Vom Schenken und Beschenktwerden

Wieder einmal ist es so weit: Das alte Jahr ist angezählt, der Countdown zum Jahresausklang läuft. Das bedeutet, dass automatisch ein Thema in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt: Geschenke. Der ideale Zeitpunkt, wie ich meine, um sich Gedanken zum Thema „Schenken und Beschenktwerden“ zu machen.

Zunächst finde ich es immer aufs Neue faszinierend, dass ein Geschenk nicht nur den Empfänger glücklich macht. Laut einer Studie werden durch das Geben „Gehirnregionen stimuliert, die mit Glücksempfinden, sozialen Bindungen und Vertrauen in Verbindung gebracht werden. Dafür hat der Wissenschaftler James Andreoni den Begriff des „warm-glow“ Effekts geprägt, es entsteht also ein warmes, wohliges „Glühen“.

Kein Wunder, dass schon Jesus gemäß dem Lukasevangelium (Kapitel 6, Vers 38) dazu aufforderte, sich „das Geben zur Gewohnheit zu machen“. Jesus wollte uns also sagen: Tu anderen so oft wie möglich Gutes, und es wird Teil deines Charakters. Wer diesem Rat folgend „warm-glowing“ das ganze Jahr über und nicht nur anlassbezogen betreibt, erspart sich einiges an Stress und kann nebenbei auch andere zum „Glühen“ bringen. So versichert Jesus im erwähnten Vers weiter: „…dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken.“ Ein spontanes Geschenk, eine Hilfestellung, eine Aufmerksamkeit – das löst in den Empfängern oft Dankbarkeit aus und motiviert sie, selbst tätig zu werden. Dieser Aspekt des Schenkens begeistert mich, erzeugt doch wechselseitiges „warm-glowing“ ein Klima, in dem ein angenehmes Miteinander und echte Freundschaften gedeihen.

Doch was mich am meisten beeindruckt, ist der „Ursprung“ des Schenkens. Verhaltensforscher kamen nämlich zu der bemerkenswerten Erkenntnis, dass es ein dem Menschen innewohnender Drang zu sein scheint, anderen zu helfen. Wie zahlreiche Studien belegen, verhalten sich Kinder altruistisch (also selbstlos), noch bevor sie sprechen können (siehe z.B. das Buch „Die Wiederentdeckung des Menschen“, Andreas von Westphalen, Westend Verlag, 2019). Warum ist das so? Manche suchen die Erklärung in der Evolution. Wäre Altruismus im Überlebenskampf des Stärkeren aber eine kluge Strategie? Die Bibel liefert eine andere Erklärung: Der Mensch wurde „im Bilde Gottes“ erschaffen, das heißt mit der Fähigkeit, gottähnliche Charakterzüge auszubilden.

Einer der schönsten Charakterzüge Gottes - darin sind sich wohl Gläubige aller Konfessionen einig - ist seine Großzügigkeit. Er hat uns das Leben auf dem einzigartigen blauen Planeten geschenkt. In seinem Brief, der Bibel, teilt er uns mit, was er aus Liebe tut und noch tun wird, damit der blaue Planet lebenswert bleibt und alle Menschen darauf wirklich glücklich werden können. Für mich zeigt das klar: Schenken hat seinen Ursprung bei Jehova (Eigenname Gottes gemäß der Bibel). Dass wir „im Bilde Gottes“ erschaffen worden sind, schließt den Kreis und erklärt, warum es so guttut, anderen großzügig Gutes zu tun.

Ja, die Gabe des Schenkens bereichert in der Tat das Leben. Und nachdem ich jetzt so bewusst darüber nachgedacht habe, warum das so ist, nehme ich mir ab sofort vor, Schenken zu einem noch festeren Bestandteil meines Alltags zu machen. Dabei möchte ich mich vor allem auf die unbezahlbaren Geschenke konzentrieren wie Zeit, Zuhören, Zuneigung, Freundlichkeit und aufmunternde Worte. Das bringt nämlich nicht nur mich selbst zum „Glühen“, sondern vielleicht auch meine Familie, Freunde, Arbeitskollegen und Mitmenschen.

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