Schwerpunktmonat Holz
Das Geheimnis der Spanplatte, ein Faktencheck

Spanplatten kommen im Möbelbau zum Einsatz. | Foto: EGGER
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Spanplatten sind in der Möbelindustrie eine Selbstverständlichkeit. Die BezirksBlätter-Redaktion wirft auf einen Blick auf die Geschichte der Spanplatten, beschäftigt sich mit "Pro und Contra" und hat bei Egger-Holz über Produktion und Zukunft der Pannplatte nachgefragt.

INNSBRUCK. Die Geschichte der Spanplatte reicht bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück. Sie wurde erstmals in den 1920er Jahren in Deutschland entwickelt, als die Notwendigkeit für kostengünstige und dennoch robuste Baumaterialien stieg. Im Jahr 1934 gelang es dem deutschen Ingenieur Max Himmelheber schließlich, eine praktikable Lösung zu finden. Er entwickelte ein Verfahren zur Herstellung von Holzwerkstoffplatten, die aus Holzspänen oder -fasern und einem Bindemittel wie Leim hergestellt wurden. Diese Platten wurden durch Druck und Wärme miteinander verbunden, wodurch sie eine feste und dennoch kostengünstige Alternative zu Vollholz bildeten. Nach dem Krieg setzte sich die Verwendung von Spanplatten in der Bau- und Möbelindustrie weltweit durch, da sie sich als vielseitiges und kostengünstiges Baumaterial etablierten. In den folgenden Jahrzehnten wurden verschiedene Verbesserungen in der Herstellungstechnologie vorgenommen, um die Festigkeit, Haltbarkeit und ästhetischen Eigenschaften der Spanplatten weiter zu verbessern.

Spanplatten werden aus Holzspänen und Bindemitteln/Leimen hergestellt, wodurch sie eine nachhaltige Nutzung von Holz ermöglichen. Sie bieten eine sinnvolle Verwendung für Holzreste und sind daher umweltfreundlich. | Foto: EGGER
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Pro und Contra

Spanplatten sind ein vielseitiges Baumaterial, das in verschiedenen Bereichen der Bau- und Möbelindustrie weit verbreitet ist. Doch wie bei den meisten Materialien gibt es sowohl Vor- als auch Nachteile bei ihrer Verwendung. Ein Blick auf Pro und Contra zum Zhema Spanplatten.

Pro

  • Kosteneffizienz: Spanplatten sind im Vergleich zu Massivholz und anderen Holzwerkstoffen oft kostengünstiger.
  • Umweltfreundlichkeit: Spanplatten werden aus Holzspänen und Bindemitteln/Leimen hergestellt, wodurch sie eine nachhaltige Nutzung von Holz ermöglichen. Sie bieten eine sinnvolle Verwendung für Holzreste und sind daher umweltfreundlich.
  • Vielseitigkeit: Spanplatten sind in verschiedenen Größen, Stärken und Qualitäten erhältlich, was ihre Anpassungsfähigkeit an eine Vielzahl von Anwendungen erhöht. Sie können für Möbel, Wandverkleidungen und vieles mehr verwendet werden.
  • Stabilität: Spanplatten sind in der Regel stabil und bieten eine gleichmäßige Oberfläche für verschiedene Oberflächenbehandlungen wie Malen, Lackieren oder Furnieren.
Zur Produktion von Spanplatten können nicht-sägefähiges Durchforstungsholz, Recyclingholz sowie Sägenebenprodukte stofflich verwertet eingesetzt und zum hochwertigen Produkt weiterverarbeitet werden.  | Foto: EGGER
  • Zur Produktion von Spanplatten können nicht-sägefähiges Durchforstungsholz, Recyclingholz sowie Sägenebenprodukte stofflich verwertet eingesetzt und zum hochwertigen Produkt weiterverarbeitet werden.
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Contra

