Frei im Theater: Generationentheater, Offtanz
Verwundete Herzen am Würstelstand
Um das große Ganze zu erkennen oder gar zu verstehen, so raten kluge Menschen, sollte man immer die Ränder einer Gesellschaft erkunden – etwa an einem Würstelstand, wo Menschen nächtens ungeachtet von Herkunft, Status und Kontostand aufeinandertreffen. Genau dieses Set-up hat Bernhard Studlar für sein preisgekröntes Stück „Lohn der Nacht“ gewählt, das 2021 bei den Bregenzer Festspielen uraufgeführt wurde und nun erstmals im Generationentheater im diemonopol zu sehen ist. Wie üblich in Andrea Hüglis bewährter Regie, die sich mit Leiterin Traudi Kopp stets anspruchsvolle Theatertexte für die spielfreudige und ambitionierte Laientruppe aussucht.
Die Chance eines Neuanfangs
In „Lohn der Nacht“ beleuchtet Studlar nicht nur „die Arroganz des Kapitals“, in den fast filmisch anmutenden Episoden lässt er uns auch in etliche offene Herzenswunden blicken. Die allesamt nie Heilung erfuhren und daher immer wieder neue Verletzungen und Abgründe nach sich ziehen. Dabei hätten wir, wie uns die sieben Figuren am Würstelstand zuletzt erklären, ja die Chance, jeden Morgen neu anzufangen, um die Dinge dann mit mehr Liebe zu machen. Eine schöne Botschaft für diese zuweilen selbstvergessene Vorweihnachtszeit.
meet me halfway
Leider nur drei Mal hatte man im Brux Anfang Dezember das Privileg, die Tanzperformance „meet me halfway“ zu erleben, die OFFTANZ-Tirol-Mitbegründerin Emmanuelle Vinh mit ihren Tanzschülerinnen an der Landesmusikschule Kufstein erarbeitet hat. MIt ungeheurem Mut und einer zutiefst berührenden Offenheit gewährten die sechs Mädchen zu Andreas Tenscherts groovend-jazzigen Beats Einblick in ihre inneren und äußeren Erlebniswelten - die unentwegt zwischen dem wohlig-sicheren Angenommen- und Getragensein in der eigenen Peer-Group und jenen enttäuschenden Momenten des Abgestoßen- und Ausgespucktwerdens hin und her pendeln. Ein Tanzabend, der vor allem eines eindrücklich aufzeigte: Dass uns diese vermeintlich digitale Generation Z in ihren Reflexionen und Gefühlen über Menschsein und Leben so viel näher ist, als wir gemeinhin glauben.
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