Der Spieler. Psychoanalytischer Essay eines merkwürdigen Zeitgenossen
Woran man wahre Spieler erkennt

Wer einmal ernsthaft in der Finanz-Welt tätig war, um sich sein Leben zu (v)er-dienen, der weiss dass wir hier sehr oft dem Menschen-Typus begegnen, den wir als Spieler bezeichnen. Die Finanzwelt handelt u.a. geschlechtsspezifische quasi "adultary games" 4 adults, hochriskante Derivat-Geschäfte, die als reine Männerdomänen so gar nicht zum heutigen Valentinstag passen. Zitat eines Bänkers: "Auch ich habe Devisen-Optionen gehandelt, bis es mir meine Frau verboten hat." Wir waren bei dem mit einem Kunden da, um die Möglichkeit auf dessen bereits bestehenden Fremdwährungskredit Devisenoptionen zur ABSICHERUNG DES WÄHRUNGSRISIKOS auszuverhandeln. Mit diesem Beziehungskiller-Argument hatte der Bänker die Sache für den Kunden en garde erledigt, dass sogar Hinweise auf die guten Beziehungen des Klienten in die Vorstandsetage der Bank nichts mehr retten konnten.

Was Jupiter erlaubt ist, darf das Rindvieh nur erahnen. Das hohe Spiel ist deus res, eine Sache der Götter, römisch imperial gefasst, doch was lehrte uns der kinderfreundliche Menschensohn?: "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so kommet ihr nie ins Himmelreich!" Was machen die Kinder den ganzen Tag! Sie spielen, in aller Unschuld, vor allem noch ohne Schulden.

10 Jahre erwarten wir nun den nächsten globalen Finanz-Crash, hier & heute analysieren wir, was einem Geistes-Typus die Unschuld am Spiele raubt, dass er sich in einer rechnenden Reihung zum Übel wiederfindet, bis an die Grenzen einer Finanz-Marter in den Niederungen des Privat-Konkurses. Wir Juristen sind immerhin noch Christen und regelten die Spielschuld als obligatio naturalis, was einer freiwilligen Ehrenschuld gleichkommt, sodass in der Regel nicht eingeklagt werden kann. Der Financier hingegen gehorcht völlig dem Regularium des Mammon, der mythologisch erscheint als persona, qui daemon est. Die Dämonologie vergangener Jahrtausende vermag uns wenig heute Anerkanntes zu sagen, wie auch der Priester als Vorfahre des Psychoanalytikers am Geschäftstag wenig zu sagen hat, außer er kommt als Bänker &/oder Diplomat, aber dann wird es wohl kein "echter" Priester sein, wie ein deutscher Kulturmorphologe einmal sagte. Des Hirten Regiment hat modernerweise der sozio-empathische Therapeut übernommen. Nietzsche gestand, dass er von keinem Psychologen so viel zu lernen hatte, wie von Dostojewskij, der selbst schwerstens an der Rouletterie krankte, was die Fülle seiner Schriften erklärt, wurde der russische Lebemann ja nach Zeilenhonorar bezahlt, ständig auf der Flucht vor seinen Gläubigern.

Was erfahren wir im lehranalytischen Gespräch mit dem Psychotherapeuten DDr. Kurt D./ Innsbruck über uns selbst und die zockende Mitwelt? Wir beginnen dialektisch gegensätzlich und setzen der RATIO die EMOTIO gegenüber, lassen so die Vernunft über das Gefühl nachdenken. Schon scheidet sich der roulette-ähnliche Leerverkäufer/Finanz-Trader vom Spieler. Er will im Auftrag seines Herren GELD-GEIST Vermögen möglichst rasch vermehren. Antrieb oftmals: Die GIER; zwar eine christliche Todsünde, aber durchaus zweckrational bewertbar.

Ich, berichte, dass ich als Finanz-Berater immer wieder Finanz-Händler habe "am-Tisch-festsitzen" sehen - statt dem Casino-Tisch halt am Lap-Top - und dass die dabei regelmässig & für mich merkwürdigerweise VERGAßEN GEWINNE ZU SICHERN DURCH SPIELABBRUCH, eben durch Lukrieren des Gewinns. Der Doktor erklärt:"Hier hat sich der Spieltrieb abgekoppelt von jeglicher Rationalität. Es genügt, das IM-SPIEL-SEIN." Und weiter:"Allerdings hat sich das Spiel um Geld vom Öffentlichen sehr ins Private verlegt. Der junge Spieler scheut das Gesehen-Werden. Die Lösung, das Internet-Gambling." Die Erlösung von einem schuldhaft empfundenen Verhalten werde oft selbst provoziert, indem die Haus-Bank dazu gebracht werde, die Konten zu sperren.

Wir ziehen zum Fazit der Handlung: TOTALER KONTROLLVERLUST DER NATÜRLICHEN TRIEBSTRUKTUR. Bis an die Grenze. Selbstaufgabe. Das riskiert - so der Doktor - auch der Spitzen-Sportler, wie der Extrem-Alpinist, der in den 70er oder 80er Jahren Überlebenschancen von 50% in Kauf nahm. Heute, so sage ich, dereinst erster Patientenanwalt für Psychiatrie an der Universitätsklinik in Innsbruck, heute wäre das ein Fall für eine psychiatrische Zwangsunterbringung nach geltendem UBG (UnterbringungsGesetz). Der Unterschied zur Eigenschädigungs-Fatalität des Spielers. Der starke Narzissmus des Spitzensportlers. Was tut er? Er geht an die Seins-Grenze. Was kann er? Erreichen, was niemand kann. Was will er? Siegen! Gewinnen will auch der Spieler aber ohne diesen extremen Narzissmus. Wie beim unschuldigen Kind reicht das "Im-Spiel-Sein". Vielleicht hat der Spieler deshalb sogar mehr Vergebung verdient als die Narzissten dieser Welt, bei all ihrer Anerkennung = Reichtum = Geld.

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