Invasion der Metalgötter – Obituary in Innsbruck

Dust Bolt interagierten ständig und auf witzige Art und Weise mit dem Publikum.
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  • Dust Bolt interagierten ständig und auf witzige Art und Weise mit dem Publikum.
  • hochgeladen von Melanie Haberl

INNSBRUCK (mel). Wenn an einem Konzertabend Black, Death und Thrash Metal geboten wird, kann das in ein übles Durcheinander ausarten. Es kann aber auch eine erfrischend-abwechslungsreiche Nacht werden, wie vergangenen Freitag im Weekender. Obituary, die Death-Metal-Ikonen aus Florida, luden gemeinsam mit den bayrischen Thrashern "Dust Bolt" im Rahmen ihrer "Inked In Blood Tour" zum Konzert nach Innsbruck.
Kräftigen Support bekamen sie im Vorprogramm von den Black Metallern "Posthum" sowie von "M-Pire Of Evil". Aber jetzt der Reihe nach.

Posthum sorgten für den feinen Einklang

Mit dem Auftritt einer Black Metal Band verbindet man oft düsteres Ambiente, Kerzen, Corpsepaint und viel Rauch. Posthum kamen ohne Schnörkel und Schminke aus und legten einfach los. Ihr Aussehen mag zwar unspektakulär sein, dafür war ihr Sound umso facettenreicher. Und um den geht es ja.
Statt schwarzem Einheitsbrei servierten die Norweger also ihr basslastiges Donnerspiel. Ihre Musik mag zwar noch nicht völlig ausgereift sein, dafür tragen die Nordmänner aber noch haufenweise Potential in sich, das sie hoffentlich bald auszuschöpfen wissen. Doch der Sound reichte völlig, um den Weekender, der sich von Minute zu Minute mehr füllte, schon ein bisschen in Stimmung zu bringen.

Turnstunde mit Dust Bolt

Nach kurzem Umbau und Rauchpause hieß es Manege frei für Dust Bolt, die Thrash-Aufsteiger aus Bayern. Ihren beiden Alben nach zu urteilen, können die Jungs ordentlich auf die Kacke hauen. Und ja, der Live-Eindruck bestätigt: ihre überwältigende Performance macht den eh schon sehr schnittigen 80er-Jahre Thrash nochmals cooler und authentischer.
Gut, dass die Zuschauer bereits erste Aufwärmübungen bei Posthum absolvierten, sonst hätte es sicherlich einige gerissene Bänder und verdrehte Genicke gegeben. Denn Dust Bolt brachten ihre Partybotschaft in jede noch so versteckte Ecke. Hüpfend, laufend, schreiend, klatschend und Grimasse ziehend verwandelten die vier Bayern die Bühne in einen kleinen Turnsaal. Schneller als eine Grippewelle breitete sich das Dust Bolt-Fieber auch im restlichen Weekender aus und ehe man sich versah, moshte das Publikum in den ersten Reihen was das Zeug hielt. Rein optisch hätte dieser Auftritt gewiss einen guten Werbespot für Energydrinks abgegeben.
Also: Hut ab vor den vier jungen Bayern! Hier können Slayer & co. beruhigt in Pension gehen, die nächste Generation motivierter Thrasher steht schon in den Startlöchern!
(Hier geht's übrigens zum Interview mit Dust Bolt)

Cool Down mit M-Pire Of Evil

Nach dem schweißtreibenden Auftritt von Dust Bolt wurde erstmal die Bar gestürmt. Und zwar von allen gleichzeitig. Da kam neben der flüssigen auch die musikalische Abkühlung gerade recht: M-Pire Of Evil. Von einer Band, die von zwei ehemaligen Venom-Mitgliedern aus der Taufe gehoben wurde, erwartet man sich natürlich einiges. Doch das, was sie am Freitag auftischten, war leider nicht mehr als ein unübersichtliches Gebräu aus Thrash und Heavy Metal. Gut, der Sound war jetzt nicht schlecht, lag aber dennoch unter den Erwartungen. Was sie dafür aber exzellent beherrschten, war das Posen auf der Bühne. Im Hippie-Look und mit Dauergrinser im Gesicht wollte Gitarrist Jeffrey Dunn zumindest noch optisch ein paar Sympathiepunkte abstauben.
Alles in allem haben mich M-Pire Of Evil jetzt nicht vom Hocker gehauen, boten aber trotzdem eine würdevolle Überbrückung zum Headliner. Diesen Gig zwischen Dust Bolt und Obituary hat es einfach gebraucht, sonst wäre vermutlich ein Drittel des Publikums an Kreislaufversagen gestorben.

Obituary, die wortlosen Allmächtigen

Mit "Obituary"-Rufen in Dauerschleife lockte das Auditorium die Death-Könige aus ihrem Versteck. Die seit knapp 30 Jahren bestehende Band rund um die langhaarige Blondine John Tardy bestieg die Bühne wie die Götter den Olymp, mit Bier in der einen und Motivation in der anderen Hand. Leider ohne richtige Begrüßung starteten sie sogleich ihre erbarmungslose Groove-Death-Walze.
In der Setlist fanden sich sowohl einige neue Songs, als auch ganz, ganz alte Meisterwerke. Diese bescherten vor allem den älteren Semestern feuchte Augen und nostalgische Momente. Bereits am Anfang war das Publikum energisch bei der Sache, und der Mitmachfaktor stieg mit jeder Sekunde noch weiter an.
Nach und nach sind die Besucher dann aber dann so richtig ausgezuckt: Immer wieder bestiegen Zuschauer die Bühne und warfen sich todesmutig in die Menge. Ob's der Band gefallen hat, kann man nicht sagen. Obituary verloren kein Wort über die Stagediver – sie blieben einfach cool und spielten gnadenlos weiter.
Sowohl mittendrin in dem moshenden Mob als auch aus dem Abseits war zu bemerken: Das Publikum verfiel in eine wahre Ekstase, einfach absolut jeder ließ sich vom donnernden Sound mitreißen.
Nach nicht ganz 80 Minuten beendeten die Death-Kanonen aus Florida ihr Stakkato und hinterließen vor Freude aufgelösten Metalheads. Es ist einfach unglaublich, welche Anziehungskraft und Power diese Band auch nach über 30 Jahren im Geschäft noch ausstrahlt.

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