Dorfbus und Biofernheizwerk
"Marke Igls" braucht endlich klare Konzepte

Verkehrschaos in Igls: Ein Dorfbuskonzept würde nachhaltig die Verkehrssicherheit erhöhen und einen Beitrag zum Ortsbildschutz sein. | Foto: BezirksBlätter Innsbruck
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Eigentlich hat Igls viel zu bieten: Eigentlich - stattdessen "lässt man die erfolgreiche Marke Igls verkommen und alle Ideen, Konzepte und Projekte scheinen für die Stadtverantwortlichen nicht von Interesse zu sein". Bei einem Lokalaugenschein mit den Iglern Arthur Bellutti (erfolgreicher Unternehmer) und Rudi Federspiel (langjähriger Politiker) geht es um Alltagsprobleme und nachhaltige Konzepte zur Dorferhaltung und touristischen Ausrichtung.

INNSBRUCK. Igls, damals ein bekannter Luftkurort, wurde 1942 in die Stadt Innsbruck eingemeindet. Mit den Olympischen Winterspielen erreichte Igls eine weltweite Bekanntheit. "Aber seit vielen Jahren werden alle Ideen, Projekte und Konzepte für eine sinnvolle und nachhaltige Dorf- und Stadtteilentwicklung, aber auch im touristischen Bereich einfach negiert", ziehen Arthur Bellutti und Rudi Federspiel ihre Bilanz. Diese betrifft sowohl Projekte aus dem nicht mehr allzu lang bestehenden Stadtteilausschuss als auch Gemeinderatsanträge oder Initiativen aus den Reihen der Igler Vereine und Bevölkerung. "Die Jahrhundertchance, Igls als starken Stadtteil mit enormem touristischen Potenzial zu platzieren, wollen die Verantwortlichen einfach nicht nützen", hält Bellutti fest. Federspiel ergänzt: "Igls darf sich nicht zu einem Schlafdorf entwickeln. Die Untätigkeit in Sachen Zukunftsperspektiven ist nicht nur ein Schaden für die Iglerinnen und Igler, sondern für die gesamte Innsbrucker Bevölkerung." Lösungen und Ideen liegen auf dem Tisch - nachhaltig, sinnvoll, zukunftsweisend. "Es ist dringend an der Zeit, dass die Alltagsprobleme und die Zukunftsfragen ernsthaft diskutiert und gelöst werden", ist Rudi Federspiel überzeugt und Arthur Bellutti präsentiert zwei Projekte, die die Zukunft in Igls maßgeblich bestimmen können.

Igls ist vielseitig, aber das muss auch kommuniziert werden. | Foto: BezirksBlätter Innsbruck
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Dorfbus

Die Anbindung von Igls an Innsbruck mit dem öffentlichen Personennahverkehr füllt viele Seiten der Gemeinderatsprotokolle. Die Linienführung der Buslinie J sorgt im Dorfkern für gefährliche Situationen und eine extreme Lärmbelästigung. Unglaubliche 24 Mal in der Stunde sind die IVB-Busse mitten im Dorfzentrum zu finden. Beim Sporthotel Igls bedeutet dies auch 24 Mal Beschleunigungs- und 24 Mal Bremsvorgänge - eine Lärmbelästigung der Sonderklasse. Statt die Linie J "kreuzund quer" durch Igls zu schicken, soll der J-Bus von Innsbruck über Igls (Haltestelle Kiosk) direkt über die Patscher Straße weitergeführt werden. Die innerdörfliche Linie soll durch einen kleineren E-Bus abgedeckt werden. "Ähnlich der Idee der Linie LK (Verbindung Kranebitten/Lohbach) kann dieser E-Bus die wichtigen Haltestellen in Igls bis zum Lanser See im Nonstop-Betrieb anfahren. "Das Projekt beinhaltet die Erhöhung der Verkehrssicherheit, ist ein Beitrag zur Erhaltung und Attraktivierung des Dorfkerns, bedeutend für die Dekarbonisierungsoffensive der IVB und bietet vor allem auch die Möglichkeit, die Linie jederzeit an neue Gegebenheiten anzupassen", zählt Bellutti die Pluspunkte auf. Auch Federspiel sieht in der "Igler Dorflinie" nur Vorteile: "Mit einem Prüfantrag im Gemeinderat wollen wir, dass sich die IVB intensiv mit der Idee beschäftigen."

