Frei im Theater 50
Ein Stück über Lebens-Transite
Proben für die Tonne seien frustrierend, schrieb das Westbahntheater in seiner letzten Aussendung. Daher schlug man dieses Mal einen ebenso mutigen wie weisen Aufführungsweg ein: eine Online-Premiere, genau am letzten Abend des Lockdowns, verbunden mit der Hoffnung, dass man die Folgetermine dann live spielen kann. Tatsächlich passte das geradezu perfekt zum aufgeführten Stück.
Denn auch „Lost in Transit“ des Augsburger Theatermachers Sebastian Seidel handelt von einem bedrohlichen Zwischenraum, der die beiden Protagonisten – einen Mann und eine Frau - zuletzt glücklicherweise doch nicht verschlucken wird, sondern ihnen möglicherweise sogar einen neuen Lebensraum eröffnet. Westbahntheater-Chef Konrad Hochgruber, der das Stück mit Veronika Schmidinger und Michael Rudigier erarbeitet hat, lässt vieles von dem, was der Text nur andeutet oder offenlässt, über ausdrucksstarke Bewegungsmuster erzählen, welche die Choreografin Eva Müller mit den beiden einstudiert hat.
Der bekannte Schlagzeuger und Percussionist Andi Schiffer hat dafür einen aufwühlenden szenischen Sound komponiert. Seidel zeigt eindrücklich und durchaus beklemmend auf, wie schnell wir allein durch den Verlust unseres Reisegepäcks unserer Identität beraubt und aus unserer vermeintlich einwandfrei funktionierenden Lebenslogistik herauskatapultiert werden. Gleichzeitig scheint zuweilen tatsächlich ein Reset nötig zu sein, um endlich in seinem eigenen Leben landen zu können.
Die weiteren Live-Termine dieser für Westbahntheater-Verhältnisse ungewöhnlich kompakten Theaterproduktion sind am 17., 18., 19., 31. Dez. und 2. Jän., jeweils um 20 Uhr bzw. an Sonn- und Feiertagen jeweils um 19 Uhr.
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