Alpinunfallstatistik
2.527 verletzte Bergsportler und 122 Alpintote in Österreichs Bergen

Die Anzahl der Verunfallten liegt für den Erfassungszeitraum (1.5-30.9) bei insgesamt 3.862 | Foto: Fotolia/ARochau
  • Die Anzahl der Verunfallten liegt für den Erfassungszeitraum (1.5-30.9) bei insgesamt 3.862
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TIROL. Das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit stellt für den Zeitraum vom 1. Mai bis 30. September 2020 eine Zunahme an Alpinunfällen von mehr als 30% im Vergleich zum Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre fest. Insgesamt gab es 3.204 Unfälle, die von der Alpinpolizei aufgenommen wurden. Knapp 75 Prozent der tödlichen Unfälle ereigneten sich in den Monaten Juli, August und September. In Kalenderwochen 30, 31, 33, 34 und 38 gab es sogar mehr als 200 Alpinunfälle pro Woche. 

Die Anzahl der Verunfallten liegt für den Erfassungszeitraum bei insgesamt 3.862. Verletzt haben sich 2.527 Personen. Unverletzt geborgen wurden 1.213. Blickt man auf den Mittelwert der vergangenen zehn Jahre – Gesamt-Verunfallte: 2.940, Verletzte: 1.887, unverletzt Geborgene: 909 – ist die Zunahme vor allem bei unverletzt geborgenen deutlich. 

Gute Präventionsmöglichkeiten

Laut Peter Paal, Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit, bieten unter anderem der Schul-Bergsport, Jugend-Camps, die Mitgliedschaft inalpinen Vereinen sowie deren Aus- und Fortbildungsprogramme gute Möglichkeiten zur Prävention von Unfällen. Er weist ebenfalls darauf hin, dass professionell geführte Touren durch Bergsportführer (Bergführer, Bergwanderführer, Sportkletterlehrer etc.) eine sichere Option darstellen, sich dem Bergsport zu nähern.
Für ihn belegen die Zahlen belegen, dass es vielerorts am nötigen Knowhow und Können mangelt. Die 1.213 unverletzt geborgenenPersonen befanden sich meist in Situationen, in denen sie blockiert waren. Wenn die physische oder psychische Leistungsgrenze erreicht wird, weil die Bergtour mehr abverlangt als erwartet, wird ein alpiner Notruf abgesetzt. Im Sommer 2020 liegt der Anteil der unverletzt geborgenen Bergsteiger bei 32%. Eine Ausnahme ist der Monat Juni. Hier liegt der Anteil mit 35% ein wenig höher.

50 Prozent waren Wanderer

Die Hälfte der Verunfallten waren Wanderer. Stürzen, Stolpern und Ausgleiten sind die Hauptunfallursachen beim klassischen Bergwandern. Bei den tödlichen Unfällendominiert weiterhin das Herz-Kreislaufversagen mit 34% als Ursache; ein Viertel der Personen stürzten ab, 22% stolperten, stürzten oder glitten aus. Bei den unverletzt geborgenen Personen stellten Verirren und Versteigen mit 39% sowie Erschöpfung mit 16% den Hauptgrund für das Absetzen eines Notrufs dar. 27% mehr unverletzt geborgene Personen im Klettersteig.

„Der Hauptgrund zur Absetzung eines Notrufs im Sommer 2020 bei den 107 Unverletzten auf Klettersteigen istlaut den Auswertungen mit 62% die Erschöpfung,“ betont Peter Paal. Das ist eine Zunahme um 10% im Vergleich mit dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre.

10 Personen kamen beim Klettern ums Leben, davon 5 beim Begehen eines Klettersteigs. In Summe sind in Österreich 412 Personen beim Klettern verunfallt, davon 187 Personen auf Klettersteigen. Der Trendsport Mountainbiken führt auch zu mehr Unfällen und mehr Toten.

Die Alpinunfallstatistik verzeichnet eine Zunahme der beim Mountainbiken verunfallten Personen konstant über das vergangene Jahrzehnt hinweg. Im Sommer 2020 verunfallten 837 Personen mit dem Bergrad. Zehn Mountainbiker verunglückten tödlich. Die steigenden Unfallzahlen dürften bei dieser boomenden Outdoor-Sportart vermutlich die direkte Folge von mehr Mountainbikern sein, die in Österreichs Bergen unterwegs sind, so Peter Paal.

Positive Entwicklung in Tirol

Einen positiven Trend gab es bei der Anzahl tödlicher Alpinunfälle in Tirol. Insgesamt wurden 34 Alpintote im genannten Erfassungszeitraum registriert. Die Unfallzunahme ist zwar um 40% gestiegen, gibt es jedoch 30 weniger Tote durch Alpinunfälle als im Vorjahr 2019.  Major Viktor Horvath, Leiter der Alpinpolizei Tirol, zu den Ursachen für Alpinunfälle im Sommer 2020: „Das Wetter spielte im alpinen Unfallgeschehen eine wichtige Rolle: vormittags Schönwetterperioden, nachmittags Wechsel auf Schlechtwetter mit sehr durchwachsenen Verhältnissen. Dieser Faktor wurde im Zusammenhang mit alpinen Unternehmungen in den Tiroler Bergen häufig unterschätzt.“

Anfänger stoßen an die Grenze

Bruno Berloffa, Landesleiter Stellvertreter ÖBRD Land Tirol, erklärt abschließend: „Auffällig bei vielen unserer Einsätzen ist, dass immer mehr Menschen in die Berge gehen, die absolute Anfänger sind und dort an ihre Grenzen stoßen. Dabei fällt uns auf, dass mangelnde Tourenplanung, Selbsteinschätzung und der Irrglaube, dass immer und überall eine Rettung möglich ist, die großen Herausforderungen sind.“

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