Biofernheizwerk

Auch beim zweiten Projekt blicken Federspiel und Bellutti in die Zukunft. Diesmal geht es um die Frage der Energieabsicherung. Mit einem Biofernheizwerk sollen nicht nur Igls und Vill versorgt werden: "Die Energiegewinnung erfolgt vor allem aus dem Alltag unserer direkten Lebensumgebung. Ob Altholz, Strauchschnitt, Ast- und Wipfelholz, Sägespäne, Schleif-, Faser- oder Brennholz. Und auch die Kombination mit einer Biogasanlage muss angedacht werden", zeigt Bellutti auf. Ein möglicher Standort für dieses Werk ist in Igls vorhanden. Der Pachtvertrag mit einem Deponiebetreiber und der Agrargemeinschaft läuft demnächst aus. "Es müssen bereits Überlegungen und Gespräche für eine derartige Anlage geführt werden", erklärt Federspiel und will auch dieses Projekt im Gemeinderat als Prüfantrag einbringen. "Hier haben sich dann die IKB zu beweisen", meint Federspiel, der mit Bellutti übereinstimmt, dass dieses Projekt aufgrund der Entwicklungen in den vergangenen Monaten aktueller denn je ist.

Igls wird weiter wachsen - nachhaltige Konzepte für die Stadtteilentwicklung und für den Tourismus sind dringend gefordert. | Foto: BezirksBlätter Innsbruck
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Alltagsprobleme

Neben den Fragen der Zukunft gibt es auch die Alltagsprobleme in Igls -geprägt von vielen Versprechungen und Zusagen, jedoch nicht realisiert. "Der Zustand der alten Talstation ist schon wieder desolat und der Anblick einfach nur beschämend", bringt Federspiel ein Beispiel. "Die versprochenen Nutzungsmöglichkeiten, die vereinbart wurden, sind ebenfalls noch immer nicht umgesetzt", führt der Stadtpolitiker weiter aus. Die gleiche Vorgangsweise gibt es auch in Sachen Sportanlage Zimmerwiese. "Vertraglich fixiert und taxativ festgehalten welche Sportmöglichkeiten kommen, haben wir nun im Gemeinderat aufgrund der jahrelangen Untätigkeit des Bürgermeisters eine nicht nur längst überfällige, sondern auch abgespeckte und verteuerte Version annehmen müssen", informiert Federspiel. "Die Vorgangsweise der Bürgermeisterfraktion gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern aus Igls ist geprägt von Gleichgültigkeit und Desinteresse", lautet das Fazit des Stadtrats.

Radweganbindung

Ein Dauerthema ist die fehlende Radwegverbindung zwischen Innsbruck und Igls. "Bei dem groß vermarkteten Radweg zwischen München und Verona gibt es nur ein schwarzes Loch - die Verbindung zwischen Innsbruck und Brenner", erklärt der begeisterte Radfahrer Arthur Bellutti. "Die Euphorie nach den schönen Bildern der Rad-WM ist längst vorbei, die Zusagen bei der Eröffnung des Vital-Radweges schon wieder vergessen. Dabei gibt es einfache und rasche Lösungen, um eine verkehrssichere und touristisch ausgewogene Radwegverbindung umzusetzen", ist Bellutti überzeugt. "Stattdessen wird die Verantwortung für das Projekt zwischen dem Land Tirol und der Stadt Innsbruck wie bei einem 'Bierbong-Spiel' hin- und her geschoben, obwohl die verantwortlichen Politikerinnen derselben Partei angehören", versteht Federspiel die Untätigkeit nicht. Und auch in Sachen Führung des Radweges gibt es einige Irritationen. "Ein Radweg von Innsbruck nach Igls, weiter nach Patsch und die alte Römerstraße nach Matrei ist wohl die naheliegendste und vor allem auch einfachste Lösung", ist Arthur Bellutti überzeugt. "Zahlreiche Gemeinderatsanträge, Projektvorschläge oder Ideen konnten bisher keinerlei Bewegung in die Sache bringen, trotz der dauerhaften politischen Lippenbekenntnisse der Förderung des Radverkehrs", zieht Federspiel Bilanz. Dabei bewegt das Thema viele Menschen. So möchte ein BezirksBlätter-Innsbruck-Leser die Verkehrssicherheit auf der Igler Straße erhöhen - sein Vorschlag: "Am Kreisverkehr Schilder für Radfahrer aufstellen, die die Durchschnittssteigung zeigen, damit Radfahrer motiviert werden, über Aldrans-Lans nach Igls zu fahren."

