Kulturkritik
Intensiv abgründige Kammerspiele
INNSBRUCK. Das Innsbrucker Kellertheater und Theater praesent zeigen nach ihrer Zwangspause atemberaubend gutes Schauspiel.
Endlich Publikum
Nach Monaten der Premieren ohne Publikum hat nun auch die freie Szene endlich wieder die Möglichkeit, ihre Produktionen herzuzeigen. Sowohl Kellertheater wie auch Theater praesent locken dabei mit ebenso grotesk abgründigen wie brillantem Kammerspiel. Klaus Rohrmoser hat für die mörderischen Machtspiele zwischen den beiden Schwestern Claire und Solange in Jean Genets Klassiker „Die Zofen“ grünen Pannesamt ausgelegt. Julia Jenewein (Regie) und Katharina Ganner (Ausstattung) lassen die beiden vermeintlichen Freundinnen Anna und Elisabeth in Jakob Noltes „Gespräch wegen der Kürbisse“ hingegen vor einem mit blassgrünen Styroporchips gefüllten Gewächshaus aneinandergeraten.
Dichtung und Wahrheit
Das Geräusch des sich bewegenden Füllmaterials erinnert einen dabei unwillkürlich an das Meeresrauschen in Annas anfänglicher Urlaubserzählung, in welche sie unversehens eigene schräge Assoziationen einbaut. Sehr schnell wird klar: Die beiden kennen ihre wechselseitigen neuralgischen Punkte und lassen auch keine Gelegenheit aus, sich gegenseitig verbal an den Haaren zu ziehen. Elena-Maria Knapp und Margot Mayrhofer entwickeln daraus ein atemberaubendes Spiel, wo hinter jedem Satz eine neue Ungeheuerlichkeit lauert, welche einen immer wieder staunen und laut auflachen lässt.
Rache und Selbstvernichtung
Nicht minder intensiv die Dynamik zwischen den geknechteten Zofen im Keller: Es ist phasenweise geradezu beklemmend, mit welch sadomasochistischer Lust sich Tamara Burghart und Wiltrud Stieger als Zofenschwestern in ihre Mord- und Vergeltungsfantasien gegenüber ihrer Herrin Nathalie Sprenger hineinspielen und sich dabei schließlich selbst vernichten. Fast hätten wir im Pandemiemodus darauf vergessen, dass unmittelbare Nähe und Macht(missbrauch) natürlich auch immer wieder das Monster im Menschen hervorbringt. (CF)
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