Demokratie im Wandel
Der Einfluss von Desinformation, KI und Daten

- Am 15. Jänner wurde ein umfassender Bericht zu Desinformation und Demokratie veröffentlicht.
- Foto: Fotolia/Luminastock
- hochgeladen von MeinBezirk Rohrbach
Vor kurzem wurde ein ziemlich umfassender globaler Bericht veröffentlicht, der sich intensiv mit der Wechselwirkung zwischen den Informationsökosystemen und der Demokratie beschäftigt. In diesem Bericht waren 60 Expertinnen und Experten beteiligt, darunter auch Prof. Matthias Kettemann von der Universität Innsbruck.
INNSBRUCK. Die Fachleute haben die Auswirkungen von Desinformation empirisch untersucht und eine umfassende Bewertung der komplexen Situation vorgenommen. Das Ergebnis, der Bericht des International Observatory on Information and Democracy, basiert auf der Analyse von über 1.600 Quellen und behandelt mehr als 40 Forschungsfragen zu 65 verschiedenen Themen in 84 Ländern. Dabei wurden insbesondere drei Hauptthemen – Medien, Künstliche Intelligenz (KI) und Datenregulierung – hinsichtlich ihrer Rolle bei der Verbreitung von Fehlinformationen und Desinformation untersucht.
„Zuvor hat keine Studie auf dieser breiten Grundlage empirisch untersucht, welchen Einfluss die Digitalisierung auf globale Demokratie hat. Die ursprüngliche Idee war es – analog zum Klimawandelbericht und der kritischen 2°-Grenze – eine eindeutige Faktengrundlage für den Gesprächsklimawandel in der digitalisierten Welt zu definieren“, schildert der Innsbrucker Digitalisierungsexperte Matthias Kettemann vom Institut für Theorie und Zukunft des Rechts.
Die umfassenden Untersuchungen zeigten jedoch, dass dies nicht möglich ist: „Wir konnten empirisch keine Belege finden, dass Desinformation die Demokratie kaputt macht. Auch wenn es anhand von Einzelphänomenen so scheint“, wartet Kettemann mit einem überraschenden Ergebnis auf. Was die Expertinnen und experten allerdings nachweisen konnten ist, dass der Diskurs über Desinformation ein wachsendes Misstrauen gegenüber Medien erzeugt. „Das Problem ist also eher, dass wir zu viel über Desinformation sprechen“, so der Internetforscher. Der Bericht kritisiert außerdem das Sammeln von Daten durch Unternehmen, die aus der Kontrolle und Nutzung dieser Daten wirtschaftliche Vorteile ziehen. Laut Kettemann fehlen in diesem Bereich weltweite Regulierungen, wie sie beispielsweise in der EU durch den Digital Services Act existieren, als auch globale Forschungsperspektiven.

- Digitalisierungsexperte Matthias Kettemann vom Institut für Theorie und Zukunft des Rechts
- Foto: Franz Oss
- hochgeladen von Martina Obertimpfler
Lücken in der Forschung
Der Abschnitt der Studie, den Matthias Kettemann verfasst hat, hebt vor allem die Lücken in der bisherigen Forschung hervor: Diese ist stark eurozentrisch und konzentriert sich hauptsächlich auf den globalen Norden, insbesondere die USA, besonders bei Themen wie Desinformation und Risikominderung. Studien zu diskriminierenden Datenpraktiken konzentrieren sich außerdem auf wenige große Unternehmen, während globale Perspektiven oft fehlen. „Die Wachstumsmärkte sind definitiv im globalen Süden“, verdeutlich Kettemann.
KI muss verantwortungsvoll genutzt werden
KI-Systeme, einschließlich großer Sprachmodelle (LLMs), werfen wichtige Fragen zu Menschenrechten, Inhaltskontrolle und Demokratie auf. Laut dem Wissenschaftler führt der Einsatz von KI in sozialen Medien, wenn er nicht überwacht wird, zu einer verstärkten Polarisierung. Der Bericht zeigt also auf, dass gut belegt ist, dass Vorurteile in KI-Ergebnissen aus Biases in den Trainingsdaten entstehen. Algorithmen erfordern Strategien für Datendiversität, Transparenz und regelmäßige Audits. Verantwortungsbewusste und ethische KI-Nutzung ist essenziell, so eine Handlungsempfehlung aus dem wegweisenden Bericht.
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