Gefräßig
Innsbrucks Bäume mit Wespentaille

Die Bäume mit Wespentaille haben keine lange Überlebenschance. | Foto: BB IBK
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  • Die Bäume mit Wespentaille haben keine lange Überlebenschance.
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INNSBRUCK. Wer aktuell die Innpromenade entlang spaziert, wird in die Vielfalt der Natur eingeladen. Die ersten bunten Frühlingsboten oder Entenfamilien und Schwäne sind tolle Fotomotive. Ebenfalls vielfach zu sehen, die deutlichen Spuren der nachtaktiven Biber an den Bäumen.

Schutz

Im vergangenen Jahr war der Schutz der Bäume vor e den Bibern vor allem in Hötting West ein großes Thema. Inzwischen haben die Nager den ganzen Innverlauf ins Visier genommen und zahlreichen Bäumen eine Wespentaille verpasst. Der Biber zählt zu den bedrohten Tierarten Europas, weshalb er und sein Lebensraum nach den Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien streng geschützt sind. „Da ein Ast, dort ein angeknabberter Baumstamm und ein Biberdamm – das kleine Nagetier macht sich in Innsbruck wieder bemerkbar. Knapp 200 Jahre nach seiner Ausrottung kehrt der fleißige Landschaftsgestalter wieder heim und erobert sich langsam seine früheren Lebensräume in Tirol zurück. Im Herbst und Winter sind entlang des Inns und anderen Gewässern die Spuren des zweitgrößten Nagetieres der Welt zu entdecken.“ Innsbruck informiert hat vor 4 Jahren über die Biber berichtet.

Zaungeflecht

"Wir beobachten die Situation laufend und schützen die besonders erhaltenswürdigen Bäume mit Zaungeflecht. Dies, und die weiteren notwendigen Maßnahmen entlang des Lohbaches (z.B. Absenkung Biberdämme) erfolgen in Abstimmung mit der Biberbeauftragten des Landes Monika Eder. Auf Grund des Schutzes des Bibers kann von uns nicht mehr unternommen werden", informiert StR Uschi Schwarzl im November 2021 auf Anfrage der BezirksBlätter Innsbruck-Redaktion. Der Baumschutz mit Zaungeflecht wird nicht nur am Lohbach umgesetzt, sondern bei Bedarf im gesamten Stadtgebiet (z.B. Hallerstraße Innböschung).

Während seine Gefräßigkeit gut zu sehen ist, ist der Biber eher selten zu sehen. | Foto: Eder-Trenkwalder
  • Während seine Gefräßigkeit gut zu sehen ist, ist der Biber eher selten zu sehen.
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Sicherheitsmaßnahmen

Zum Thema Sicherheit stellt die Stadt Innsbruck im Feber 2018 fest: „Die Stellen und der Damm am Lohbach werden wöchentlich von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Amtes für Grünanlagen – Pflege und Service auf angefressene Bäume kontrolliert. Im Falle, dass ein Baum so stark angefressen wurde, dass er umstürzen könnte, wird er aus Sicherheitsgründen gefällt. Wenn möglich, wird der Baum oder zumindest einen Teil der Äste als Futter für die Biber liegen gelassen.“ Um der Sorge der Anrainerinnen und Anrainer um dem Erhalt der Bäume gerecht zu werden sowie um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, hat das Amt für Grünanlagen der Stadt Innsbruck nach Rücksprache mit der Biberbeauftragten des Landes einen Großteil der Bäume mit sogenannten Drahthosen gegen Biberverbiss geschützt. Der Biber ernährt sich rein vegetarisch. Im Sommer frisst er fast alles was grün ist – im Winter sind Baumrinden oft die einzige Nahrung.“

Auch in der Höttinger Au zeigen sich die Spuren der Biber. | Foto: BB IBK
  • Auch in der Höttinger Au zeigen sich die Spuren der Biber.
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Lebensraum

„Einen Damm baut der Biber, da er ein korpulentes Tier ist und zum Schwimmen eine gewisse Wassertiefe benötigt. Durch den konstanten Wasserspiegel hinter einem Damm kann der Biber außerdem seine Behausung, die Biberburg vor Feinden schützen. Der Eingang zur Biberburg soll stets unter Wasser liegen“, gibt die Biberbeauftragte des Landes, Monika Eder-Trenkwalder einen Einblick. Durch die lebensraumgestaltende Fähigkeit ist eine Dynamik in den Gewässerraum zurückgekehrt, die lange Zeit gefehlt hat. Indem er am Ufer gräbt und Bäume bearbeitet, schafft er neue Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten und Erlebniswelten für den Menschen. Der possierliche Nager wird grundsätzlich als Baumeister und Landschaftsgärtner bezeichnet, dessen Aktivitäten für eine Renaturierung der Uferflächen sorgt und zugleich die Artenvielfalt fördert. Vor allem Insekten, Amphibien, Reptilien, Fische und Vögel profitieren von den neuen Strukturen. Interessierte können sich anhand der Biberbroschüre informieren: https://www.tirol.gv.at/umwelt/naturschutz/biberbetreuungsstelle/

