Zwei Giganten im Doppel
Peter Turrini und Gerhard Haderer begeisterten am Freitag auf Schloss Ambras
Er liebt es, die Großen der zeitgenössischen Literatur immer wieder aufs Neue nach Innsbruck zu locken. Und erst neulich ließen Robert Renk und sein Verein 8ung Kultur mit der spektakulären Ankündigung aufhorchen, dass er am 12. Februar, quasi am Ende der literarischen Herbst-/Wintersaison den US-Kultautor T.C. Boyle nach Innsbruck bringen wird. Doch auch der Auftakt am vergangenen Freitag hatte bereits Kultcharakter. Denn während draußen in unmittelbarer Nähe unter lautstarkem Hubschraubereinsatz für einen allfälligen WM-Notfall geübt wurde, saßen drinnen im Spanischen Saal zwei Giganten der österreichischen Kultur tiefenentspannt nebeneinander, ließen sich von Moderatorin Sylvia Treudl kundig präsentieren, ehe sie selbst launig das Wort ergriffen, schließlich sogar mit verteilten Rollen vorlasen und das Publikum derart in ihren Bann zogen, dass die Warteschlange der Signierwilligen gar kein Ende nehmen wollte. Immerhin hat der eine aus dem einstigen Skandalstück des anderen eine Graphic Novel gezeichnet: Die erste waschecht-österreichische Graphic Novel, wie der Haymon Verlag nicht ganz ohne Stolz verkündet. Gerhard Haderer, laut Eigendefinition Schulwart in der von ihm im Vorjahr gegründeten Schule des Ungehorsams und einer der größten Karikaturisten dieses Landes, hat also Peter Turrinis „Rozznjogd“ zeichnerisch neu inszeniert. Und Peter Turrini, der schon mal poltern oder seiner Verzweiflung wortreich Ausdruck verleihen kann, wenn Inszenierungen der Intention seiner Texte zuwiderlaufen, immerhin sei er Halbitaliener, sah sich hier vollauf erkannt. Der Gerhard habe ihn richtig glücklich gemacht, gesteht er. Wild und zart seien die beiden Figuren in seiner Rozzjogd, erklärt er. So präsentiert er sich auch selbst, in seiner Lyrik, seinen Stücken. Und immer mit einem gewissen Schalk im Nacken. Er solle ja auch eine Rede zu irgendeiner Republikfeier halten, erzählt er plötzlich, den Titel habe er bereits: Was uns umbringt, sind nicht die Ozonlöcher, sondern die Arschlöcher. Und fügt dann noch schelmisch lächelnd hinzu: Seither habe er allerdings nichts mehr von denen gehört.
Von Christine Frei
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