorsorglich ins Krankenhaus Zams. Im Auto wurde von Zivi Luca Blutdruck gemessen, alle Daten zur Dokumentation mittels Tablet erfasst und schon waren in der Interen Abulanz, wünschten der netten Dame alles Gute. Retour zur Basis, kaum ausgestiegen, pieps, pieps. Diesmal mit Tatü-Tata und Blaulicht ins Betagtenheim in Imst, eine Bewohnerin mit Atemnot war die Benachrichtigung. Gleiches Prozedere wie bei Fall eins, ebenfalls gut ausgegangen.

Essen und trinken-später!

Seit geraumer Zeit plagt mich Hunger und Durst, bei Ankunft in der Leitstelle wollte ich dagegen was unternehmen. Denkste! Kaum ist im Auto alles wieder nachgefüllt, was gebraucht wurde, piep, piep. Der langsamste Schritt ist der Laufschritt... Kollaps eines jungen Mannes in der Oberstadt. Mit Blaulicht und Sirene kamen meine Kollegen (und ich) zu Hilfe. Auch ihm wurde prompt geholfen, eine Überstellung ins Krankenhaus zur endgültigen Abklärung blieb ihm aber nicht erspart. Also Krankenhaus Zams, Klappe die Dritte. Wieder Verabschiedung mit den besten Wünschen und retour zur Basis, mittlerweile hungrig, durstig und ein dringendes WC-Bedürfnis. Es ist nach eins als wir Mittag essen gehen, halb legal parken, weil mit dem riesigen Auto kein normaler Parkplatz frei war.

Rettungsfahrer wurden angemurrt

Bei der Suche nach einem geeigneten Parkplatz vor dem Gasthof kommt ein immer größer werdendes Problem zu Tage. Ein RTW darf nicht irgendwo parken, schließlich haben die Sanitäter vom Ertönen ihres Pieps bis zum Sitzen im Wagen nur 90 Sekunden Zeit. Wie soll das gehen, wenn man beim Essen sitzt und das Auto irgendwo parken musste. Doch einem Passanten scheint das egal zu sein, er murrt die Sanitäter an, weil sie seiner Meinung nach zu bequem sind, weiter weg das Auto abzustellen. Beim hastigen Mittagessen erzählen mir meine Kompagnons, wie oft sie beschimpft werden, wegen "notgedrungen vor der Pizzeria stehen bleiben" oder "vor der Bäckerei den ganzen Parkplatz verstellen". Die respektlose Haltung den Helfern gegenüber zeichnet ein harsches Bild der Gesellschaft.

Ehrenamtliche gefordert

Am Schlimmsten sei der Krankentransportdienst (KTW), der Patienten aus dem Krankenhaus nach Hause oder in ein anderes Krankenhaus transportiert. Dabei ergeben sich manchmal längere Wartezeiten, durch die logistische Herausforderung der Leitstelle Tirol. Die Reaktion der Abzuholenden reiche von freundlich bis aggressiv, da werden vor allem die Nerven der Ehrenamtlichen schon auf die Probe gestellt. Aber auch die vom Patienten gewünschte und teilweise vehement eingeforderte Zweckentfremdung des KTW sei manchmal eine Schwierigkeit, Heimtransport mit gewünschtem aber nicht erlaubten Zwischenstop bei Apotheke oder sogar beim Friseur usw... Da braucht es schon Nerven aus Stahl. 

Notfall Kind mit akuter Blutung

Es war schon längere Zeit ruhig, kein Einsatz. Die Leitstelle wurde mir gezeigt. Ich besuche Sabine Kugler, die gerade Schulstartpakete aushändigte. Für Bezieher der Mindestsicherung gibt es verschiedene Pakete, die bestellt und im Roten Kreuz abgeholt werden können. An die 120 Pakete konnte Sabine schon an dankbare Eltern und Kinder übergeben.
Dann passierte das, was kein Sanitäter gerne hört, Notfall mit einem Kind. Auf der Anzeige im Auto steht, es handle sich um einen kleinen Jungen mit vermutlich aufgeplatzter Wunde nach einer Mandel-OP. Mein Puls stieg etwas an, es könne mich ein blutüberströmtes Kind mit dessen verängstigter Mutter erwarten. Mit Blaulicht und Sirene durch den Roppener Tunnel, Ziel Haiming. Nach kurzer Abklärung auch hier bald Entwarnung, das Kind hatte rötlich erbrochen weil es Beeren zu Mittag gab. Dennoch sicherheitshalber Überstellung nach Zams, weil er Fieber hatte und die OP erst vor Kurzem war. 

Mein Fazit nach diesem unglaublich spannendem und interessanten Tag: Egal ob Ehrenamtlicher oder hauptberuflich als Lebensretter unterwegs, diese Menschen tragen eine riesige Verantwortung und haben belastende Erlebnisse zu verkraften, was ihnen scheinbar gut gelingt. Doch eine gehörige Portion Respekt ihnen gegenüber ist wohl der geringste längst fällige Dank. Es war mir eine Ehre.

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