Heilpädagogische Familien Tirol
Seit 40 Jahren "mitten im Leben"

Foto: Heilpädagogische Familien
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1982 suchte man noch Pflegeeltern, um Kinder mit Behinderung in ein familiäres Umfeld einzubetten. Heute hilft der Innsbrucker Verein der Heilpädagogischen Familien durch mobile Unterstützung den betroffenen Familien vor Ort. Die Unterstützung wird vom Land Tirol finanziert.

INNSBRUCK. "Es ist keine Betreuung. Es ist eine Zusammenarbeit", erklärt Ursula Schletterer, eine der GeschäfstführerInnen in Tirol den Zugang des Vereins der Heilpädagischen Familien zu seiner Arbeit. Die 220 MitarbeiterInnen, die aktuell bei den Heilpädagogischen Familien beschäftig sind, erstrecken sich in Berufsfeldern von professionell ausgebildeten ErgotherapeuthInnen bis hin zu PsychotherapeutInnen. Die Familien können die Dienstleistung ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen. Tirolweit werden so 1.200 Familien unterstützt.

Foto: Freisinger

Gemeinsam arbeiten statt etwas vorschreiben

"Es geht darum, die Behinderung zu verstehen und den Alltag nach den Bedürfnissen der Eltern und der Kinder zu richten", erklärt Schletterer. Dabei besuchen die MitarbeiterInnen zu den Familien nach Hause und entscheiden dann gemeinsam, was das Programm sein soll.
Die große Herausforderung sei, die Wünsche der Eltern mit den Zielen für die Kinder zu vereinbaren. "Manchmal wollen Eltern einfach, das man das Kind 'repariert'. Das geht natürlich nicht", so Schletterer. Der Weg zum Erfolg ist oft steinig und langsam, die Ergebnisse umso freudiger. Es geht um Dinge, die für gesunde Menschen selbstverständlich sind: Ein Glas selbstständig zu heben, Sätze richtig zu formulieren, mit einem Messer eine Banane aufzuschneiden. 

Sorgen wegen Arbeitskräftemangel und lange Wartezeiten

Neben der Freude, dass man heuer ein rundes Jubiläum feiern kann, gibt es allerdings auch Sorgen. Auch die Heilpädagogischen Familien haben mit dem Arbeitskräftemangel zu kämpfen. Die Folge ist: Vom Land Tirol bewilligte Anträge zu Dienstleistungen der Heilpädagogischen Familien, können nicht sofort umgesetzt werden. Es gibt – besonders in Innsbruck – Wartezeiten von drei bis vier Monaten. Diese Hilfe geht den Familien, die das Angebot für ein bis zwei Jahren in Anspruch nehmen können, endgültig verloren. Der Wunsch zum Jubiläum ist daher: "Viel gutes Personal, um es schnell einsetzten zu können. Und, dass die Finanzierung auch weiterhin vom Land Tirol gesichert wird", wie Schletterer sagt.

Die Geschichte des Vereins Heilpädagogische Familien

Die Idee zum Verein wurde geboren, als ein Kind mit Behinderung Anfang der 80er Jahre nicht mehr von seiner Familie versorgt werden konnte. Es wurde eine Pflegefamilie gesucht, die sich um das Kind kümmern konnte. Weitere Kinder fanden so ein familiäres Umfeld, in dem sie aufwachsen konnten. Im November 1982 wurde dann der Verein „Heilpädagogische Pflege- und Adoptivfamilien in Tirol“ gegründet. Sehr schnell wurde klar, dass Familien oft finanzielle, professionelle und psychische Unterstützung fehlt, um sich um das behinderte Kind zu kümmern. Die ambulante Unterstützung wurde daher immer weiter ausgebaut. Vor zirka fünf Jahren übernahm die Kinder- und Jugendhilfe des Landes die Aufgabe zur Findung von Pflegeeltern. Mehr zur Geschichte der Heilpädagogischen Familien finden Sie hier.

Weitere Nachrichten aus Tirol finden Sie hier.

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