Rasantes Finale
Mit einer bejubelten Uraufführung von Bernhard Aichners „Totenfrau“ verabschieden sich die Kammerspiele wieder Richtung Rennweg.
Es war nicht nur die letzte Premiere dieser Saison, sondern auch die letzte in der Messe. Und die hatte es in sich. Nach knapp zwei rasanten Stunden Aichner-Thriller auf der Bühne riss es das Publikum von den Sitzen, wollte der Zuspruch gar kein Ende mehr nehmen. So wahnwitzig und ethisch unkorrekt diese Story letztlich ist – immerhin verräumt Bestatterin Blum bei ihrem gnadenlosen Rachezug mehr oder minder unentdeckt fünf einigermaßen prominente Perverslinge: Man kann sich ihrem Sog kaum entziehen. Und diese von der Kritik ebenso bejubelte wie natürlich ebenso vehement kritisierte Selbstjustizlogik in Aichners Bestseller „Totenfrau“ funktioniert tatsächlich auch im Theater. Schauspielchef Thomas Krauss hat den Rhythmus dieses schnellatmigen Stakkatotextes, den Aichner nun gemeinsam mit der deutschen Autorin und Dramaturgin Susanne Felicitas Wolf für die Bühne adaptiert hat, jedenfalls geradezu furios in szenische Dynamik umgesetzt. Hierfür genügt ihm als Ausstattung das Gerippe eines Bootes, das Blum und ihre Mitspieler/innen in den Todesszenen zu harter Rockmusik effekt- und kraftvoll um die eigene Achse drehen. Was die „Totenfrau“ im Buch wie auf der Bühne ausmacht, sind ohnehin die von Aichner pointiertest umrissenen Figuren, die Krauss gar nicht besser hätte besetzen können. Lisa Hörtnagl brilliert als Blum. Ihr Gesicht spiegelt alle Seelenregungen der Totenfrau, ihr Innenleben ist auch dann noch spürbar, wenn sie mit vollem Körpereinsatz an ihrer Rachespirale dreht. Stefan Riedl hat als Blums Lebensliebe Mark eine enorme Präsenz. Herrlich abgründig Frank Röder als Massimo, berührend und aufwühlend Sarah Nunius als Dunja, ungemein subtil Christoph Schlag als Blums loyaler Mitstreiter Reza. Doch auch Kristoffer Nowak, Andreas Wobig und Michael Arnold veredeln jeden ihrer Auftritte zu einer kleinen Charakterstudie.^Von Christine Frei
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