  • Feuchtigkeitsempfindlichkeit: Spanplatten sind wie auch Massivholz anfällig für Schäden durch Feuchtigkeit. Bei längerer Exposition können sie aufquellen und ihre strukturelle Integrität verlieren. Daher sind sie nicht für den Einsatz in feuchten Umgebungen wie Badezimmern geeignet.
  • Formaldehyd-Emissionen: Bei der Herstellung von Spanplatten Bindemittel (Leime) verwendet, zu deren Herstellung auch Formaldehyd eingesetzt wird. Formaldehyd ist eine Chemikalie, die gesundheitsschädlich sein kann und als krebserregend gilt. Einige Spanplatten können daher Formaldehyd-Emissionen aufweisen, was zu einer Belastung der Raumluft führen kann. 
  • Begrenzte Haltbarkeit: Aufgrund ihrer Zusammensetzung und Struktur haben Spanplatten oft eine begrenzte Lebensdauer im Vergleich zu Massivholz. Sie neigen dazu, sich im Laufe der Zeit zu verziehen oder zu brechen, insbesondere wenn sie starken Belastungen ausgesetzt sind.
  • Begrenzte Reparaturmöglichkeiten: Im Falle von Beschädigungen oder Verschleiß können Spanplatten oft nicht einfach repariert werden, wie es bei Massivholz der Fall ist. Dies kann zu zusätzlichen Kosten führen, da beschädigte Teile möglicherweise vollständig ersetzt werden müssen.

Die Entscheidung für oder gegen Spanplatten hängt von den spezifischen Anforderungen, dem Budget und den ästhetischen Präferenzen des Einzelnen ab. 

Modernste Technologien und nachhaltiges Wirtschaften stehen bei EGGER im Mittelpunkt. | Foto: EGGER
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Die Produktion

Egger Holz in St. Johann ist ein renommierter Hersteller von Holzwerkstoffen, darunter Spanplatten. Das Unternehmen legt Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit bei der Produktion seiner Spanplatten und zählt zu den führenden Produzenten in der Branche. Das BezirksBlätter-Interview mit den Experten der EGGER Gruppe.

BEZIRKSBLÄTTER: Wir funktioniert die Spanplattenproduktion?
Spanplatten werden auf kontinuierlichen Pressanlagen aus Holzspänen hergestellt. Diese Technologie sorgt dafür, dass auch nicht-sägefähige Holzsortimente (etwa Hackgut oder Sägespäne) sowie Recyclingholz (etwa alte Möbel) in ein langlebiges und widerstandsfähiges Produkt verwandelt werden können. Spanplatten bestehen zum weitab überwiegenden Teil – zu fast 90 % – aus Holz. Die Holzspäne werden im ersten Schritt zerkleinert, sortiert und getrocknet und schließlich unter Zugabe von Bindemitteln auf kontinuierlichen Pressanlagen unter Druck und Wärme verpresst. Nach der Kühlung und dem Zuschnitt können die Spanplatten auf sogenannten Kurztaktpressen mit dekorativen Oberflächen beschichtet werden. So entstehen Möbelplatten mit verschiedensten Oberflächen.
 
Welchen Stellenwert haben Spanplatten heute?

Spanplatten haben einen äußerst hohen Stellenwert – sowohl aus ökonomischen als auch aus ökologischen Gesichtspunkten. Sie überzeugen durch ihre Vielseitigkeit, Haltbarkeit, Optik und vor allem sind sie ein Paradebeispiel der Kreislaufwirtschaft. Man kann so weit gehen zu sagen, dass die Spanplatte, wenn sie noch nicht erfunden wäre, gerade jetzt als Antwort auf den New Circular Economy Action Plan der Europäischen Kommission erfunden werden müsste.

 Die Geschichte der Spanplatte reicht bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück.  | Foto: EGGER
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Das Thema Formaldehyd wird immer wieder im Zusammenhang mit der Produktion genannt. Wird die Chemikalie noch eingesetzt?
Formaldehyd emittiert aus natürlichem Holz und ist auch in den gängigen Bindemitteln von Holzwerkstoffen enthalten. Der Formaldehydgehalt in EGGER Produkten unterschreitet allerdings nicht nur die gesetzlichen Forderungen in den verschiedenen Ländern und Märkten, in denen EGGER aktiv ist. Sondern ist er auch so niedrig, dass er schon sehr nahe am natürlichen Vorkommen des Stoffs im Holz liegt. Oft wird vergessen, dass auch Bäume, Früchte und sogar Menschen beständig Formaldehyd absondern. Ausschlaggebend ist die Höhe des Gehaltes, die bei Holzwerkstoffen schon länger kein Problem mehr darstellt. In Jahrzehnten der Forschung ist der Formaldehydgehalt in der Spanplatte immer weiter gesunken. EGGER forscht kontinuierlich weiter an seinen eingesetzten Bindemitteln. Zudem steht EGGER für volle Produkttransparenz und prüft seine Produkte sowohl intern in den werkseigenen Laboren wie auch durch externe unabhängige Institute.

