Susanne Raab
Abschreib-Ministerin kritisiert Plagiatsjäger Weber; auch Zadić unter Plagiatsverdacht

Medienministerin Raab hat in ihrer Diplomarbeit teilweise abgeschrieben.  | Foto: Florian Schrötter/BKA
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INNSBRUCK. Angesprochen auf die wieder aufkommenden Anschuldigungen über abgeschriebene Passagen in ihrer Psychologie-Diplomarbeit hat Medienministerin Susanne Raab, im ZiB2 Interview mit Armin Wolf, die Anschuldigungen zurückgewiesen und Plagiatsgutachter Stefan Weber kritisiert. Zu Unrecht.
Mittlerweile steht auch die Doktorarbeit von Justizministerin Alma Zadić unter Plagiatsverdacht.

Was unter Ex-Kanzler, Sebastian Kurz, begonnen hat setzt sich unter Medienministerin Susanne Raab weiter fort. Die Rede ist von der öffentlichen Denunzierung der "Experten", die scheinbar fehlerhaftes Verhalten von Politikern aufzeigen. Handelte es sich bei Ex-Kanzler, Sebastian Kurz, im Kern seiner getätigten Kritik um die Arbeit der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft so denunzierte die Medienministerin im öffentlich-rechtlichen Fernsehen den "Plagiatsjäger" Stefan Weber.

Vorwürfe

Dieser veröffentlichte in seinem Blog den Artikel "Zahlreiche Plagiate und Quatsch auch in der Diplomarbeit von Frauen- und Integrationsministerin Susanne Raab" und stellt fest, dass die jetzige Medienministerin "die wissenschaftlichen Grundregeln ihres Fachs nicht beherrsche".

Wie man dem Studienplan des Psychologiestudiums der Universität Innsbruck entnehmen kann, müssen Studierende zu Beginn ihres Studiums einen Einführungskurs über das wissenschaftliche Arbeiten absolvieren. Dort lernt man im Speziellen die Grundlagen des Umgangs mit wissenschaftlichen Arbeiten und fremdem geistigem Eigentum.

Zitierregeln

Diese besagen, dass Stellen aus fremden Arbeiten in eigenen Arbeiten als fremdes geistiges Eigentum gekennzeichnet werden müssen. Dies gilt sowohl für wörtlich übernommene Inhalte, wie auch für sogenannte Paraphrasen, also Texte die mit eigenen Worten wiedergegeben werden. Generell gilt: sollte man in einer fremden Arbeit bereits zitierte Stellen finden, die man für die eigene Arbeit verwenden möchte, so sollte man immer versuchen die Originalliteratur zu finden, also die sogenannte Primärquelle.

Auf Nachfrage bestätigte die Universität Innsbruck generell: "Ein Plagiat liegt dann vor, wenn Textstellen im weitesten Sinne 1:1 übernommen werden, ohne dabei die Herkunft darzustellen, also der entsprechende Text nicht ordnungsgemäß zitiert wird."

Plagiatstellen

Sieht man sich nun die von Plagiatsgutachter, Stefan Weber, recherchierten Stellen an, so zeigt sich, dass es sich bei diesen um Plagiate handelt. Die aufgelisteten Paraphrasen sind im Original zwar richtig zitiert, stammen aber aus fremden Arbeiten und müssten in dem Fall als wörtliche Zitate, mit dem Verweis auf die Arbeit aus der sie entnommen wurden, gekennzeichnet werden.

Sofern die Ministerin Ihre Arbeit selbst geschrieben hat und keinen Ghostwriter, jemanden der für rund 70 Euro pro Seite wissenschaftliche Arbeiten anfertigt, engagiert hat, steht außer Frage, dass sie Passagen aus anderen Arbeiten abgeschrieben hat, und diese falsch beziehungsweise gar nicht gekennzeichnet hat, was ein Plagiat darstellt.

Ablenkung

Sowohl die Aussagen aus dem Büro der Ministerin, dass die Anschuldigungen abstrus und an den Haaren herbeigezogen seien, als auch die persönliche Denunzierung des "Plagiatsjägers" Webers, werfen einen Schatten auf die Arbeit der Ministerin. Unabhängig davon ob es sich bei den Fehlern, in ihrer wissenschaftlichen Arbeit, um bewusste Täuschungen oder um die Unkenntnis der richtigen Zitierregeln handelt, ist die Reaktion und Kritik der Ministerin der schlechte Versuch von der eigenen Fehlleistung abzulenken. Ob ihr das zum Vorteil gereichen wird ist zu bezweifeln. 

Die aktuelle Recherche hat ergeben, dass die Diplomarbeit der Ministerin  "Einstellungsstrukturen und Lebensbedeutungen ehrenamtlicher Mitarbeiter", von der Unileitung aus der Bibliothek der Universität Innsbruck für die Durchsicht entnommen wurde.

Aus dem Büro der Ministerin wurde bestätigt, dass man in Kenntnis sei, dass die Arbeit beim Rektorat der Uni Innsbruck liege, diese aber nicht geprüft werde, sondern lediglich für sachliche Anfragen bereit liege.

Verdacht

Auch Teile der Doktorarbeit von Justizministerin Alma Zadić, stehen unter Plagiatsverdacht. An 85 Stellen soll Zadić systematisch falsch zitiert haben. Eine Stellungnahme der Grünen Politikerin steht noch aus.

Medienministerin Raab hat in ihrer Diplomarbeit teilweise abgeschrieben.  | Foto: Florian Schrötter/BKA
Universität Innsbruck | Foto: Foto: ©Universität Innsbruck
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