Vorne das Werk des Bibers, im Hintergrund die Wohnhäuser in Hötting West. | Foto: BB IBK
  • Vorne das Werk des Bibers, im Hintergrund die Wohnhäuser in Hötting West.
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Biberheimat

In der Biberbroschüre des Landes Tirol "Biber in Tirol" wird der Lebensraum aus Sicht der Biber beschrieben: "Grundsätzlich sind wir sehr flexible Tiere, aber wir schätzen langsam fleießende Bäche und Flüsse, größere Weiher und Seen mit lichten Weichholzauen an den Ufern, und das alles am besten in einer naturnahen, wenig belasteten Landschaft. Um unseren ökologischen Ansprüchen gerecht zu werden, sollen die Fließgewässer möglichst vielfältig gegliedert sein. Wichtig ist, dass Stellen mit mindestens 80 cm Wassertiefe sowie steile, grabbare Uferpartien mit lehmigem Erdreich vorhanden sind. Da können wir dann bestens unsere Baue, Burgen und Röhren anlegen. Für unseren Speiseplan benötigen wir in ausreichendem Maße Ufergehölze, vor allem Weiden wegen der saftigen Rinden, aber auch Röhricht- und Wasserpflanzen. So lässt es sich als Biberfamilie hervorragend leben!"

Steckbrief

Der Europäische Biber (Castor fiber) ist das größte Nagetier Europas und das zweitgrößte weltweit – nach dem Südamerikanischen Wasserschwein. Ein ausgewachsenes Tier wird etwa 1,30 Meter lang. Davon entfallen rund 30 Zentimeter auf die „Kelle“, den typischen Schwanz des Bibers. Das Gewicht eines Bibers kann bis zu 30 kg betragen.

Der Biber-Steckbrief | Foto: bund-naturschutz.de
  • Der Biber-Steckbrief
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Rückkehr

Weiters informiert die Biberbroschüre des Landes: "Es hat also etwa 180 Jahre gedauert, ehe wir um 1990 wieder nach Tirol in unsere frühere Heimat zurückgekehrt sind. Wir sind aber nicht von euch Menschen wieder angesiedelt worden, sondern einige Verwandte wanderten aus Bayern entlang von Inn und Großache ein und gründeten neue Reviere. Es entstanden kleine Populationen in den Innauen bei Kufstein und an der Großache. Seit einiger Zeit vollführen wir eine stete Wanderbewegung dem Inn entlang flussaufwärts und haben mittlerweile an fast allen größeren Flüssen und Bächen von der Großache im Osten bis ins westliche Tiroler Oberland zahlreiche Reviere mit etwa 350 Bibern gegründet. Dennoch muss die Tiroler Biberpopulation immer noch als gefährdet angesehen werden, denn wir entwickeln nur sehr langsam eigenständige Biberfamilien. Der erste Nachweis von in Tirol geborenen Bibern stammt vom Frühsommer 2007."

Geschützte Tierart

Zum Thema Schutz des Biber finden sich in der Biberbroschüre folgende Informationen: "Wir stehen in Tirol nach europäischem Recht, nach dem Tiroler Naturschutzgesetz und der Tiroler Naturschutzverordnung unter Schutz. Wir sind nach europäischem Recht in der sogenannten Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, kurz FFH-Richtlinie, gelistet. Die Tiroler Naturschutzverordnung 2006, LGBl. Nr. 39/2006, listet uns in Umsetzung der FFH-Richtlinie in ihrer Anlage 5, daher sind wir gemäß § 4 Abs. 2 dieser Verordnung i.V.m. § 24 Abs. 2 des Tiroler Naturschutzgesetzes 2005, LGBl. Nr. 26/2005, zuletzt geändert mit LGBl. Nr. 32/2017 eine geschützte Tierart, hinsichtlich der, in allen Lebensstadien, alle absichtlichen Formen des Fangens oder des Tötens, jedes absichtliche Stören, insbesondere während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Überwinterungs- und Wanderzeit, jedes Beschädigen oder Vernichten der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten wie auch der Besitz, Transport, Handel oder Austausch verboten sind."

Der Biber zählt zu den bedrohten Tierarten Europas, weshalb er und sein Lebensraum nach den Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien streng geschützt sind. | Foto: TJV
  • Der Biber zählt zu den bedrohten Tierarten Europas, weshalb er und sein Lebensraum nach den Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien streng geschützt sind.
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