pro Holz Tirol
Lift up – Junges Wohnen über Supermärkten & Co

Die Projektverantwortlichen des Wettbewerbs Lift up mit Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (2.v.r). V.l.:  Karl-Heinz Eppacher (Dach+Fach GmbH), Bauingenieur Roland Maderebner (Universität Innsbruck/Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften), Architekt Andreas Flora (Universität Innsbruck/Gestaltung1), Architekt Thomas Thaler (SPhii_architectural collaboration) und Rüdiger Lex (proHolz Tirol) | Foto: Die Fotografen
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  • Die Projektverantwortlichen des Wettbewerbs Lift up mit Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (2.v.r). V.l.: Karl-Heinz Eppacher (Dach+Fach GmbH), Bauingenieur Roland Maderebner (Universität Innsbruck/Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften), Architekt Andreas Flora (Universität Innsbruck/Gestaltung1), Architekt Thomas Thaler (SPhii_architectural collaboration) und Rüdiger Lex (proHolz Tirol)
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Ein interdisziplinäres Projekt der Studierenden aus den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen der Universität Innsbruck stellten am Hauptbahnhof Innsbruck innovative Holzbauprojekte vor.

INNSBRUCK. Das Institut für Gestaltung der Universität Innsbruck hat in Kooperation mit dem Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften/Arbeitsbereich Holzbau, dem Architekturbüro SPhii_architectural collaboration und dem Verein proHolz Tirol, den Wettbewerb „Lift up – Junges Wohnen über Supermärkten & Co" in Holzbauweise für Studierende der Universität Innsbruck ausgeschrieben.

Interdisziplinäres Projekt

Die Studierenden aus den Fachbereichen Architektur und Bauingenieurwesen mussten als Teams bestehende eingeschossige Gebäude im Stadtteil Reichenau, unter der Vorgabe der Nachverdichtung ohne Abbruchmaßnahmen beziehungsweise zusätzlicher Beanspruchung von Boden, bearbeiten. Durch Aufstockung in Holzbauweisen entstanden Quartierentwürfe für studentisches Wohnen und öffentliches Leben. Angeleitet und unterstützt wurden sie dabei von Andreas Flora, Professor für Architektur an der Universität Innsbruck und Architekt Thomas Thaler vom Bauunternehmen SPhii_architectural collaboration. Im Bereich Holzbau kam entsprechender Support von Philipp Dietsch, der den Arbeitsbereich Holzbau an der Universität Innsbruck im Fachbereich Bauingenieurwesen leitet und seinem Kollegen aus dem selben Arbeitsfeld, Senior Scientist Roland Maderebner sowie von Fachplanern des Energiedesigns, der Haustechnik und des Brandschutzes.

„Das geforderte interdisziplinäre Arbeiten der Studierenden an den Projekten sowie die Konfrontation mit einer realen Aufgabe und konkreten Errichtungsanforderungen hat sich als herausfordernd aber sehr erfolgreich erwiesen",

ist Architekt Thomas Thaler, als einer der Projektinitiatoren überzeugt.

Das Projekt „plus fünf“ von Architekturstudentin Franziska Rainalter erhielt eine Auszeichnung. V.l.n.r.: Karl-Heinz Eppacher (Dach+Fach GmbH), Architekt Andreas Flora (Universität Innsbruck/Gestaltung1), Bauingenieur Roland Maderebner (Universität Innsbruck/Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften), die Preisträgerin Franzisca Rainalter, Architekt Thomas Thaler (SPhii_architectural collaboration), Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi, und Rüdiger Lex (proHolz Tirol) | Foto: Die Fotografen
  • Das Projekt „plus fünf“ von Architekturstudentin Franziska Rainalter erhielt eine Auszeichnung. V.l.n.r.: Karl-Heinz Eppacher (Dach+Fach GmbH), Architekt Andreas Flora (Universität Innsbruck/Gestaltung1), Bauingenieur Roland Maderebner (Universität Innsbruck/Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften), die Preisträgerin Franzisca Rainalter, Architekt Thomas Thaler (SPhii_architectural collaboration), Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi, und Rüdiger Lex (proHolz Tirol)
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Zum Wettbewerb

