Fokus Frau
Evi Kofler will Fairness

Evi Kofler ist seit Dezember 2019 neue Vorstandsvorsitzende der Alternativen Liste Innsbruck, kurz ALI. | Foto: Isser
  • Evi Kofler ist seit Dezember 2019 neue Vorstandsvorsitzende der Alternativen Liste Innsbruck, kurz ALI.
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Die Alternative Liste Innsbruck, kurz ALI, wurde 2017 von mehreren Personen gegründet, unter ihnen Evi Kofler. Mittlerweile ist sie Vorstandsvorsitzende von ALI und hat konkrete Ziele, die sie umsetzen möchte.

STADTBLATT: Frau Kofler, warum sind Sie neben Ihrem Job noch in der Politik tätig?
Evi Kofler: Ich werde manchmal gefragt, warum ich mir das antue. Aber ich glaube, viele Leute sind von der Politik mittlerweile enttäuscht und denken sich: „Es wird sich eh nix verändern.“ Ich möchte am Vertrauen und an der Glaubwürdigkeit arbeiten, ich möchte, dass Versprechen auch umgesetzt werden. Ich finde auch, dass Menschen mehr einbezogen werden sollen. Politik muss mehr auf der Straße passieren und braucht mehr Bürgerbeteiligung.

Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Ich komme aus dem Sozialbereich, insofern sind mir besonders soziale Themen wichtig. Ganz besonders das Thema „Wohnen“. In Innsbruck sind die Mieten mittlerweile kaum bezahlbar: 700 Euro für ein Zimmer – wer kann sich das noch leisten? Wohnen muss unbedingt bezahlbar sein. Es muss ein klares Bekenntnis zum Recht auf Wohnen geben. Dazu gehört auch, dass man bei Bauprojekten schaut, dass mindestens 25 % – wünschenswert wären 50 % – zur gemeinnützigen Verwendung gebaut werden. Wir bringen zu diesem Thema regelmäßig Anträge ein, zuletzt zum Thema „Leerstand“.
Auch der öffentliche Verkehr muss günstiger werden, wir sind für einen „Null-Tarif“. Das gibt es schon in anderen Städten.

Wie stehen Sie zum Thema „Frau“?
Es war gerade der Equal-Pay-Day, ein wichtiger Tag, denn Frauen müssen endlich für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn bekommen. Leider ist die Lohnschere noch immer nicht geschlossen. Man darf auch nicht vergessen, dass Frauen viel auf ehrenamtlicher Ebene leisten. Toll ist hier die Frauenvernetzungsgruppe Tirol, in der kann man sich austauschen und Aktionen planen.
Frauen übernehmen sehr viel Pflegearbeit und Kindererziehung – und das ohne Lohn dafür zu bekommen. Das gehört endlich anerkannt und auch entlohnt. Denn schlussendlich fehlen einem die Versicherugszeiten, was sich dann wieder in der Pension auswirkt. Das ist unfair.

Günstiges Wohnen, Gratis Öffis, Frauen werden für Pflegearbeiten und Kindererziehung bezahlt – das klingt ziemlich teuer. Wie soll man das finanzieren?

Es gibt verschiedene Wege Geld zu lukrieren, zum Beispiel über die Steuer. Es braucht eine Vermögenssteuer. Es gibt auch viele Unternehmen in Österreich, die gar keine Steuern bezahlen. Und Pflege ist auch sonst nicht gratis – das einfach ins Private zu verlagern, ist keine Lösung. Alleine in Europa gibt es 57 Städte und Kommunen, die eine günstige oder gratis Lösung für den öffentlichen Verkehr gefunden haben und sie sind sich einig, dass der Verkehr insgesamt dadurch entlastet wird. Die Mobilität muss erleichtert werden. Wir wollen auch eine Faircard, die soll auch ermäßigte Eintritte ermöglichen. Man darf auch ruhig etwas fordern, was im ersten Moment unrealistisch wirkt – und sich dann schrittweise dem Ziel annähern. Beispielsweise die 35-Stunden-Woche. Andere Länder haben gezeigt, dass es möglich ist, da ist dann Vollzeit eine 30-Stunden-Woche. Dadurch gab es weniger Krankenstände und weniger Burn-outs, insgesamt wurden die Menschen produktiver. Man hat nur einen bestimmten Satz an Produktivität am Tag, das weiß jeder von uns. Es ist außerdem wichtig, Zeit zum Leben zu haben – auch für politische Arbeit braucht es diese Zeit, das sind ja nicht Dinge, die einem einfach zufliegen. Das kann ich nicht machen, wenn ich Freitagabend völlig erschöpft nach Hause komme und froh bin, wenn ich niemanden mehr sehen muss.

Zur Person:
Evi Kofler ist 38 Jahre alt und Ergo-Therapeutin, nachdem sie zuvor im Wirtschaftsbereich tätig war. Politisch aktiv ist sie seit zehn Jahren und seit fünf Jahren arbeitet sie ehrenamtlich in sozialen Vereinen. Seit der Gründung 2017 ist sie bei ALI und seit Dezember 2019 Vorstandsvorsitzende.

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