Frei im Theater 30
Das untergejubelte Geschenk

Foto: Stadtblatt
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Oft sah man ihn um diese Zeit als Schauspieler bei den Tiroler Volksschauspielen in Telfs. In diesem Jahr präsentiert sich Joseph Holzknecht als Theaterautor - mit seiner jüngst im Westbahntheater uraufgeführten Tragikomödie „Das Geschenk“.

Eine Zahnarztfamilie wie aus Retrozeiten zeigt uns Holzknecht zu Beginn, wo sich der Herr des Hauses nicht mal selbst das Löffelchen Honig in die Teetasse geben kann, sondern dies mit vorwurfsvollem Unterton von seiner Frau einfordert. Schon da wird einem leicht stutzig. Und tatsächlich erweist sich genau diese kleine Szene als Schlüsselsequenz. Plötzlich steht nämlich ein Androidwesen im Fifth-Element-Style da und gibt sich als Geschenk und willfähriger Wunscherfüller aus.

Was nun folgt, wird einem relativ schnell ebenso unheimlich wie zuletzt dem Digital Native-Sohn des Hauses, der dann auch als einziger konsequent die Reißleine ziehen wird. Abhängigkeiten bleiben Abhängigkeiten, das machen Holzknecht und Regisseur Hans Danner auf sehr subtile Weise sichtbar.

Und entgegen dem alten Spruch „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht in Maul“ lehrt einen dieses Stück, dass man sich von Geschenken, die einem urplötzlich untergejubelt werden, nicht einlullen lassen sollte. Auch wenn ein widerspruchsloser Komplimentemacher einem vermutlich wie ein Geschenk des Himmels vorkommen mag. Die vom Ensemble mit viel Verve gespielte Produktion ist noch bis 20. August im Westbahntheater zu sehen.

Christine Frei in ihrer Kolumne "Frei im Theater"

Frei im Theater KW 30 | Foto: Stadtblatt
Foto: Stadtblatt
Frei im Theater KW 30 | Foto: Stadtblatt
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