Im Sommer 2021 fand die Preisgerichtsitzung, unter anderem mit Architekt Christoph Pichler vom Architekturbüro pxt Wien, dem Leiter der Stadtplanung Innsbruck, Wolfgang Andexlinger und Holzbauingenieur Konrad Merz von der Holzbaufirma Merz. kley und Partner aus Dornbirn sowie dem Holzbaumeister Karl-Heinz Eppacher von Dach + Fach Holzbau aus Polling statt. Im Anschluss wurden die vier erstgereihten Projekte gemeinsam mit den vier Tiroler Holzbaufirmen Dach + Fach Holzbau, Holzbau Höck, Holzbau Schafferer sowie Huter & Söhne weiterverarbeitet und auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüft. „Das Engagement und die praxistaugliche Kreativität der Studierenden ist beeindruckend", so der Mitinitiator, Preisrichter und Projektbegleiter Karl-Heinz Eppacher.

Das Team vom Projekt „Kluge Köpfe“, mit Architekturstudent Andreas Leitner sowie den Bauingenieurstudenten Evi Dorfmann, Manuel Erlacher sowie Marian Niederkofler, erhielt ebenfalls eine Auszeichnung. Architekt Andreas Flora (l.) und Architekt Thomas Thaler (3.v.l.) gratulierten. | Foto: Die Fotografen
  • Das Team vom Projekt „Kluge Köpfe“, mit Architekturstudent Andreas Leitner sowie den Bauingenieurstudenten Evi Dorfmann, Manuel Erlacher sowie Marian Niederkofler, erhielt ebenfalls eine Auszeichnung. Architekt Andreas Flora (l.) und Architekt Thomas Thaler (3.v.l.) gratulierten.
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Zur Ausstellung

Im Rahmen der ebenfalls von den Studierenden konzipierten Ausstellung im Innsbrucker Hauptbahnhof werden in den nächsten Monaten die Wettbewerbsbeiträge präsentiert und die Bedeutung der Aufstockung beziehungsweise urbanen Nachverdichtung (nachträglich dichtere Bebauung vorhandener, schon bebauter Gebiete) durch Holz für eine COneutrale Stadt aufgezeigt.

Das Projekt „StapelWerk“, von den Architekturstudenten Linda Fendt und Philipp Beckmann sowie den Bauingenieurstudenten Julia Dorfmann, Lukas Stuffer und Philipp Demetz, überzeugte die Jury und wurde mit einer Auszeichnung belohnt. Das Modell des Projekts wird von den Preisträgern und Architekt Thomas Thaler (3.v.l.), Architekt Andreas Flora (4.v.l.) sowie Holzbaumeister Karl-Heinz Eppacher (r.) begutachtet.  | Foto: Die Fotografen
  • Das Projekt „StapelWerk“, von den Architekturstudenten Linda Fendt und Philipp Beckmann sowie den Bauingenieurstudenten Julia Dorfmann, Lukas Stuffer und Philipp Demetz, überzeugte die Jury und wurde mit einer Auszeichnung belohnt. Das Modell des Projekts wird von den Preisträgern und Architekt Thomas Thaler (3.v.l.), Architekt Andreas Flora (4.v.l.) sowie Holzbaumeister Karl-Heinz Eppacher (r.) begutachtet.
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„Das Besondere am gewählten Austellungsort im Hauptbahnhof Innsbruck ist die Tatsache, dass wir dort für den Themenkomplex ‚Architektur, Stadtplanung und Klimawandelanpassung‘ ein großes und normalerweise schwer erreichbares Publikum vorfinden. Dies entspricht dem für die Universität Innsbruck zunehmend wichtigen Auftrag, in Form der sogenannten „Third Mission" (sozialwirtschaftlicher Beitrag einer Uni gegenüber der Gesellschaft), Erkenntnisse aus Lehre und Forschung in Gesellschaft und Wirtschaft einzubringen",

so Architekturprofessor Andreas Flora von der Universität Innsbruck.
Bei der Eröffnung der Ausstellung am 25. April 2022 waren neben Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi auch einige der genannten Experten aus den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen anwesend.

