Kunst in Wien, Graz & Co.
Mit Peniskäfig gegen die WM in Katar protestieren
In einer mehrteiligen Kunstintervention des Konzeptkünstlers Raphael Silvano sind an acht verschiedenen Orten in Österreich und zwei in Deutschland mehrere Werke zu sehen, die gegen die Fußbal-WM in Katar und die vergangene in Russland aufzeigen sollen.
WIEN/INNERE STADT/GRAZ. Was ist in der heutigen Zeit schon normal? Eine Fußball-Weltmeisterschaft zur Weihnachtszeit, bei der tausende Menschen für den Bau von Stadien ums Leben kamen. Oder ein ehemaliges Austragungsland der WM, welches nur vier Jahre später in den Krieg zieht? Gemeint sind die WM-Vergaben der FIFA an Katar und Russland – dieses trug 2018 die Weltmeisterschaft aus.
Der Konzeptkünstler Raphael Silvano möchte mit seinen Kunstinstallationen "Back to normal" darauf aufmerksam machen, dass das eben nicht normal sein sollte. Die aktuellen und zugleich letzten Installationen in Wien, Salzburg, Graz und München befassen sich nun im Kontext der kommenden FIFA-Herren-Fussball-WM in Katar 2022 und rückwirkend Russland (wo die vorige WM 2018 stattgefunden hat) mit Grundsatzfragestellungen.
In Graz gibt es etwa am Joanneumring 13 einen Peniskäfig – dabei handelt es sich um ein Sexspielzeug – zu sehen. Bei der U-Bahnstation am Wiener Karlsplatz ist beim Ausgang zum Resslpark ein zensiertes Heim-Fantrikot Russlands der WM 2018 zu sehen. Die Kunstwerke sind bis Mitte Dezember installiert, heißt es.
Der Künstler Silvano erklärt, worum es ihm geht: "Vereinfacht zusammengefasst, geht es bei diesen Installationen nicht primär um eine oberflächliche Kritik an der WM in Katar, sondern vielmehr geht es in deren Kernaussagen darum, dass wir uns erst im Nachhinein in einer Extremsituation – wie einem Krieg – die ethische Fragen stellen. Und das passiert meistens auch nur medial inszeniert, um sich zu positionieren. Wir lernen nie etwas daraus – oder wir wollen nie etwas daraus lernen."
"Bedenken werden heruntergespielt"
"Es werden bis zum Schluss ethische Bedenken und Kritiken einfach heruntergespielt und teils ignoriert, um die wirtschaftlichen Interessen und auch das ,sportliche' Entertainment nicht zu gefährden", erklärt der Künstler.
"So waren auch in Russland systematische Verbrechen gegen Menschenrechte alltägliche Praxis. Doch bei Vergaben von Großveranstaltungen wird dann immer das Argument herangezogen, dass durch solch eine Veranstaltung der Fokus und somit der Druck steigt, und sich somit die Gastgeberländer demokratisieren", so der Künstler Raphael Silvano.
Ein Trugschluss, so Silvano: "Doch dieses Argument ist schlichtweg falsch. Und so hat sich nach der WM 2018 in Russland sowohl innen- wie auch außenpolitisch nichts zum Positiven geändert. Im Gegenteil. Und jetzt eben Katar …"
Noch bis Ende Dezember sind die Kunstinstallationen in Österreich und Deutschland zu sehen.
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