Theaterkritik "Nyotaimori"
Wenn keine Zeit zum Leben bleibt

Bereit für den täglichen Überlebenskrampf:  Ulrike Lasta, Stefan Riedl und Marion Fuhs in "Nyotaimori".  | Foto: Rupert Larl
  • Bereit für den täglichen Überlebenskrampf: Ulrike Lasta, Stefan Riedl und Marion Fuhs in "Nyotaimori".
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Schwer zu merken, aber dafür ein umso denkwürdigeres Stück: "Nyotaimori" im K2. – eine Theaterkritik von Christine Frei.

INNSBRUCK. Welcher Unterschied ist denn wirklich zwischen Maude, der freiberuflichen Journalistin, die ausgerechnet an einem Dossier über Berufe der Zukunft arbeitet, und der dauerarbeitenden indischen Näherin Priya Patel, die überhaupt gleich in der Fabrik am Boden schläft. Maude wird im bevorstehenden einwöchigen Urlaub auch mal eben dreißig Stunden abzwacken, um ihre Aufträge doch noch irgendwie fertig zu bekommen. Und was ist mit dem sogenannten Kreativen, dessen Agentur sich in einer zum stylishen New Work Tempel umfunktionierten einstigen Unterwäschefabrik befindet, wo alles derart behaglich eingerichtet ist, damit man erst gar nicht mehr nach Hause geht und den Work-Hard-&-Party-Harder-Kolleginnen als Sozialleistung für zehn Jahre die Eizellen eingefroren werden? Und dann ist da noch Autostreichler Hideaki Komatsu aus Toyota City mit seinen 65 Wochenstunden und der junge Mann, der den Toyota Yaris gewinnen möchte und dafür die Karosserie besagten Wagens möglichst lange mit den Lippen berühren sollte. Und nicht zu vergessen Nyotaimori, so auch der Titel des Stückes der kanadischen Autorin und Theatermacherin Sarah Berthiaume, das am Sonntag im K2 seine österreichische Erstaufführung erlebte und von der 2013 schon Yukonstyle zu sehen war. Nyotaimori ist jene japanische Praxis, bei der nackte Frauen für reiche Männer zum Sushi-Verzehrtisch werden.

Unerbittliche Analyse

So unerbittlich Berthiaumes Analyse der verschiedenen Arbeitskulturen letztlich ist, es gelingt ihr tatsächlich, uns wie auch ihre Figuren mit einem sprichwörtlichen Kunstgriff aus dieser niederschmetternden Leibeigenen-Realität rauszukatapultieren, indem sie ihre ProtagonistInnen sinnigerweise zuvor über quantenphysikalische Wurmlöcher zusammenführt. Vielleicht hatte ihr Kreativer in der ersten Szene doch recht, wenn er im Minutentakt skandierte: "The limit is not in the sky, it is in the mind." Susanne Schmelcher hat diese furios ersonnene Raumzeitreise durch unsere globale Arbeitswelt jedenfalls hochdynamisch inszeniert, Marion Hauer hat ihr dafür ein symbolträchtiges Ausstattungskonzept kreiert. Und Marion Fuhs, Ulrike Lasta und Stefan Riedl bewältigen diese Tour de Force mit genau jener verschwenderischen Hingabe, die wir vermutlich öfter mal hinterfragen sollten. Termine

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