Frei im Theater: Elektra
Elektra als triumphaler Abschluss

Atemberaubend in ihrer stimmlichen wie schauspielerischen Ausdruckskraft: Aile Asszonyi als Elektra und KS Angela Denoke als deren Mutter Klytämnestra. | Foto: Birgit Gufler
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  • Atemberaubend in ihrer stimmlichen wie schauspielerischen Ausdruckskraft: Aile Asszonyi als Elektra und KS Angela Denoke als deren Mutter Klytämnestra.
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Es sein ein bewegender Moment, sagte Operndirektor Michael Nelle mit hörbar ergriffener Stimme, als er kurz vor Aufführungsbeginn auf die Bühne des Großen Hauses trat – „unsere letzte Premiere hier“, um sich dann noch beim Publikum für das leidenschaftliche Mitgehen in all den Jahren zu bedanken. Was die nächsten knapp zwei Stunden folgen sollte, war – man kann es nicht sagen – ein Kulminationspunkt dieser Intendanz. Ein Opernabend, mit dem sich Noch-Hausherr Johannes Reitmeier auch als Regisseur noch einmal selbst übertroffen hat. Nahezu ähnlich zur letzten Schauspielpremiere am Tag davor – „Adern“ von Ausnahmetalent Lisa Wentz – geht es ja in Elektra ebenfalls um die Generationen überspannende Vererbung von Schuld und Traumatisierung, die in diesem expressionistischen Paradewerk des kongenialen Duos Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal freilich in absoluter Selbstzerstörung gipfelt.

Atemberaubende Intensität
Reitmeier treibt dies in seiner Inszenierung klug auf die Spitze, indem Elektra (Aile Asszonyi) sich zuletzt über die Hand ihres ebenfalls bereits völlig apathischen Bruders Orest (Andreas Mattersberger) das Mordmesser in die Brust rammt. Reitmeier verortet das gesamte Geschehen sinnfällig in jenem schön verkachelten (Hallen)-Bad (Bühne: Thomas Dörfler), in dem Elektras Vater Agamemnon von ihrer Mutter Klytämnestra (KS Angela Denoke) und deren Geliebten Aegisth (Florian Stern) hinterrücks ermordet wurde und Elektra nun ihre Rachefantasien pflegt. Reitmeier hat sich zudem für die reduzierte Orchesterfassung von Richard Dünser entschieden, die Chefdirigent Lukas Beikircher und das TSOI mit einer Intensität umsetzen, dass es einen trotz der mitunter sperrigen Polyphonie gerade in den emotional aufwühlenden Passagen von der ersten Minute weg in den Bann zieht.

Überragendes Ensemble
Das gilt in besonderer Weise für das Ensemble, das sich als Traumbesetzung erweist: Aile Asszonyi ist als Elektra stimmlich wie auch darstellerisch ein Kraftwerk und überzeugt insbesondere auch in jenen fast romantisch klingenden Sequenzen, in denen sie sich – wenn auch nur kurz - in die glücklich erlebten Momente ihres Lebens und Frau-Seins hineinträumt. Nicht minder kraftvoll Magdalena Hinterdobler als Elektras Schwester und Konterpart Chrysothemis, die sich so sehr danach sehnt, es als Mutter besser zu machen. Angela Denoke versprüht als Klytämnestra eine geradezu übermächtige Eleganz. Ein Glanzlicht natürlich auch Andreas Mattersbergers wunderschön getragene Bass-Stimme für den schwer traumatisierten Orest. Das Premierenpublikum bedankte sich wenig verwunderlich mit minutenlangen Ovationen.

Atemberaubend in ihrer stimmlichen wie schauspielerischen Ausdruckskraft: Aile Asszonyi als Elektra und KS Angela Denoke als deren Mutter Klytämnestra. | Foto: Birgit Gufler
Das Drama der Elektra nimmt seinen Lauf: v. l. n. r.: Jennifer Maines, Andreas Mattersberger, Aile Asszonyi, Magdalena Hinterdobler | Foto: Birgit Gufler
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