Innsbrucker Polit-Ticker
Taubenstreit, mangelndes Politinteresse und die Bitte des Tages

Ein Allparteienantrag hat sich mit der Taubenfrage beschäftigt. | Foto: Stadtblatt
  • Ein Allparteienantrag hat sich mit der Taubenfrage beschäftigt.
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INNSBRUCK. Für den Taubenschlag im O-Dorf wird ein neuer Standort gesucht, die politische Diskussion über den Umgang mit den Tauben in der Stadt weitet sich aber aus. Kritik kommt an mangelnden politischen Interesse bei einer NHT-Präsentation und ein Anrainer möchte eine Verlegung der Demonstrationszüge, damit auch der Rest von Innsbruck auch in den "Genuß" kommt.

Taubenstreit

Die Dachterrasse der Mittelschule (MS) und Musikmittelschule (MMS) Innsbruck in der Kajetan-Sweth-Straße im Stadtteil Olympisches Dorf wird saniert. Damit besteht auch die Möglichkeit des Unterrichts im Freien. Gesundheitliche Bedenken gibt es betreffend dem Taubenschlag am Dach des Turnleistungszentrum. Die Suche nach einem Ersatzstandort ist im Gange. Im Rahmen einer Petition wurden bisher über 1.300 Unterschriften gegen die Schließung gesammelt. Für GR Mesut Onay (Alternative Liste Innsbruck) ist die Taubenfrage durch einen neuen Standort aber nicht gelöst: "Jetzt hatte der Taubenschlag das Taubenkotproblem jahrelang entschärft, politisch verursacht droht es wieder zu eskalieren. Nicht nur, dass der einstimmige Gemeinderatsbeschluss für ein umfassendes Maßnahmenpaket mit inkludiertem Bau von zusätzlichen Taubenschlägen nicht umgesetzt wurde, nun droht auch dem österreichweiten Vorzeigeprojekt die Schließung zu Lasten der Bewohnerinnen und Bewohner des O-Dorfs. Die Nachlässigkeit vom zuständigen Vizebürgermeister Anzengruber hat uns in diese schwierige Situation gebracht. Ich bin entschieden gegen eine Schließung, bevor Ersatz gefunden wird, weil die Situation zu einem echten Taubenkotproblem im O-Dorf werden würde. Gleichzeitig fordern wir, dass endlich der Gemeinderatsbeschlusses umgesetzt wird. Innsbruck hat unter Anzengrubers Vorgänger einen weitestgehend tierschutzgerechten Zugang gehabt. Die aktuell massive Kehrtwende ist für uns nicht hinnehmbar." Onay möchte im Rahmen der nächsten Besprechung der Tierschutzarbeitsgruppe die Einbindung von Expertinnen und experten sowie die Öffnung für alle Fraktionen fordern.

Allparteienantrag

Onay erinnert an die Tätigkeit der Tierschutzarbeitsgruppe, die Ende 2019 einen Allparteienantrag zu Taubenmanagement formuliert hat, der im Gemeinderat einstimmig beschlossen wurde: "Der Bürgermeister wird ersucht, die zuständigen Ämter mit der Umsetzung eines ganzheitlichen Maßnahmenpakets zu beauftragen, um eine Verbesserung im Zusammenleben von Menschen und Tauben in der Stadt zu ermöglichen. Das Maßnahmenpaket soll den Ansprüchen eines nachhaltigen Tierschutzaspekts sowie einer Verbesserung der Situation für die Bevölkerung gerecht werden. Inkludiert werden soll die verbesserte Exekution des bestehenden Fütterungsverbotes sowie eine damit einhergehende Aufklärungskampagne, die die lnnsbruckerinnen und lnnsbrucker darüber informiert, warum das Füttern von Tauben aus veterinärmedizinischen Gründen verboten und aus Sicht des Tierschutzes nicht sinnvoll ist. Weiters sollen nach einer Erhebung des Taubenbestandes in Innsbruck mittels in Auftrag gegebener Taubenzählung, Taubenschläge an dafür geeigneten Standorten, besonders in der Innenstadt, errichtet werden. Im Zuge des Maßnahmenpaketes sollen ebenfalls jene Plätze in Innsbruck erhoben werden, die von der Verschmutzungsproblematik durch Taubenkot besonders betroffen sind, damit diese verstärkt beobachtet und bei Notwendigkeit zusätzlich gereinigt werden können.

