10.000 Liter Müll pro Tag: Mega-Aufgabe für die Stadtgärtner
Zehn riesige Container voll mit Abfall werden täglich im Volksgarten, im Burggarten und am Heldenplatz gesammelt. Verkommt der Gärtner bald zum Reinigungspersonal?
WIEN. Was haben Mitarbeiter der Bundesgärten und Skifahrer gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts – zumindest weder Brettln noch Helme. Und auf den zweiten Blick? Slalom fahren. Aber nicht zwischen Stangen – sondern zwischen Glasscherben. So muss sich Anita Lachner nämlich bei ihrer Arbeit mit dem Müllwagerl oft ihren Weg bahnen. Die 44-Jährige sorgt seit mittlerweile 19 Jahren täglich dafür, dass Volksgarten, Burggarten und Heldenplatz nicht im Mist untergehen.
Was jetzt möglicherweise leicht dramatisch klingt, ist (leider) Tatsache: Bis zu 10.000 Liter Abfall werden auf den Grünflächen dort pro Tag gesammelt, die nicht im, sondern neben dem Mistkübel entsorgt wurden. Zur Veranschaulichung: Das sind zehn riesige Container voll mit Müll.
Von Picknick bis Pizza
Lachner ist bei den Bundesgärten hauptverantwortlich für den Reinigungsdienst. Jeden Tag ab 6 Uhr dreht sie ihre Runden, arbeitet auch am Wochenende und an den Feiertagen. 20 Hektar Grün muss sie täglich von den Hinterlassenschaften der Wiener und Touristen befreien, unterstützt wird sie stundenweise von ihren zehn Kolleginnen und Kollegen der Bundesgärten. „Sicher ist das eine gscheite Hackn. Und wenn dann die eigenen Container schon übergehen, tut man sich schwer beim Wegräumen. Dann machst halt einen großen Haufen im Eck“, sagt Michael Riegler, ebenfalls Stadtgärtner.
Gesehen hat er bei seiner Arbeit schon einiges: von vollen Säcken mit Haushaltsabfällen, die im Park einfach entsorgt werden, bis zu den Hinterlassenschaften eines vermeintlich romantischen Picknicks – samt ausgerissenen Blumen, Kerzen und Decke. Das größte Problem seien aber Aludosen, Flaschen und Fast-Food-Verpackungen, so Riegler. „Es wird ja heutzutage alles in Schachteln verpackt mitgenommen – vom Burger bis zur Pizza. Gegessen wird im Park, der Mist bleibt dann halt liegen. Und zum Sacher auf ein Paar Würstel geht heutzutage auch kaum mehr ein Tourist – viel zu teuer.“
Dosenpfand als Lösung
Ja, die Zeiten hätten sich geändert, bestätigt auch Gerd Koch, Verwalter bei den Bundesgärten. „Gärtner verkommen immer mehr zum Reinigungspersonal – und wir sind nun mal ein Gartenbaubetrieb und nicht die Müllabfuhr. Ein Chirurg wischt ja auch nicht Staub in seinem OP.“
Doch nicht nur die Gärtner sind mit der Müll-Problematik zusehends überfordert. Auch finanziell schlägt die Misere zu Buche: 100.000 Euro kostet es pro Jahr, alleine die Flächen rund um die Hofburg zu reinigen. Die Lösung der ganzen Misere? Ansetzen müsse man laut Koch bei denen, die den Müll hinterlassen – und das seien weniger die Touristen als die Wiener selbst. „Mehr Mistkübel, mehr Plakate – das ist alles umsonst“, so Koch. Und stattdessen? „Dosenpfand. In Deutschland funktioniert das ja auch schon. Und wenn’s nur zehn Cent sind – es muss im Börserl weh tun, sonst bringt das alles nichts.“
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