baseCamp mobil
Niederschwelliges Angebot für Drogenabhängige
In Tirol konsumieren nach Schätzung der Gesundheit Österreich GmbH 3.000 Menschen harte Drogen. Seit 30 Jahren bietet ihnen die Caritas neben Beratungsgesprächen auch die Möglichkeit des Spritzeintausches. 450.000 Spritzen werden so jährlich getauscht. Mit dem EU Pilotprojekt "Basecamp mobil"das noch bis Ende 2023 läuft, ist das Angebot auch dezentral verfügbar.
INNSBRUCK. Jährlich tauscht die Caritas alleine in Tirol 450.000 Spritzen von Menschen, die Ampheatmine, Heroin oder andere Opiate konsumieren. Die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) geht davon aus, dass die Zahl der Menschen in Tirol, die risikoreiche Opiate konsumieren, zwischen 2.800 und 3.500 Personen liegt, also rund 0,5 Prozent der Bevölkerung betrifft. Im Verhältnis dazu haben 15 % einen langfristig gesundheitsschädlichen Alkoholkonsum. Seit über 30 Jahren bietet die Caritas in der Mentlvilla für Drogenabhängige Beratungsgespräche und die Möglichkeit des gratis Spritzentausch.
baseCamp mobil
Seit September 2021 gibt es zusätzlich das EU-Projekt "Basecamp Mobil", das in Tirol, Salzburg und Oberösterreich Info- und Beratungsgespräche zu den Themen Safer Use und Safer Sex, den Spritzentausch bietet und auch HIV- und Hepatitis C-Screenings dezentral durchführt. Anfangs wurde das Angebot noch an fünf Standorten realisiert, mittlerweile gibt es die mobile Beratung nur mehr in Telfs, Schwaz und Wörgl. Einmal pro Woche fährt ein Bus, die szenebekannten Standorte an, um ein anonymes, niederschwelliges, suchtbegleitendes und auch gesundheitsförderndes Angebot zur Verfügung zu stellen. Aktuell ist das Angebot bis Ende des Jahrs befristet.
Angebot wird angenommen
Zum Teil kommen dabei einzelne Personen mit mehreren hundert Spritzen gleichzeitig. Das liegt vorallem daran, dass Drogenabhängige Menschen in der Gesellschaft stigmatisiert sind und einzelne Personen für die gesamte gut vernetzte Community Spritzen tauschen. Das Bild des Drogenjunkiese der unter einer Brücke sitzt, existiert, wie Wolfgang Sparber, Fachbereichsleiter der Caritas weiß, hingegen nur in den Köpfen der Menschen: "Viele dieser Personen führen ein relativ normales Leben und konsumieren am Wochenende intravenös Drogen", so Sparber. Waren es zu Beginn nur eine tausend Spritzen, die getauscht wurden, hat sich diese Zahl noch in den 90er Jahren schnell vervielfacht. "Die Leute wissen mittlerweile, dass sie für jeden Konsum frische Spritzen verwenden sollen, um Krankheiten vorzubeugen", ergänzt Sparber. Zugleich dient der Spritzentausch auch der Sicherheit der Umgebung: Gebrauchte Spritzen landen nicht im Hausmüll oder in Parks.
Weitere Angebote
Der finanzielle Aufwand für den Tausch der Spritzen ist trotz der schieren Masse relativ gering. 60.000 Euro ist der Materialaufwand, der wird der Caritas von der Österreichischen Gesundheitskasse refundiert. Der Personalaufwand wird vom Bund gezahlt. Neben der Caritas bietet auch die Aids-Hilfe anonym die Möglichkeit an Spritzen zu kommen. Alleine in Innsbruck gibt es drei Automaten, wo Sets zum Konsum von Drogen erhältlich sind. Im Unterschied zur Caritas ist dieses Angebot jedoch nicht kostenfrei und ermöglicht keine begleitende Beratung.
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