Worin besteht der Beitrag zur Nachhaltigkeit bei Spanplatten?
Die Spanplatte ist ein Paradebeispiel der Kreislaufwirtschaft. Die Menge der Ressourcen, die in der Umwelt vorhanden sind, ist begrenzt. Nachhaltig zu wirtschaften bedeutet also, diese Ressourcen schonend zu ernten und sie sinnvoll einzusetzen. Zur Produktion von Spanplatten können nicht-sägefähiges Durchforstungsholz, Recyclingholz sowie Sägenebenprodukte stofflich verwertet eingesetzt und zum hochwertigen Produkt weiterverarbeitet werden. Bei EGGER stammen schon heute 76 % des eingesetzten Holzes in der Spanplatte aus der Kreislaufwirtschaft, sind also Recyclingholz und Sägenebenprodukte. Am Ende ihrer langen Lebensdauer ist die Spanplatte wieder recyclingfähig. So geht der Kreislauf immer weiter. Die maximale stoffliche Nutzung der wertvollen Ressource Holz leistet einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz. Ein Baum nimmt während seines Wachstums CO2 auf. Dieser Kohlenstoff bleibt über die gesamte Nutzungsdauer im Holz gebunden. Indem die wertvolle Ressource Holz viele Leben bekommt, bleibt der Kohlenstoff länger gebunden – einer der vielen Vorteile der Spanplatte.

Wie sieht die Zukunft der Spanplatte aus?

Die Spanplatte wird dank ihrer vielen Vorteile auch weiterhin eine große Rolle im Möbel- und Innenausbau spielen. Sie ermöglicht den verantwortungsvollen Einsatz von Ressourcen, ist seit jeher ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und überzeugt dank hochveredelter Oberflächen auch in ihrer Optik auf ganzer Linie. Dabei bietet vor allem das Oberflächendesign noch jede Menge Innovationspotenzial. Während vor rund 20 Jahren der Spanplatte noch der Ruf anhaftete, eine günstige Kopie der Natur zu sein, kann sie diese heute dank modernster Produktionstechnik perfekt imitieren. Den Unterschied zwischen massiver Optik und Synchronporen-Oberfläche zu erkennen, fällt selbst Experten schwer. Darüber hinaus hat sie aber dem Massivholz überlegene Eigenschaften: Die dekorativen Oberflächen machen die Spanplatten stark antibakteriell, UV-beständig und kratzfest. Und Architekten und Tischler können großformatige Gestaltungen machen, die so in der Natur nicht vorfindbar wären. Die Spanplatte ist also in allen Belangen ein Werkstoff für die Zukunft.

Fritz Egger sen. gründete das Unternehmen EGGER 1961 in St. Johann in Tirol.  | Foto: EGGER
  • Fritz Egger sen. gründete das Unternehmen EGGER 1961 in St. Johann in Tirol.
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Über die EGGER Gruppe

Fritz Egger sen. gründete das Unternehmen EGGER 1961 in St. Johann in Tirol. Sein Leitspruch war: „Holz ist viel zu wertvoll, um es einfach wegzuwerfen“. Sein Ziel war es, Holzreste zum wertvollen Produkt weiterveredeln – zu hochwertigen und langlebigen Spanplatten. Dem Grundsatz des Unternehmensgründers folgt das Familienunternehmen EGGER bis heute und steht für einen verantwortungsvollen Umgang mit der wertvollen Ressource Holz.
Das seit 1961 bestehende Familienunternehmen ist ein international führender Holzwerkstoffhersteller mit über 11.000 Mitarbeitenden und 22 Produktionsstandorten weltweit. EGGER ist Komplettanbieter für den Möbel- und Innenausbau, für den konstruktiven Holzbau sowie für holzwerkstoffbasierende Fußböden und damit ein verlässlicher Partner der Möbelindustrie, des Holz- und Bodenbelagshandels sowie der Baumärkte. Im Geschäftsjahr 2022/2023 erwirtschaftete die EGGER Gruppe einen Umsatz von 4,45 Mrd. Euro.
Der Aspekt des nachhaltigen Wirtschaftens steht bei EGGER im Mittelpunkt: Bereits heute stammen 65 % des eingesetzten Holzes aus Recycling oder Nebenprodukten. Am Ende ihrer langen Lebensdauer sind EGGER Produkte wiederum zum Großteil recyclingfähig und können von Neuem in den Kreislauf eingebracht werden.

Mit dieser und vielen weiteren Maßnahmen arbeitet das Familienunternehmen laufend an seiner Zielsetzung, „Mehr aus der wertvollen Ressource Holz“ zu machen und damit nachhaltiges Leben und Arbeiten zu ermöglichen.

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