Initiative macht Belästigung sichtbar
„He, Puppe!“

Drei von vier Frauen werden laut Statistik im Laufe ihres Lebens mindestens einmal sexuell belästigt. | Foto: Florian Scheible
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  • Drei von vier Frauen werden laut Statistik im Laufe ihres Lebens mindestens einmal sexuell belästigt.
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INNSBRUCK. „Catcalls“ sind verbale sexuelle Belästigungen oder auch anzügliche Kommentare, die zumeist Männer Frauen an öffentlichen Orten nachrufen. Die Initiative „Catcalls of IBK“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese „Catcalls“ mit farbiger Kreide auf die Innsbrucker Straßen zu schreiben und dadurch auf Belästigung aufmerksam zu machen.

„He, du Geile!“

Drei von vier Frauen werden laut Statistik im Laufe ihres Lebens sexuell belästigt. „Die verbalen Belästigungen „Catcalls“ beinhalten Objektifizierungen wie: „Hey Puppe!“, Sexualisierungen wie: „He, du Geile!“ und Reduzierungen der Betroffenen auf ihre Körper: „Dein Po ist ne 10/10!“. Oft beinhalten Catcalls aber auch Rassismen, Diskriminierungen, Ableismen und Abwertungen, bis hin zu Bedrohungen und Nötigungen von Personen“, erklärt Lea von „Catcalls of Ibk“.

„Wir machen Belästigung im öffentlichen Raum sichtbar, indem wir Catcalls an die Orte, an denen sie passiert sind mit Straßenkreide auf den Boden schreiben.“

Betroffene haben keine Schuld

Durch diese Kreideaktionen soll den Betroffenen von „Catcalling“ ein Stück Straße zurückgegeben werden, das ihnen bei einer Belästigung im öffentlichen Raum genommen wurde. „Wir möchten damit zeigen, dass sie nicht alleine sind und für das, was ihnen passiert ist nicht verantwortlich sind – denn „gecatcallte“ Personen tragen für die ihnen widerfahrene Belästigung keinerlei Schuld. Wir geben ihnen ein Sprachrohr und ermöglichen ihnen sich gegenseitig auszutauschen und zu unterstützen,“ so Lea.  Dabei sei die Botschaft ganz klar: „Nein, Catcalling ist nicht ok!“.

Bewegung hat Ursprung in New York

Viele Frauen sind von sexualisierter Belästigung im öffentlichen Raum betroffen. Dabei ließ sich die Initiative von Catcalls of New York inspirieren, die diese Idee ins Leben gerufen haben. Mittlerweile sind „Catcall-Initiativen“ über den gesamten Globus verstreut. „In Anlehnung an diese Protestbewegung haben wir uns also zusammengeschlossen und Catcalls of IBK gegründet, um so auch in Tirol aktiv auf das Thema aufmerksam zu machen und Betroffenen Gehör zu verschaffen“, sagt Lea. Außerdem sollen „Catcalls“ künftig strafbar sein, fordert die Initiative. Auch eine Petition wurde bereits ins Leben gerufen. „Die Petition wurde von „Catcalls of Graz“ und „Catcalls of Leoben“ gestartet. Wir unterstützen sie dabei, indem wir die Petition auf unserer Facebook- und Instagram-Seite teilen und so ordentlich die Werbetrommel schlagen. Zurzeit läuft die Petition jedoch schleppend. Wir haben allerdings noch 3 Monate Zeit, um Unterschriften zu generieren und sind zuversichtlich, dass wir durch diese auf das Thema „Catcalling“ aufmerksam machen können.“

„Sowas passiert doch in Innsbruck nicht“

„Da wir die Catcalls im öffentlichen Raum ankreiden, sind wir ständig jeglicher Form von Resonanz ausgesetzt. Oft bedanken sich Passantinnen und Passanten einfach nur bei uns oder teilen uns mit, dass sie schon einmal von der Aktion gehört hätten und es wichtig finden, dass endlich jemand was dagegen unternimmt. Aber natürlich gibt es auch Kritikerinnen und Kritiker, die den Hintergrund warum wir aktiv sind, nicht nachvollziehen können oder wahrhaben wollen. Eine klassische „Kritik“ unter diesen ist beispielsweise: „Sowas passiert hier in Innsbruck nicht!“ – doch, leider schon! Unserer Erfahrung nach zu urteilen, kommen Catcaller und Catcallerinnen aus allen Schichten und nicht nur aus einer bestimmten Personengruppe. Catcalling passiert zu jeder Tag- und Nachtzeit und in allen Teilen unserer Stadt. Sexismus und mangelnde Sensibilität im Umgang mit Personen im öffentlichen Raum sehen wir als ein alltägliches, aber auch strukturelles Problem. Belästigung passiert ständig und bedarf stetiger Aufmerksamkeit", so Lea.

Friedliche Form des Protests

Das Ankreiden soll eine sehr friedliche Art des Protestes sein. Auf diese Weise könnten ganz unterschiedliche Menschen, aus unterschiedlichsten Schichten und mit unterschiedlichster Sozialisierung erreicht werden, erklärt Lea. „Jede Person hat die Möglichkeit sich Zeit zu nehmen, stehenzubleiben, zu lesen und darüber nachzudenken. Außerdem haben wir auch so die Möglichkeit Belästigungen in der Öffentlichkeit an genau den Orten, an denen sie tatsächlich passiert sind. Mit unseren Ankreidungen möchten wir die Gesellschaft für ,Catcalling‘ sensibilisieren, Betroffene unterstützen und natürlich auch politische Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Denn Catcalling ist leider Teil unseres alltäglichen Lebens. Wir als Gesellschaft sollten uns also darüber Gedanken machen, wie wir gegen Catcalling vorgehen wollen.“

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