Sturm auf die Medizin-Uni Innsbruck

Ärztekammer und Med-Uni | Foto: Foto: Kretzschmar

Von zu vielen Studenten, zu wenig Ärzten und lockenden Angeboten von unserem Nachbarn Deutschland

Die Medizinische Universität Innsbruck kann sich vor Anwärtern auf die Studienplätze kaum retten. Trotzdem droht Österreich ein Ärztemangel.

(vk). Das Urteil des Europäischen Gerichtshofes über die Quotenregelung an einer Uni in Belgien sorgte auch in Innsbruck für Aufsehen. Die EU duldet lt. ihrem Urteil eine Quotenregelung, wenn ansonsten die medizinische Versorgung im eigenen Land nicht aufrecht erhalten werden kann und keine anderen Maßnahmen dies gewährleisten.

An der Med-Uni Innsbruck gibt es schon seit 2006 eine Quotenregelung, deren gerichtliche Überprüfung durch die EU bis 2012 ausgesetzt ist. 75 % der Studienplätze sind demnach für Österreicher reserviert. Das Urteil für Belgien könnte nun bedeuten, dass auch die Quotenregelung Österreichs hält. Grund für die Regelung sind die vielen Numerus-Clausus-Flüchtlinge aus Deutschland, die vor allem Österreichs Medizin-Unis stürmen.

Med-Uni Innsbruck atmet auf
Dem Vizerektor der Medizinischen Uni Innsbruck, Norbert Mutz, fiel durch das Urteil des europäischen Gerichtshofes ein ganzer Pflasterstein vom Herzen. „Das ist hervorragend. Allein dieses Jahr gingen bei uns 3.600 Anmeldungen ein, 60 %
davon waren aus Deutschland. Würde man dies nicht eingrenzen, könnte in zehn Jahren ein Versorgungsproblem in Österreich auftreten“, gibt Mutz zu bedenken und fügt hinzu, dass die Quotenregelung aber auch nur eine Notlösung sei.

Abwerbungen aus Deutschland
Deutschland kämpft schon jetzt mit einen massiven Ärztemangel, weshalb Vertreter deutscher Krankenhäuser nach Innsbruck kommen und nicht nur deutsche, sondern auch österreichische Absolventen abwerben. „Die Konditionen sind in Deutschland meist besser als bei uns und die Studenten merken, dass sie in Deutschland wirklich gewollt werden“, begründet dies Mutz. Anton Wechselberger, Präsident der Ärztekammer Tirol, erklärt außerdem, dass Absolventen des Medizinstudiums in Österreich eine 3-jährige Turnus- oder eine 6-jährige Facharztausbildung absolvieren müssen, bevor sie selbstständiger Arzt sein dürfen. Auf einen Turnusplatz muss man aber bis zu zwei Jahre warten. In Deutschland hingegen bekommt man sofort eine Stelle und dort muss auch keine Turnus- oder Facharztausbildung geleistet werden, um selbstständiger Arzt zu sein. Dadurch wandern viele Absolventen ab. Ein Ärztemangel in Österreich könnte also auch mit Quotenregelung die Folge sein.

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