Tiroler Landestheater
Grandioses Schauspiel von Max Simonischek – Der Bau

Max Simonischek spielt ein Menschentier in einer unterirdischen Welt. | Foto: Andrea Leichtfried
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INNSBRUCK."Der Bau" ist ein Schauspiel von Max Simonischek nach der Erzählung von Franz Kafka. Die Produktion ist eine Übernahme vom Theater Neumarkt Zürich. Kafkas Erzählung "Der Bau" ist das Protokoll einer unterirdischen Welt, in der Glück und Paranoia eng verschwistert sind. Es beschreibt die Gedankenwelt eines Art Menschentiers. Max Simonischek führt Regie und ist Hauptdarsteller.

Dieses Wesen – eben ein kafkaeskes, denkendes Tier – lebt in einem gedanklichen Kreuzzug: Es befindet sich in einem permanenten Ausnahmezustand, gerichtet gegen die Außenwelt, gegen mögliche Eindringlinge, gegen das Fremde. Das kleinste Geräusch ist Maximal-Stress für den Erschaffer des Baus. "Der Bau" ist eine Parabel über die Gesellschaft, die permanent Risiken schafft, indem sie diese zu verhindern sucht. Wie in allen Erzählungen Kafkas werden auch hier die Wesen, Tiere, Menschen, Männer von den Konsequenzen ihres Handelns und Denkens unerbittlich vor sich hergetrieben, meist verlassen von jeglichem Realitätssinn.

Er ist glücklich in seinem "Bau". | Foto: Andrea Leichtfried
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Franz Kafka

"Der Bau" ist die aufregendste Erzählung Kafkas, obwohl sich im gewöhnlichen Sinne des Wortes nichts darin "ereignet". Es ist die menschlichste von allen seinen Erzählungen, obwohl die Hauptperson ein Tier ist. Sie entstand im letzten Winter (1923-24) vor seinem Tod und wurde angeblich in einer Nacht niedergeschrieben. Seit Juli 1923 war Kafka in Berlin. Dieser Berliner Aufenthalt bedeutet für ihn die erste entscheidende Trennung von seinen Eltern. In dieser Zeit versucht er, die Selbständigkeit und Unabhängigkeit, nach der er im Innersten seines Wesens immer gestrebt hatte, zu verwirklichen. Er gründet mit Dora Diamant ein Heim.

Simonischek – verlassen von jeglichem Realitätssinn | Foto: Andrea Leichtfried
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Max Brod – Dora Diamant

Der veröffentlichte Text ist ein Fragment. Gemäß einer Mitteilung von Dora Diamant war jedoch die Arbeit vollendet. Die letzten Seiten sind verlorengegangen oder von Kafka vielleicht absichtlich vernichtet worden. Sowohl Max Brod als auch Dora Diamant weisen auf den autobiographischen Charakter der Erzählung hin; allerdings in verschiedener Weise. Nach Max Brod schrieb Kafka die Erzählung: "Beglückt von der neuen Wohnung und einem eigenen Hausstand". Dora Diamant sagt: "Es war eine autobiographische Geschichte, und vielleicht war es eine Vorahnung der Rückkehr ins Elternhaus und des Endes der Freiheit, die in ihm dies panische Angstgefühl erregte."

Verzweifelt und doch von sich überzeugt – das kleinste Geräusch verunsichert. | Foto: Andrea Leichtfried
  • Verzweifelt und doch von sich überzeugt – das kleinste Geräusch verunsichert.
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Dichterische Schöpfung

Vielleicht sind jedoch beide Bemerkungen verfehlt, nicht, weil sie sich widersprechen, sondern weil sie zu kurz gedacht sind. Es ist eine weit verbreitete Ansicht, eine dichterische Schöpfung sei erklärt, sobald ein autobiographisches Element darin nachgewiesen werden kann. Vielleicht ist aber solch ein Vorgehen nichts anderes als ein Mittel, über die Schwierigkeit der Deutung hinwegzutäuschen und das zu ersparen, was diese eigentlich leisten sollte. Gewiss darf die Deutung das Autobiographische nicht überspringen. Dieses erschöpft sich jedoch keineswegs im Aufweisen bestimmter Erlebnisse, die in der Dichtung ihre Nachwirkungen gefunden haben sollen, auch nicht in der Bestimmung des Zeitpunktes, an dem das Werk entstanden ist. Erst wenn alles zufällig Vorfällige überschritten ist, und das heißt zugleich das "Autobiographische" im gewöhnlichen Sinne des Wortes, kann von einer Dichtung gesprochen werden. Dies Überschreiten ist nicht ein Verlassen der Ebene der Geschichte, sondern gerade ein Offenbaren derselben.

Nur diese eine Lampe gibt ihm Licht und erinnert etwas an die Außenwelt. | Foto: Andrea Leichtfried
  • Nur diese eine Lampe gibt ihm Licht und erinnert etwas an die Außenwelt.
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Biographie

Max Simonischek wurde 1982 in Berlin geboren. Nach seinem Schauspielstudium an der Universität Mozarteum in Salzburg erhielt er Engagements unter anderem am Wiener Burgtheater, am Maxim Gorki Theater Berlin, an den Münchner Kammerspielen, den Salzburger Festspielen, den Bregenzer Festspielen, den Schauspielhäusern Stuttgart und Frankfurt und am Deutschen Theater Berlin. Er arbeitet mit Regisseuren wie Andreas Kriegenburg, Andrea Breth, Stephan Kimmig, Johan Simons und Jan Bosse zusammen. Neben Lesungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz steht er regelmäßig für Film und Fernsehen vor der Kamera, etwa als Kommissar in der eigenen ZDF TV-Reihe "Laim", in "Hindenburg" oder "Gotthard" sowie in den Kinofilmen

  • Der Verdingbub
  • Am Hang
  • Akte Grüninger
  • Die Göttliche Ordnung
  • Zwingli

2015 inszenierte und spielte Max Simonischek erstmals am Züricher Neumarkt Theater Franz Kafkas "Der Bau", den er folgend unter anderem am Burgtheater Wien, den Salzburger Festspielen sowie am Schauspiel Frankfurt zeigte. Max Simonischek erhielt für seine Theaterarbeiten den "Wiener Theaterpreis Nestroy" und den "Friedrich Luft Preis" für die beste Berliner Inszenierung, für seine Filmarbeiten den "Deutschen Fernsehpreis" für "Hindenburg" sowie den "Schweizer Fernsehpreis" für "Der Verdingbub". Außerdem erhielt er zwei Nominierungen zum "Schweizer Filmpreis" als Bester Hauptdarsteller.

Max Simonischek, Schauspieler und Regisseur, lebt in Tirol. | Foto: meinbezirk.at
  • Max Simonischek, Schauspieler und Regisseur, lebt in Tirol.
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Premiere

Im Jänner hat Simonischek mit den Proben zu seinem Kafka-Projekt "Kafka umírá – Kafka stirbt" mit Kollegen aus dem Schauspielensemble begonnen, bei dem er erstmals Regie führt. Premiere wird im Juni 2022 sein.

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