Artenvielfalt fördern
„Urwälder“ inmitten von Innsbruck

Vizebürgermeister Johannes Anzengruber und TFV-Präsident Kurt Ziegner unterzeichneten den Vertrag für die Zusammenarbeit. | Foto: Ricarda Stengg
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Im Rahmen des vom Tiroler Forstverein (TFV) ins Leben gerufenen landesweiten Netzwerks „Naturwaldzellen“, wird der unberührten Natur rund um die Landeshauptstadt wieder mehr Raum gegeben.

INNSBRUCK. Naturwaldzellen sind Wälder und Waldgebiete, die aufgrund ihrer Artenvielfalt als besonders schützenswert gelten und deshalb der forstlichen Nutzung entzogen werden. Ziel ist die Erhaltung und Wiederherstellung ursprünglicher Ökosysteme, in denen sich Tiere und Pflanzen ungestört entwickeln können. 

Urwald für Innsbruck

Für den „Innsbrucker Urwald“ wurden die zwei Parzellen in der Sillschlucht und in Mühlau wegen ihrer ökologischen Besonderheit ins Auge gefasst. Bei beiden handelt es sich um schützenswerte Reste von Naturwäldern. Ende März wurde im Stadtsenat der Beschluss gefasst, diese als Naturwaldzellen auszuweisen. „Innsbruck ist von Wald umgeben und schon deshalb liegt uns die Entwicklung natürlicher Waldgebiete am Herzen. Der Tiroler Forstverein arbeitet seit vielen Jahren daran und ist für uns daher ein idealer Partner. So erhalten wir mehr Biodiversität und einen kostbaren Genpool für selten gewordene Baumarten. Das wertet die grüne Lunge Innsbrucks insgesamt auf“, erläutert der zuständige Vizebürgermeister Johannes Anzengruber.

Naturwaldreservate/Naturwaldzellen sind urwaldartige Waldteile, die die natürliche Entwicklung des Ökosystems Wald zulassen und belegen.  | Foto: Ricarda Stengg
  • Naturwaldreservate/Naturwaldzellen sind urwaldartige Waldteile, die die natürliche Entwicklung des Ökosystems Wald zulassen und belegen.
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Schützenswerte Gebiete

„Die Stadt verzichtet in Zukunft auf die forstwirtschaftliche Nutzung dieser Gebiete. Auch absterbendes oder totes Holz wird in der Regel liegen gelassen. Um die Ruhe und natürliche Entwicklung nicht zu stören, ist mit Ausnahme der ausgeschilderten Wege auch keine Betretung erlaubt“, klärt Andreas Wildauer, Leiter des Amtes für Wald und Natur, auf. Die Zusammenarbeit mit dem TFV wurde vertraglich fixiert und gilt zeitlich unbefristet.

Vizebürgermeister Johannes Anzengruber und Kurt Ziegner (Tiroler Forstverein) besiegeln die Zusammenarbeit für den neuen Naturwald.
 | Foto: Ricarda Stengg
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„Naturjuwel“

Die größere der zwei Naturwaldzellen liegt in der Sillschlucht unterhalb von Vill und weist eine Fläche von 5,9 Hektar auf. Sie besteht aus submontanen Laubmischwäldern, in denen überwiegend Winter- und Sommerlinden, Bergahorn, Bergulmen, Eschen und zum Teil auch Fichten wachsen. Rund 80 verschiedene Arten zeugen von einem besonderen Reichtum – Forstexperten sprechen von einem Juwel. In der Nähe des Karmeliterklosters befindet sich die zweite, rund 4,9 Hektar große Waldzelle: die „Mühlauer Hopfenbuchen“, die derzeit noch einen hohen Nadelholzanteil aufweist. Die Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia) ist ein Baum der Südalpen und des Mittelmeergebietes und in Tirol selten zu finden. An diesem Standort wird sie aber bereits seit dem 19. Jahrhundert dokumentiert.

Tirolweites Netzwerk

Mit der sogenannten Helsinki-Resolution 1993 und dem Bergwaldprotokoll der Alpenkonvention hat sich Österreich zum Schutz der Wälder verpflichtet. Der TFV hat deshalb schon vor 30 Jahren begonnen, ein tirolweites Netzwerk an Naturwaldzellen aufzubauen. Mittlerweile gibt es 12 Naturwälder in allen Landesteilen mit einer Gesamtfläche von 150 Hektar. Diese dienen auch der besseren Erforschung des ursprünglichen Ökosystems Wald. „Ich bedanke mich bei der Stadt Innsbruck für die aktive Unterstützung. Von den Bürgern erhoffen wir uns, dass sie den Schutzstatus der neuen Naturwaldzellen beachten,“ appelliert TFV-Präsident Kurt Ziegner. Entsprechende Hinweistafeln an den vielgenutzten Wegen sind geplant.

Die neue Naturwaldzelle in Mühlau besteht aus einem Laub-Nadel-Mischwald. | Foto: Ricarda Stengg
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Ziel des Projekts

Durch den freiwilligen Verzicht der Waldbesitzer auf den Holzerlös konnten bis heute 12 Naturwälder mit einer Fläche von insgesamt 150 ha außer Nutzung gestellt werden. Diese sind über alle Landesteile und Höhenstufen verteilt. Ziel des Langzeitprojekts ist es, die letzten urwaldartigen Wälder zu erhalten, einen Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten zu schaffen, die Biodiversität der angrenzenden Wälder genau so wie standortangepasste Baumarten zu fördern und einen wichtigen Beitrag für die Forschung, Bildung und Lehre zu liefern.

Nähere Infos zum Netzwerk Tiroler Naturwaldzellen:
www.tiroler-forstverein.at

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