„FPÖ spielt mit der Zukunft des Landes“
Bundeskanzler Werner Faymann im Interview: „Mehr Fokus auf die positiven Seiten der EU.“
Die Probleme mit Griechenland haben in Österreich die Stimmung gegen die EU wieder einmal angeheizt. Können Sie den Unmut der Bürger verstehen?
FAYMANN: „Das kann ich aufgrund der Ereignisse der letzten Monate nachvollziehen. Wobei es auch an den Regierungen – auch an unserer – liegt, dass man die Stärken der Europäischen Union viel zu selten hervorkehrt. So können wir etwa mit Stolz auf eine hohe Beschäftigungsrate verweisen. Und der Export Österreichs in EU-Länder trägt dazu auch stark bei. Jeder dritte Arbeitsplatz in Österreich ist direkt oder indirekt vom Export abhängig.“
Bundeskanzler Faymann – ein Verteidiger der EU?
FAYMANN: „Auch ich stehe der EU in verschiedenen Punkten kritisch gegenüber, gerade wenn es um soziale Fragen geht. Auf der anderen Seite muss man aber auch klarmachen, dass die EU ihre Stärken hat. Stichwort Finanzmarktregulierung und Bekämpfung der Spekulation: Das können wir alleine in Österreich nicht erreichen.“
Was sind aus Ihrer Sicht die Stärken der EU?
FAYMANN: „Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Willy Brandt hat es so formuliert: ,Frieden ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Frieden.‘ Es geht um den Zusammenhalt in Europa, der noch bei unseren Enkel- und Urenkelkindern existieren soll. Probleme werden in Europa ohne Gewalt gelöst. Das ist für mich die größte Stärke.“
Sehen Sie in den eigenen Reihen Handlungsbedarf, die Vorzüge der EU den Bürgern näherzubringen?
FAYMANN: „Ich nehme den Export nochmals als Beispiel: In Österreich war der Außenhandel vor dem Beitritt für ein Viertel der Wirtschaftsleistung verantwortlich. Seit Einführung der gemeinsamen Währung haben wir in der Exportquote die Schweiz überholt. Das wäre ohne Eurozone nicht möglich gewesen.“
Die Opposition hat sich erst unlängst wieder für den Ausstieg aus der Eurozone ausgesprochen.
FAYMANN: „Das ist deshalb traurig, weil es zeigt, dass die FPÖ mit der Zukunft unseres Landes spielt. Und diese Zukunft ist nicht zu verspielen. Alleine wenn man der Wirtschaft signalisieren würde, wir wollen uns ins Sektierertum begeben, alleine das vorzuhaben, schadet unserem Land ungemein.“
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