Petition
Die Eule kämpft um Weiterführung

Der Angebot der Eule umfasst Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie sowie klinisch psychologische Behandlung, alles unter einem Dach.  | Foto: Eule
  • Der Angebot der Eule umfasst Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie sowie klinisch psychologische Behandlung, alles unter einem Dach.
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INNSBRUCK. "Die Eule" kämpft ums Überleben. Eine Petition soll die Bedeutung der Arbeit der Eule unterstreichen und die Politik zum Umdenken bewegen. Die Petition finden Sie hier. Die Untersütztung für die Eule ist breit aufgestellt.

Die Eule

Betroffene reagieren geschockt: "Es betrifft nicht nur das Therapiezentrum "Die Eule" in Innsbruck, sondern alle "Die Eule" Therapiezentren in GANZ TIROL! Es betrifft somit 1200 Kinder, Jugendliche und deren Eltern, welche ab November keinen Therapieplatz mehr haben werden. Denkt an unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder. Jedes Kind hat es verdient die Unterstützung zu bekommen, die es braucht - ganz egal, welche finanziellen Mittel der Familie zur Verfügung stehen. Durch die Schließung der Therapiezentren und die Auslagerung zu freiberuflichen Therapeuten und Therapeutinnen können sich viele Familien die Therapien für ihre Kinder nicht mehr leisten. Therapie darf kein Luxus sein!!!" Das angekündigte Ende der Therapieeinrichtung sorgt für tirolweites Aufsehen. Seit 30 Jahren ist "die Eule" aktiv, 104 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen in 8 Standort in Tirol rund 1.200 Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre.

Offener Brief

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Eule wenden sich mit einem offenen Brief an Landesrätin Fischer, Landeshauptmann Platter, Bürgermeister Willi und Bürgerinnen und Bürger sowie Eltern: "Zunächst möchten wir als gesammelte Belegschaft unsere Empörung und Fassungslosigkeit über das Vorgehen der Frau Landesrätin in den Medien ausdrücken. Wir sind zu tiefst bestürzt, dass die Landesrätin, zuständig für unsere Kinder und Jugend, solche Aussagen ohnt belegbare Fakten gegenüber der Presse tätig und MitarbeiterInnen sowie Eltern von einer angeblichen Schließung aus den Medien erfahren. Dieses Vorgehen widerspricht der getätigten Aussage der Frau Landesrätin, dass es wichtig sei, dass es zu keiner Verunsicherung für die Kinder und Eltern kommt.

Die Aussage, dass die Therapeutinnen und Therapeuten in der Eule aktuell rund 400 Kinder und Jugendliche betreuen ist nachweislich falsch. Insgesamt werden in allen Therapiezentren der Eule tirolweit (nicht nur in Innsbruck) rund 1.200 Kinder, Jugendliche und deren Eltern mit rund 48.000 Therapiestunden im Jahr betreut, therapiert und begleitet, welche diese Unterstützung dringend benötigen. Das Therapiezentrum "Die Eule" bietet dabei nicht nur eine zentrale Anlaufstelle für die betroffenen Familien und interdisziplinäre Behandlungsplanung, sondern auch ein geballtes Know·how für komplexe Fälle im Kinder- und Jugendbereich und der klinisch-psychologischen Behandlung. Eine Auslagerung an private Therapieplätze ist für viele Familien finanziell kaum möglich. Besonders sozio-oökonomisch schwache Familien werden durch die Schließung, einer gemeinnützigen Institution wie "Die Eule" noch stärker belastet, was wiederum zu Lasten unserer Kinder und  Jugendlichen und somit zu unserer gesellschaftlichen Zukunft geht.

Bezüglich der Aussage, dass die therapeutische Versorgung nach der Schließuni des Therapiezentrums besichert ist, möchten wir anmerken, dass gerade die Klinisch-psychologische Versorgung in diesem Ausmaß und gerade in der momentanen Gesundheitskrise in Tirol sonst nirgends wohnortnah angeboten wird. Generell, ist gerade durch die Corona-Pandemie so viel zu sätzliches psychisches und existentelles Leid bei den Kindern und deren Familien entstanden, dass eine flächendeckende, niederschweilige interdisziplinäre therapeutische Versorgung eigentlich unbedingt aufrechterhalten und ausgebaut gehört.

