So wird Innsbruck 2026
Das große Interview mit Bgm. Johannes Anzengruber

Bgm. Johannes Anzengruber im MeinBezirk-Innsbruck Interview mit dem Ausblick auf 2026. | Foto: Erich Staudinger
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  • Bgm. Johannes Anzengruber im MeinBezirk-Innsbruck Interview mit dem Ausblick auf 2026.
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Was passiert in Innsbruck politisch im Jahr 2026. Im großen MeinBezirk-Innsbruck Interview blickt Bürgermeister Johannes Anzengruber auf die finanzielle Entwicklung zwischen Bund, Land und Stadt sowie die Schwerpunkte und Herausforderungen für die Tiroler Landeshauptstadt.

MEINBEZIRK INNSBRUCK: Start ins Jahr 2026 – was erwartet die Innsbrucker Bevölkerung in diesem Jahr?
JOHANNESANZENGRUBER: 
2026 wird für Innsbruck ein Jahr der Stabilität und der Perspektiven. Wir starten mit klaren Schwerpunkten: Investitionen in leistbaren Wohnraum, in Kinderbildung und Kinderbetreuung, in Sicherheit und in die Lebensqualität in unserer Stadt. Gleichzeitig setzen wir auf neue Formen der Beteiligung. Mit dem ersten großen Bürger:innenrat schaffen wir einen Raum, in dem Menschen aktiv an der Weiterentwicklung Innsbrucks mitwirken können. Gerade in herausfordernden Zeiten ist es wichtig, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und Vertrauen in die Zukunft zu stärken.

Blicken wir auf das Budget der Stadt Innsbruck – salopp formuliert: „Große Sprünge“ wird die Stadt nicht machen können?
Wir werden keine unüberlegten Sprünge machen – aber wir investieren dennoch kräftig. 2026 investieren wir als Stadt und über unsere Beteiligungen mehr als 180 Millionen Euro in Innsbruck. Das ist ein klares Bekenntnis zu unserer Stadt. Möglich wurde das durch eine stabile Koalition und eine sachliche, konsequente Budgetpolitik. Gleichzeitig sage ich klar: Auch Bund und Land müssen ihre Verantwortung wahrnehmen. Es darf nicht sein, dass immer neue Aufgaben an die Kommunen übertragen werden, ohne die dafür notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen. Wir arbeiten für die Innsbruckerinnen und Innsbrucker – und dazu gehört neben Investitionen auch die Konsolidierung des Budgets. 

In den letzten zwei Jahrzehnten wurde leider oft nach dem Prinzip „Wünsch dir was“ gehandelt. Es entstanden durchaus sinnvolle Bauten, aber finanziert mit Mitteln, die eigentlich für andere Zwecke vorgesehen waren. Unser Zugang ist ein anderer: Wir investieren nur dort, wo es dem langfristigen Wohl unserer Stadt dient – damit Innsbruck auch für kommende Generationen lebenswert bleibt. Dazu stehe ich.

Vielseitiger Bürgermeister, Johannes Anzengruber | Foto: Birlmair
  • Vielseitiger Bürgermeister, Johannes Anzengruber
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Sie fordern verstärkt eine Veränderung der Verteilungsschlüssel zwischen Bund, Land und Stadt. Warum ist das so wichtig?
Die vertikale Verteilung der gemeinschaftlichen Abgaben muss dringend neu gedacht werden. Die Kommunen übernehmen immer mehr Aufgaben – oft deshalb, weil Bund und Land diese nicht mehr in ausreichender Qualität erfüllen können. Das ist grundsätzlich sinnvoll, aber dann braucht es auch eine faire finanzielle Abgeltung. Der Bund muss etwa die Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung als gemeinschaftliche Abgaben anerkennen. Und das Land Tirol muss jene Mittel, die der Bund für die Kommunen bereitstellt, auch vollständig an die Gemeinden weitergeben. Das ist zuletzt etwa beim Ausbau der Kinderbetreuung über den Zukunftsfonds nicht passiert. Diese Gelder fehlen dann vor Ort, während sie gleichzeitig dazu beitragen, dass das Land ein Nulldefizit erreicht. Die Folge ist, dass entweder bei wichtigen Leistungen gespart wird oder die Kommunen Aufgaben ohne ausreichende Finanzierung übernehmen müssen. Das ist keine faire Partnerschaft – und diese Praxis greift leider in immer mehr Bereichen um sich.

Betrifft diese Kritik auch den Tiroler Landesgesundheitsfonds?
Ja, ganz klar. Die Stadt Innsbruck zahlt nahezu 50 Millionen Euro in den Tiroler Gesundheitsfonds ein. Gleichzeitig erleben wir, dass Leistungen zurückgehen, während die Kosten weiter steigen. Das ist nicht nachvollziehbar.

Besonders unverständlich ist für mich, dass bei Patientinnen und Patienten aus dem Ausland Leistungen erbracht werden, ohne – wie früher üblich – vorab die Kostenübernahme sicherzustellen. Bleiben diese Rechnungen offen, zahlt am Ende der Steuerzahler. Das darf nicht sein. Diese Form von Misswirtschaft schadet Innsbruck und allen Tiroler Gemeinden. Dagegen werden wir uns entschieden zur Wehr setzen.

