Frei im Theater: Biografie: Ein Spiel
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Es ist jenes Stück, mit dem Max Frisch am meisten haderte. So notierte er 1968 über „Biografie: Ein Spiel“ in sein Tagebuch: „Vierfacher Sieg der Bühne (Zürich, München, Frankfurt, Düsseldorf) über den Autor; er bestreitet die Fatalität, die Bühne bestätigt sie – spielend.“
Tatsächlich will seine Hauptfigur, der mittlerweile todkranke Verhaltensforscher Hannes Kürmann, der im Stück die Möglichkeit erhält, Schlüsselszenen seines Lebens nachträglich zu verändern, nur wenig an seinem Lebenslauf korrigieren.
Loslassen als Angelpunkt
Obwohl er eine erste Liebe im Stich ließ, die erste Frau sich nach einem Streit umbrachte, will er das nicht ungeschehen machen, behauptet im Gegenteil, er habe sich an seine Schuld gewöhnt. Zwar wird er beruflich endlich Haltung zeigen, was ihn auch seine Professur kosten wird, doch in einem Punkt (sprich einer Szene) tritt er sprichwörtlich immer wieder auf der Stelle: So sehr er sich müht, sich nicht mehr in seine zweite Frau Antoinette zu verlieben, es will ihm partout nicht gelingen. Er schafft es lediglich, mit dem Verlustschmerz gelassener umzugehen. Letztlich erweist sich das Loslassen als Angelpunkt des Resets, wofür Kürmann jedoch Antoinettes Hilfe benötigen wird.
Fantastisches Ensemble
Steudltenn-Hausherr Hakon Hirzenberger hat diese faszinierende Versuchsanordnung mit augenzwinkernder Leichtigkeit und einem fantastischen Ensemble inszeniert: Manuel Witting und Lisa-Lena Tritscher begeistern als Kürmann und Antoinette, Alexander Braunshoer als Spielleiter, Runa Schymanski und Thomas Frank als seine spielfreudigen Assistenten. „Biografie: Ein Spiel“, dessen Text offensichtlich mehr über das Leben wusste, als es dem Autor bewusst war, ist noch bis Samstag in der Steudltenn in Uderns und ab 11. August im Wald4tler Hoftheater zu sehen.
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