IVB
Wenn der Föhn kommt, quietscht die Tram

Das Quietschen der Tram ist oft wetterungsbedingt.
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Die Instandhaltung einer Straßenbahn ist eine komplizierte Angelegenheit: Nur für die Wartung der Straßenbahnen haben die IVB vier Werkstätten-Hallen und 26 Facharbeiter. Die Tram quietscht trotzdem. – Ein Blick hinter die Kulissen.

INNSBRUCK. Täglich trudeln bis zu fünf Beschwerden bei Harald Muhrer zur quietschenden Tram ein. Er ist Abteilungsleiter der Innsbrucker Verkehrsbetriebe für Infrastruktur und kennt die Sorgen der Anrainer und Anrainerinnen, die entlang der Tram-Linien leben. Mehr als bisher kann er allerdings nicht machen.  Die Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) tun, was man tun kann, um "singende Straßenbahnen" zu verhindern. Alle 60 Sekunden werden die Räder bei der Fahrt mit einem automatischen Spritzmechanismus geschmiert, zweimal im Jahr die Gleise geschliffen und geschweißt und regelmäßig gewartet, aber gegen das Wetter steht man auch bei den IVB an. Muhrer erklärt: "Föhn, Saharastaub, trockene Luft und Temperaturen um die 0 Grad sind wie Schmiergelpapier für die Gleise. Das hört man dann besonders in den scharfen Kurven."

Harald Muhrer, IVB Infrastruktur

Vier Werkshallen für die Tram

Bei einem Werkstätten-Besuch zeigt er, wie die 52 Trams der Stadt gewartet werden. In vier Hallen wird Technik und Mechanik in regelmäßigen Abständen von 26 Facharbeitern überprüft. Spritztests zeigen z. B., ob die Drüsen mit dem Schmiermittel funktionieren oder gesäubert werden müssen. Im Jahr verbrauchen die IVB 450 kg davon. Wenn die Tram rattert, dann weiß man außerdem, dass die Räder von der Abnutzung oder einer harten Bremsung Dellen bekommen haben. Sie werden dann mit speziellen Maschinen reprofiliert.

Schon beim Eingang wird gewarnt: Man muss vor die Füße schauen.

Einmal im Monat bleiben die Trams in der Werkstatt und werden durchgecheckt: Man nennt das die "kleine Wartung". Dazwischen kommen weitere Wartungen. Die Größte findet alle acht Jahre statt, wobei die kompletten Radsätze ausgebaut und in die Werkstatt von Bombardier zur Überholung geschickt werden. Dabei sind die 2,6 Mio.-Euro-teuren Trams bei sorgfältiger Wartung besonders langlebig: Mindestens 30 Jahre können sie eingesetzt werden.

Die Tram in der Werkstatt.

350 km am Tag

Täglich sind zwischen 38 und 40 Trams im Innsbrucker Stadtgebiet im Einsatz und fahren pro Fahrzeug 350 km. Dabei ist die Tram nicht unumstritten. So zum Beispiel der Einsatz von Quarzsand,  der vor gut einem Jahr in der Kritik stand. Dieser funktioniert für die Tram wie das ABS für Autos. Er wird nur bei Notbremsungen eingesetzt, damit die Tram schneller zum Stehen kommt. Der Verbrauch an Sand ist marginal und somit die befürchtete Feinstaubbelastung ebenfalls.

Zwei Baustellen in Sicht

Trotz einem relativ neuen Schienennetz gibt es einzelne Abschnitte, die demnächst vor der Sanierung stehen. So können sich die Wiltener auf eine harte Baustelle vorbereiten: Die über sechzig Jahre alten Schienen auf der Westseite der Andreas-Hofer-Straße werden im Jahr 2022 komplett ausgetauscht – trotzdem bleibt der Straßenbahnbetrieb via "Kletterweichen" aufrecht. Ein ähnliches Schicksal steht Saggen bevor, wo die beiden Gleise von der Messe bis zum Claudiaplatz und die eingleisige Strecke ab dem Claudiaplatz, über den Haydnplatz, bis zur Umkehrschleife beim Gymnasium Kettenbrücke erneuert werden.

Auch die vier Klimaanlagen befinden sich auf dem Dach.

Daten und Fakten zur Bombardier-Tram in Innsbruck

  • Die IVB besitzen 52 Trams
  • Die erste Tram ist seit 2008 in Betrieb
  • Eine Tram wiegt leer zirka 40 Tonnen
  • Die IVB verfügen über 200 TramfahrerInnen
  • Die Wartung der Tram wird von 26 Facharbeitern fast rund um die Uhr durchgeführt (nur zwischen 1 und 4 Uhr ist niemand im Dienst)
  • Eine Tram legt monatlich zirka 10.000 km im Stadtgebiet zurück
  • Die Radreifen halten zirka 200.000 km aus und können bis zu dreimal reprofiliert werden
  • Eine Tram der Firma Bombardier, wie sie Innsbruck hat, kostet zirka 2,6 Mio. Euro
  • Die Tram fährt mit 900 Volt Strom
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