Arzler Alm
Am Sonntag ist nach fast 20 Jahren Schluss
INNSBRUCK. Am 23. Feber geht eine wahre Ära zu Ende. Seit 2001 hat die Familie Anzengruber die Arzler Alm und die Weiden bewirtschaftet. Mit seinem Schritt in die Politik verabschiedet sich Hannes Anzengruber jetzt als Wirt der Alm. Die neue Pachtausschreibung soll möglichst rasch kommen.
Familienalm
Eine Alm ohne Familie Anzengruber ist für die meisten Besucher kaum vorstellbar. Fast 20 Jahre hat die Familie für das gastronomische Angebot auf der Alm gesorgt und die Beweidung der Grünflächen vorgenommen. Die Familie hat eine große gastronomische Geschichte und unter anderem auch den Gasthof Hirschen oder das Cafe Anzengruber (jetziges Dorfpub) geführt. Hannes Anzengruber hat die Alm 2013 übernommen. Der gelernte Nachrichten- und Informatiktechniker war in einem weiteren Bildungsweg in den Tirol Kliniken beschäftigt, ehe er seine Passion mit der Arzler Alm gemeinsam mit seiner Familie auslebte. Mit seiner Entscheidung, am 27.2. beim Gemeinderat als Vizebürgermeister der Stadt Innsbruck zur Wahl anzutreten, ist die Bewirtung der Alm Geschichte. "Für mich war und ist eine klare Trennung immer ein wichtiger Faktor gewesen", hält Anzengruber dazu fest.
Trauriger Abschied
"Es ist wirklich eine zache Geschichte. Es steckt viel Herzblut in der Arzler Alm drinnen", schildert Anzengruber seine Emotionen nach der Entscheidung. Auch die Familie selbst nimmt mit viel Wehmut den Abschied vom Almleben zur Kenntnis. "Die Bewirtung der Gäste, die Betreuung der Weiden, das spannende Leben in der Natur mit seinen vielen Facetten", Hannes Anzengruber könnte mit den Erlebnissen der vergangenen Jahre wohl ganze Bücher füllen.
Naturereignisse
Von Dezember bis April sind Lawinen im Bereich der Arzler Alm "nichts Neues". Die Lawine im Jahr 2019 war jedoch ein gewaltiges Naturereignis, deren gesamtes Ausmaß erst im Sommer realisiert wurde. So wurden Fichtenbäume mit ihren Wurzeln ausgerissen und bis zu 300 Meter weit vertragen. Die umfangreichen Sanierungs- und Rekultivierungsarbeiten sind erst im Laufe dieses Jahres abgeschlossen. "Waldaufseher, Förster und die Arbeiter haben hier eine großartige Arbeit geleistet", blickt Anzengruber auf die letzten Monate zurück. "Wir haben schon bei der ständigen Beobachtung der Situation ein ungutes Gefühl gehabt. Dass sich die Lawine dann auch eine eigene Schneise sucht und derart enorme Schäden anrichtet, übertraf unsere Befürchtungen." Trotz zahlreicher Wegsperren war sowohl die gastronomische Betreuung der Alm und insbesondere auch die Bewirtschaftung der Weiden aber möglich. "Hier zeigt sich die Wichtigkeit der Wildbach- und Lawinenverbauung in diesem Bereich. Es geht ja nicht nur um die Sicherheit der Alm, sondern auch um den Schutz des Innsbrucker Wasserrevoirs", unterstreicht der künftige Bürgermeisterstellvertreter die Sicherheitsmaßnahmen.
Kommunikation
Mit ein Erfolgsgeheimnis der Arzler Alm war für Hannes Anzengruber vor allem die Kommunikation mit den Gästen. Ob "Aug in Aug" mit den Gästen am Tisch oder auch in den sozialen Medien. "Man muss sich mit dem Gast beschäftigen, ihm zuhören und auch Kritik anerkennen und analysieren", ist Anzengruber überzeugt. Auch in der Zeit einiger politisch motivierter Bewertungen der Arzler Alm hat Anzengruber den Weg beibehalten. "Das gehört leider zum politischen Leben dazu, aber ansonsten ist die Kommunikation mit dem Gast eine spannende Phase für den Wirt."
Neuverpachtung
Ab 24. Feber sind dann die Türen der Arzler Alm geschlossen. "Das Herunterfahren des Betriebs ist durchaus eine große Herausforderung. Die enge Bindung der Familie zur Alm, die bis zu 10 Mitarbeiter, die sich um das Gästewohlbefinden gekümmert haben, aber auch die Freundschaft zu den Almtieren und dessen Pflege", zählt Anzengruber einige Punkte auf, die ihn derzeit beschäftigen. Möglichst rasch soll die Ausschreibung für die Verpachtung der Arzler Alm erfolgen. Mit dem Sommerbetrieb am 1. Mai soll der neue Pächter seine Aufgaben erfüllen. Wie vom Kontrollamt gewünscht, wird auch die Ausschreibung der Arzler Alm mit einer Umsatzpacht ausgeschrieben werden. "Neben dem Gastronomischen darf aber auch die Betreuung der Weiderecht der Stadt Innsbruck nicht außer Acht gelassen werden", erinnert Anzengruber an ein breites Betätigungsfeld auf der Arzler Alm: "Die Almwirtschaft und Beweidung ist ein wichtiger Beitrag zum Naturschutz." Nach der Ausschreibung durch die verantwortlichen Ämter der Stadt trifft der Stadtsenat die endgültige Entscheidung über die neuen Pächter.
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