Konzepte und Ideen zur Weiterentwicklung dürfen nicht auf die lange Bank geschoben werden. | Foto: BezirksBlätter Innsbruck
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Waldstraßenbahn

"Die 8.362 Kilometer lange Überlandstraßenbahn war ursprünglich als Lokalbahn beziehungsweise als Kleinbahn konzessioniert. Sie erschließt den Paschberg, südöstlich von Innsbruck am Mittelgebirge gelegen. Die Strecke wurde 1900 eröffnet und verbindet seither den Innsbrucker Stadtteil Wilten mit den Ortschaften Aldrans, Lans, Sistrans und Igls", wird auf der gleichnamigen Homepage erklärt. Einst Bestandteil zahlreicher Initiativen des Stadtmarketings, ist das Konzept heute vollkommen in Vergessenheit geraten. "Über 120 Jahre alt ist unsere Igler oder 6er und jetzt weiß die Stadtführung nicht mehr, was sie machen soll", hält Federspiel fest. "Statt klarer Konzeption und vor allem statt eines Bekenntnisses zur Bahn werden utopische Ideen präsentiert, Versprechungen gemacht und am Ende nichts umgesetzt", ist Federspiel verärgert. Eine Dauerforderung ist die „Revitalisierung“ des Igler Bahnhofs. Das Gelände samt altem Umkehrplatz biete sich für Veranstaltungen jeder Art an – vom urigen Bauernmarkt bis hin zu Trödelmärkten, Frühschoppen, Konzerten oder Ausstellungen sowie einem Christkindlmarkt oder der Illuminierung der Bahnstrecke. Warum keine Ideen aufgegriffen werden, bleibt Bellutti und Federspiel ein Rätsel und dass die Verlängerung der Linie 6 bis zum innerstädtischen Verkehr an einer Weiche scheitern soll, ist "überhaupt nicht mehr nachvollziehbar."

Tourismusausrichtung

Die vielfältigen Möglichkeiten in Igls lassen jeden Tourismuswerber das Herz aufgehen -außer den Innsbrucker Tourismusverantwortlichen. Bellutti: "Igls hat für den Ganzjahrestourismus wirklich alles zu bieten, und das nur einen 'Steinwurf' von der Innenstadt entfernt, aber auch hier zeigen die Verantwortlichen keinerlei Interesse die Ideen und Konzepte aufzugreifen, geschweige denn umzusetzen." Mehrfache Anläufe in Sachen Golftourismus sind bisher gescheitert. "Dabei ist Innsbruck mit seinen Golfanlagen und den im Nahebereich liegenden Plätzen ein idealer Ort. Kulturelles Programm, Einkaufsmöglichkeiten, tolle Gastronomie, viel Natur und wunderbare Golfplätze können Innsbruck zum Mekka der Golfsportler werden lassen", ist Bellutti überzeugt und ergänzt: "Bitte dabei das Konsumverhalten und die Kaufkraft der Golfsportlerinnen und Golfsportler nicht außer Acht lassen." Auch für Federspiel ist das Verhalten der Tourismusverantwortlichen unverständlich: "Innsbruck muss sich touristisch breit aufstellen - warum die Chance der Golftouristen, bei denen es sich ja nicht um Tagestouristen handelt, nicht genützt wird, ist eine der vielen unbeantworteten Fragen, wenn es um Igls geht." Bellutti, der mit dem Sporthotel Igls eine weitere unternehmerische Herausforderung gefunden hat, will die kleinen Chancen, die ein Einzelunternehmer hat, auf alle Fälle nützen. "Wir haben die Coronazeit dank der Berufsreisenden sowie Sportlerinnen und Sportler der Bobbahn und der Förderungen mit einem dunkelblauen Auge überstanden", blickt Bellutti auf die vergangenen Monate zurück. "Vor allem haben wir die Zeit genutzt, um unsere Renovierungs-, Sanierungs- und Umbauarbeiten umzusetzen: unsere Altwirtsstuben, die neue Wellnessanlage oder die Verbesserungen in den Zimmern werden von unseren Gästen hervorragend angenommen. Jetzt geht es vor allem darum, Missstände, wie die enorme Lärmbelästigung durch die Busse, abzuschaffen und nicht weitere Einschränkungen der Rahmenbedingungen zu erhalten." Die Eckzimmer im Hotel sind aufgrund der Dauerlärmbelästigung unvermietbar. Bellutti und Federspiel sind sich einig, dass die vielen Ideen der Igler Bevölkerung nicht weiterhin im Nirwana der Verantwortlichen verloren gehen dürfen. "Die Marke Igls braucht klare Konzepte sowie Ehrlichkeit und Handschlagqualität der Verantwortlichen. Das haben sich die Iglerinnen und Igler verdient."

Dörfliche Idylle im Stadtteilteil Igls. | Foto: BezirksBlätter Innsbruck
  • Dörfliche Idylle im Stadtteilteil Igls.
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Beim abschließenden Espresso auf der Sonnenterrasse des Sporthotels zeigt sich Igls nochmals von seiner schönen Seite. Aufwendig erhaltene Bauwerke im Dorfzentrum, schönes Panorama und ein vielfaches "Gria? di" , Hallo und Ciao. Obwohl man sich durch den Verkehr und die Busse sowie den Lärm doch ein wenig wie am Innsbrucker Busbahnhof fühlt.

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