In der Politik ist oft von Leuchtturmprojekten die Rede. Gibt es solche 2026 in Innsbruck?
Ich bin nicht angetreten, um mir selbst ein Denkmal zu setzen. Mir geht es darum, für alle da zu sein und Innsbruck als Ganzes weiterzubringen. Die Zeit der Leuchtturmprojekte um jeden Preis ist vorbei. Mein Fokus liegt auf einer Stadt, die funktioniert, die wirtschaftlich stabil ist und in der sich die Menschen wohlfühlen. Dafür braucht es keine Prestigeprojekte, sondern viele kluge, nachhaltige Maßnahmen. Gerade weil finanzielle Rücklagen in der Vergangenheit teilweise aufgebraucht wurden, ist es heute umso wichtiger, verantwortungsvoll zu handeln und Maßnahmen zu setzen, die auch für kommende Generationen sinnvoll sind.

Wo werden Sparmaßnahmen für die Bevölkerung spürbar?
Die Sparmaßnahmen sind leider notwendig, weil in der Vergangenheit nicht immer langfristig und nachhaltig gewirtschaftet wurde. Das hat Folgen. Einige Projekte – wie etwa der Vorplatz beim Haus der Musik – müssen daher verschoben werden.

Projekte ohne klaren Mehrwert für die Stadt oder ohne gesicherte Gegenfinanzierung wird es in dieser Form nicht mehr geben. Wir prüfen genauer, planen strukturierter und gehen verantwortungsvoller vor. Zusätzlich wird es bei einzelnen Gebühren Anpassungen geben, diese fallen jedoch geringer aus als vom Österreichischen Zentrum für Verwaltungsforschung (kurz KDZ) empfohlen. Mir ist wichtig, die Belastungen für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten.

Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Stadtregierung bisher?
Ich bin mit der Arbeit der vergangenen eineinhalb Jahre sehr zufrieden. Wir haben engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Stadtverwaltung und eine konstruktive Zusammenarbeit in der Stadtregierung. Viele Projekte sind bereits in Umsetzung – etwa bei der Erneuerung der Versorgungsnetze, bei Straßenraumgestaltungen, bei Fuß- und Radwegen, beim Zubau der Hauptfeuerwache oder bei Sport- und Grünraumprojekten. Gleichzeitig befinden sich zahlreiche Vorhaben in der Planungsphase, etwa beim Hochwasserschutz, beim der Verbauung Höttinger Bach, bei der Sanierung und dem Neubau von Sport- und Freizeiteinrichtungen oder bei weiteren Feuerwachen. Natürlich bremsen die stark zurückgegangenen Mittel von Bund und Land, aber wir bleiben dran.

Ein Blick auf einzelne Projekte: Wie ist der Stand?
Sanierung Eiskanal: Der Fokus liegt darauf, die notwendigen Sanierungsmaßnahmen so vorzubereiten, dass der Eiskanal wieder voll wettkampftauglich ist. Bis zur nächsten Saison muss alles funktionieren. Ich habe ein straffes Reporting eingeführt, Transparenz und klare Verantwortlichkeiten sind mir hier besonders wichtig. Bei Nichterfüllung wird es Konsequenzen geben.
Rückabwicklung MCI Neu / Fennerareal: Nach mehrfacher Urgenz haben wir vor wenigen Tagen endlich das offizielle Schreiben des Landes zur Rückabwicklung erhalten.
Sportanlage Flughafen: 2026 starten wir mit der Entwurfsplanung, die verkehrliche Planung der Erschließung wird finalisiert.
Vorplatz Haus der Musik: Dieses Projekt wird verschoben.

2026 steht auch im Zeichen des Jubiläums „50 Jahre Olympische Winterspiele“. Was bedeutet das für Innsbruck?
Olympia ist ein zentraler Teil der Identität Innsbrucks. Wir sind eine von nur drei Städten weltweit, die zweimal Olympische Winterspiele ausgetragen haben. 2026 wird Cortina als vierte Stadt dazukommen. Zusätzlich war Innsbruck 2012 Austragungsort der Olympischen Jugendspiele. Dieses Jubiläum zeigt, wie nachhaltig positiv Olympia unsere Stadt geprägt hat. Innsbruck wurde dadurch international bekannt und genießt bis heute hohes Ansehen. Beim Start des Jubiläumsjahres durften wir zahlreiche Olympiasiegerinnen und Olympiasieger sowie Bürgermeister anderer Austragungsorte begrüßen. Alle waren beeindruckt von unserer Stadt. Besonders oft wurden wir auf unsere Lebensqualität, unsere Sicherheit und unsere Stabilität angesprochen – Eigenschaften, um die uns viele beneiden. Das zeigt mir: Innsbruck ist gut aufgestellt, und wir haben allen Grund, mit Zuversicht nach vorne zu blicken.

Seit 24.4.2024 ist Johannes Anzengruber Bürgermeister der Stadt Innsbruck. | Foto: MeinBezirk
  • Seit 24.4.2024 ist Johannes Anzengruber Bürgermeister der Stadt Innsbruck.
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