Durch die Jahrelang fehlende Indexanpassung der öffentlichen Institutionen im Bereich der Therapien ist eine kostendeckende Arbeit jedoch nur schwer umsetzbar. Als soziale Organisation ist "Die Eule" besonders auf die Unterstützung und Zusammenarbeit dieser angewiesen. Somit lässt sich auch hier ein Widerspruch erkennen, wenn durch die Schließung einer therapeutischen Einrichtung Kindern und Jugendlichen eine gezielte therapeutische Unterstützung verwehrt wird, wird es später für die Kinder und Familien zunehmend schwieriger und teurer und zwar für unsere gesamte Gesellschaft.

Weiters ist uns unklar, was unter einer zukünftig wohnortnahen Betreuung und Netzwerk genau zu verstehen Ist. Das Therapiezentrum "Die Eule" besteht in 8 Tiroler Bezirken und ist somit bereits ein über 30 Jahre bestehendes Netzwerk mit fachspezifischem Know·how, das wohnortnahe Betreuung und Therapien garantiert. Wo wird die AnlaufsteIle für die Eltern in Zukunft sein? Was ist mit den Familien, die sich eine private Therapie bei einem niedergelassenen Therapeuten nicht leisten können? Wer übernimmt die diagnostischen Prozesse, die in der Eule in der interdisziplinären Behandlung includiert sind? Wer soll das zukünftig abfedern? Wer begleitet sozial schwache Familien im gesamten Therapieprozess - von Anmeldung bis Therapieabschluss? Wie kann der versprochene Ersatz kostengünstiger anleboten werden? Wer bildet in Zukunft Praktikant/innen in Ausbildung und Therapeut/Innen nach der Ausbildung im Schwerpunkt Kinder und Jugendliche aus?

Dies sind nur einige der vielen Fragen die mit einer Schließung eines gemeinnützigen Therapiezentrums einhergehen. Unserer Meinung nach, sollten diese Fragen in Zusammenhang mit einem Lösungsansatz beantwortet werden, bevor die Überlegung einer Schließung überhaupt in Frage kommt.

Daher appellieren wir als gesamte Belegschaft der Eule dringend an Sie, sehr geehrte Damen und Herren, die angedachten Maßnahmen im Sinne unserer Kinder und Jugendlichen und deren Zukunft noch einmal gründlich zu überdenken!

Breite Unterstützung

Eine eingerichtete Petition zur Erhaltung der Eule erfreut einer großen Unterstützung. Die Petition ist hier abrufbar. Bisher haben innerhalb kurzer Zeit über 2.500 Menschen ihre Unterstützung für "Die Eule" Kund getan. Petitionsaufruf:
"Wir Eltern von Kindern mit Therapiebedarf wenden uns dringend an die Damen und Herrn der Tiroler Landesregierung und die SV-Träger!
Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, Entwicklungsverzögerungen oder mit psychischen Problemen müssen jene Hilfe bekommen, die ihnen zusteht. Darum fordern wir:

  • Eine bedarfsgerechte, wohnortnahe und durchgängige therapeutische Versorgung in den Sparten Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie und Psychologie muss sichergestellt werden!
  • Die Vernetzung von Therapeut:Innen, Eltern und Schule muss ermöglicht werden!
  • Der Zugang zu Therapien darf nicht vom Geldbeutel, der Erstsprache oder dem Bildungsgrad der Eltern abhängen! Kinder in den Fokus!
  • Eine niederschwellige Beratung zum Thema Therapien und ein unbürokratischer Zugang zu diesen!
  • Die Finanzierung von niedergelassenen Therapeut:Innen und Therapiezentren muss langfristig sichergestellt werden!

Unsere Kinder sind es wert! Lassen Sie sie nicht im Stich! Schließen Sie keine etablierten, vernetzten Therapiezentren ohne einen vollwertigen Ersatz sicherzustellen.
Warum ist das wichtig?
Um am Leben teilhaben zu können, um den eigenen Alltag zufriedener bewältigen zu können, um Selbstwirksamkeit zu erfahren, um sich besser ausdrücken zu können, um die Umwelt zu begreifen, um den Schmerz los zu werden… Die Gründe für Therapien sind so vielfältig, wie es unsere Kinder sind. Im Zentrum steht aber immer eines: Dem Kind Chancen zu eröffnen! Um das Kind bestmöglich in seiner Entwicklung zu unterstützen brauchen unsere Kinder in erster Linie das, was alle Kinder brauchen: Akzeptanz, Zeit und Liebe. Darüber hinaus brauchen sie aber gezielte Förderung. Förderung die wir als Eltern nicht allein erbringen können.
Das Vorenthalten therapeutisch notwendiger Leistungen ist eine Form von Gewalt. Kinder mit Behinderungen steht auch laut UNBRK und der Kinderrechtscharta besonderer Schutz zu! Hier müssen Politiker:innen Verantwortung übernehmen!"

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