Häusliche Gewalt in Tirol
Ein Jahr Präventionsarbeit mit GewalttäterInnen

v.l. Alexander Arnheiter, Melanie Mlaker, Leo Alber. | Foto: Tiroler Beratungsstelle für Gewaltprävention/Mühlanger.
  • v.l. Alexander Arnheiter, Melanie Mlaker, Leo Alber.
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Seit mehr als einem Jahr müssen auch in Tirol GefährderInnen und GewalttäterInnen nach der Verhängung eines Betretungs- und Annäherungsverbots eine Beratungsstelle für Gewaltprävention zeitnah zur Tat in Anspruch zu nehmen. „Dadurch soll ein Zeitfenster, an dem das Unrechtsbewusstsein der TäterInnen noch hoch ist, für eine umfassende Beratung genutzt werden. Die 16 MitarbeiterInnen der Tiroler Beratungsstellen für Gewaltprävention haben in allen Tiroler Bezirken bisher über 700 GefährderInnen und GewalttäterInnen nach der Verhängung eines Betretungs- und Annäherungsverbots betreut. 90 Prozent der GewalttäterInnen sind Männer“, berichtet Leo Alber, MMH, Geschäftsführer vom Psychosozialen Pflegedienst Tirol (PSP Tirol), der die Tiroler Beratungsstelle für Gewaltprävention im Auftrag des Bundesministeriums für Inneres (BMI) betreibt .

„Das häufigste Beziehungsverhältnis ist Gewalt in aufrechten Ehen oder Partnerschaften. Die Gewaltsituationen entstehen häufig im häuslichen Kontext. Sie entwickeln sich beispielsweise aus Beziehungskonflikten zwischen Paaren, familiären Streitigkeiten zwischen Eltern, Kindern oder Geschwistern. Bei den GefährderInnen sind fast alle Altersklassen und soziale Schichten vertreten“, erläutert Alexander Arnheiter, BA, Teamleiter der Tiroler Beratungsstelle für Gewaltprävention.

In den sechsstündigen Beratungen basieren auf dem Konzept der opferschutzorientierten Täterarbeit und geben Strategien und Handlungsweisen vor, die einer zukünftigen Gewalthandlung entgegenwirken sollen. „Ein essentieller Bestandteil hierbei ist die Verantwortungsübernahme durch die TäterInnen bezüglich ihrer Tat. Wir zeigen ihnen das schuldhafte Verhalten auf. Im Falle, dass versucht wird auszuweichen, konfrontieren wir sie mit dem Tathergang. Viele TäterInnen bereuen ihre Eskalation und nehmen die Beratung dankbar an, da sie ihre Beziehungen retten oder eine Hilfestellung bekommen möchten, um bei familiären Problemen anders zu reagieren“, so Alexander Arnheiter. Die Beratungen wären aber keine Garantie dafür, dass es nicht wiederholt zu häuslicher Gewalt kommen kann. Aktuell liege der Anteil der GefährderInnen mit einem Kontakt zu Beratungsstelle für Gewaltprävention, gegen die ein erneutes Betretungs- und Annäherungsverbot ausgesprochen wurde, bei unter zehn Prozent.

„Aus der Sicht der Tiroler Opferschutzeinrichtungen ist es eine erfreuliche Entwicklung, dass es in Tirol nun auch für die GefährderInnenseite eine Anlaufstelle gibt. Das Ziel aller Einrichtungen, auch wenn wir auf der jeweils anderen Seite arbeiten, sind in jedem Fall immer gewaltfreie Lösungen für Konflikte. Auch unsere KlientInnen äußern sehr häufig den Wunsch, dass es eine Institution gibt, an die sich die gewaltausübende Person wenden und wo der- oder diejenige sich auch Hilfe holen kann und muss. Vor Installierung der Beratungsstelle für Gewaltprävention war dies nur auf freiwilliger Basis möglich und eher selten der Fall“, erklärt Mag.a Melanie Mlaker, stellvertretende Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Tirol, einer Beratungsstelle für Menschen, die Opfer von häuslicher Gewalt und/oder beharrlicher Verfolgung geworden sind.

„Hervorzuheben ist in Tirol die sehr gut funktionierende multiinstitutionelle Zusammenarbeit mit Behörden, Polizei, Opferschutzeinrichtungen (Gewaltschutzzentrum Tirol), der Kinder- und Jugendhilfe und anderen weiterführenden Beratungsstellen, wie z.B. Mannsbilder Tirol. In den Beratungen wird aktiv versucht, die GefährderInnen an eine weiterführende Beratungsstelle weiterzuvermitteln“, so Melanie Mlaker, Leo Alber und Alexander Arnheiter abschließend.

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