Begründung

"In Innsbruck ist wie in fast allen größeren Städten eine hohe Anzahl von sogenannten „Stadttauben" beheimatet. Bei dieser Form von angesiedelten Tauben handelt es sich großteils um verwilderte Haustiere, die entweder entflogenen Rasse- oder Brieftauben entstammen oder um Tiere, die zu Wettflügen gezüchtet wurden und auf den weiten Strecken den Weg in den heimischen Taubenschlag nicht mehr finden. Damit einher geht auch ein besonderes Bedürfnis im Umgang mit diesen Tieren. Es handelt sich um keine eigentlichen Wildtiere, weshalb diese Tauben sehr ortsgebunden sind und sich vorwiegend in der Nähe von Menschen ansiedeln. Trotzdem brauchen sie wie ihre wilden Verwandten felsenartige Örtlichkeiten und bauen ihre Nester deshalb bevorzugt unter Brücken oder Hausüberständen und halten sich auf Dächern, Mauervorsprüngen und Fenstersimsen auf. Die Suche nach Schlaf-und Nistplätzen gestaltet sich für Tauben in Städten jedoch aufgrund der nicht dafür ausgerichteten Bedingungen als sehr gefährlich und führt häufig zu schweren Verletzungen oder zum Tod der Tiere. Stadttauben sind keine "Schädlinge" im eigentlichen Sinn, da von ihnen nicht mehr gesundheitliche Gefahren als von anderen Vögeln und Heimtieren ausgehen. Die Suche nach Nahrung gestaltet sich in den Städten jedoch als so schwierig, dass sich die Tauben hauptsächlich von menschlichen Abfällen ernähren, was weder artgerecht noch gesund ist und so bei hoher Populationsdichte Krankheiten und deren Erreger im Kot entstehen lässt. Fütterungsverbote sind ein erster Schritt zu einem tierschutzgerechten Zugang im Umgang mit Tauben, sind als alleinige Maßnahmen jedoch nicht ausreichend, denn Tauben verbleiben unabhängig von ihrem Ernährungszustand ortsgebunden und vermehren sich ebenfalls unabhängig davon im selben Ausmaß. Als Resultat dieser Situation fühlt sich die Bevölkerung durch die großen Mengen an Tauben, vor allem aber auch durch den entstehenden Taubenkot stark belästigt. Ebenfalls wird durch den Taubenkot das Stadtbild verunstaltet, hohe Kosten in der Reinigung verursacht und die Verwitterung von Gebäuden und Statuen beschleunigt. In (teil-)offenen Gebäuden, Lagerhallen oder Dachböden entstehen durch dort nistende Tauben Verunreinigungen, Materialschäden und die Gefahr eines vermehrten Auftretens von Vorrats- und Materialschädlingen. Ein betreuter Taubenschlag mit medizinischer Versorgung, artgerechter Fütterung und kon-trollierter Populationsdezimierung ist die einzige langfristige und tierschutzgerechte Lösung, die für Bewohnerinnen und Bewohner sowie Tiere ein nachhaltiges Zusammenleben ermöglicht und eine Verbesserung der empfundenen Belästigungen und Verringerung entstehender Schäden und Kosten mit sich bringt."

"Desinteresse" bei Besichtigung?

"Obwohl sich Planungs- und Wohnungsstadtrat Bgm. Georg Willi, die Innsbrucker Stadtregierung, als auch der gesamte Innsbrucker Gemeinderat den Zeitpunkt für Besichtigung der Wohneinheiten Pradl Ost durch die Neue Heimat Tirol (NH) aussuchen konnten, nahmen an dieser Führung, welche am 16. April 2021 stattfand, nur insgesamt fünf GemeinderätInnen vom GERECHTEN INNSBRUCK, ÖVP und FPÖ teil", teilt GR Gerald Depoli vom Gerechten Innsbruck in einer Aussendung mit. „Es ist gelinde gesagt beschämend, dass an dieser perfekt organisierten und interessanten Führung der Neuen Heimat Tirol durch eines der wichtigsten Wohnbauprojekte der Stadt weder Planungs- und Wohnungsstadtrat Bgm. Georg Willi, noch ein einziges Mitglied der Innsbrucker Stadtregierung teilgenommen haben, und der Innsbrucker Gemeinderat nur durch 5 von 40 GemeinderätInnen vertreten war. Warum von den Stadtregierungsfraktionen GRÜNE, SPÖ und FÜR INNSBRUCK, welche sogar den Vorsitzenden des Bauausschusses stellt, keine einzige Gemeinderätin, kein einziger Gemeinderat an dieser Führung teilgenommen hat, muss mir erst einmal jemand er-klären? Interesse für Leistbares Wohnen in der Stadt sieht auf alle Fälle anders aus, “ ärgert sich GR Gerald Depaoli, welcher eine öffentliche Stellungnahme der abwesenden Gemeinderatsfraktionen bzgl. ihres offenkundigen Desinteresses an diesem Besichtigungstermin und somit am Leistbaren Wohnen einfordert. „Das Gerechte Innsbruck bedankt sich bei der Neuen Heimat Tirol für diese interessante und aufschlussreiche Führung durch das Wohnprojekt Pradl Ost, und wird sich zukünftig dafür einsetzen, dass auch der Bürgermeister, die Innsbrucker Stadtregierung und mehr Gemeinderätinnen und Gemeinderäte an diesen interessanten und aufschlussreichen Führungen von Wohnbauträgern generell teilnehmen werden.“, verspricht Depaoli.

Die Bitte des Tages

Auf buergemeldunge.com haben Innsbrucks Bürger die Möglichkeit, rasch ihre Anliegen an die städtische Verwaltung mitzuteilen. 231 mal wurde diese Möglichkeit heuer bereits genutzt. ein besondere Bitte betrifft die Route von Demonstrationszügen: "Ich wohne in der Bürgerstraße und würde Sie bitten die "Covidioten" (Sorry für den Ausdruck, ich bin recht genervt und der muss raus) nicht immer durch diese Straße zu führen. Ich fühle mich regelrecht beleidigt davon ständig diese Menschen miterleben zu müssen, die Impfungen verteufeln und irgendwas von einer Diktatur fantasieren, während wir versuchen dieser Pandemie Herr zu werden. Ja, ich weiß, Demonstrationsrecht und so, ist ja auch schön und gut, aber nicht immer Freitag, Samstag und/oder Sonntag um 16 Uhr durch die Bürgerstraße wäre nett. Vielleicht, fällt Ihnen ja auch hin und wieder eine andere Route ein, damit der Rest von Innsbruck auch in den "Genuß" kommt."

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