Architekt Andreas Flora (l.) und Architekt Thomas Thaler (2.v.l.) sind vom Projekt „zamm“, von den Architekturstudenten Magalie Berchtel und Lara Tusch sowie den Bauingenieurstudenten Marina Häusle und Stefan Gschwendtner, begeistert. Die Preisträger sind sichtlich stolz auf die dafür erhaltene Auszeichnung.   | Foto: Die Fotografen
  • Architekt Andreas Flora (l.) und Architekt Thomas Thaler (2.v.l.) sind vom Projekt „zamm“, von den Architekturstudenten Magalie Berchtel und Lara Tusch sowie den Bauingenieurstudenten Marina Häusle und Stefan Gschwendtner, begeistert. Die Preisträger sind sichtlich stolz auf die dafür erhaltene Auszeichnung.
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Expertenmeinungen bei der Ausstellung

So meinte etwa Holzbaumeister Karl-Heinz Eppacher im Rahmen der Ausstellungseröffnung, dass im urbanen und städtischen Bereich mehr Holzbau nachgefragt wird und Innsbruck diesbezüglich eine gute Tradition hat. Die Kooperation mit dem Lehrstuhl für Holzbau funktioniere gut und die Studenten seien im Zuge des Projekts sehr motiviert gewesen. Außerdem gäbe es für Eppacher einige Vorteille, die der Holzbau bietet.

„Holz ist ein sehr nachhaltiges Produkt. Es wird kein CO2 freigesetzt und die Transportwege sind kurz. Überdies ist die Lärmbelastung für die Bevölkerung durch die Bauweise gering",

nennt Eppacher, die aus seiner Sicht wesentlichsten Vorteile.
Thomas Thaler, Architekt und Lehrbeauftragter der Uni Innsbruck, zeichnet verantwortlich für die Gestaltung der Ausstellung. Eines seiner Ziele dieses Projekts war es die Studenten von der Theorie in die Praxis zu bringen beziehungsweise beide Bereiche miteinander zu verbinden. Dies sei herausragend geglückt. Die Ausstellung sei zudem von den Studierenden eigenverantwortlich gebaut worden. Darüber hinaus wollte er die Holzbaubetriebe dazu bringen über den Tellerrand, sprich über den herkömmlichen Holzbau hinauszudenken.

„Innsbruck ist eine graue Stadt"

Bauingenieur Roland Maderebner war bei diesem Projekt für den interdisziplinären Diskurs zwischen den Architektur- und Bauingenieurstudenten verantwortlich. Man habe sich genau angesehen, wie in Zukunft gebaut werden kann, aber auch muss, so Maderebner. Überdies nimmt sich der Bauingenieur kein Blatt vor den Mund und spricht aufgrund der bisherigen Bauweise in der Landeshauptstadt, von Innsbruck, als grauer Stadt. „Dieses Edelgestein könnte man in vielen Fällen ersetzen", so Maderebner. Außerdem hätte Holz bei der Nachverdichtung großes Potential.
Architekturprofessor Andreas Flora schlägt im Zuge der Ausstellungseröffnung in dieselbe Kerbe und meint, dass man in Tirol mit den geringen Flächen, die vorhanden sind, umdenken müsse. Die Europäische Union (EU) will, dass künftig flächensparsam und nachhaltig gebaut wird. Man könne laut Flora nicht mehr so bauen wie in den letzten 50 bis 60 Jahren. Eingeschossige Bauten wie beispielsweise kleine Pizza- oder Kebapläden sowie Supermärkte sollte man keinem Abriß unterwerfen, weil dies nicht nachhaltig sei, meint Flora.

Architekt Andreas Flora plädiert für ein Umdenken in der Bauweise und dafür, dass man eingeschossige Bauten keinem Abriss unterwerfen dürfe. Flächensparsames Bauen sollte forciert werden. | Foto: David Zennebe
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Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi sprach davon, dass es „einen anderen Umgang mit Grund und Boden brauche." Er sei mit dem Willen für mehr Holzbau angetreten, so Willi. Bei der Umsetzung dieses Vorhabens stoße er allerdings auf viel Widerstand. Er appellierte auch an die Studenten, der Gesellschaft zu erklären, weshalb Holzbau viel Potential hat. Schließlich habe Tirol bloß eine Fläche von zwölf Prozent, die verbaut werden könne und da wäre der Nachhaltigkeitsgedanke wichtig, so der Bürgermeister.

Zwei konkrete Holzbauprojekte in Innsbruck

Oft werde Georg Willi auf die vielen Baustellen in der Landeshauptstadt angesprochen, wie er erklärt. Holz würde diese Problematik deutlich verringern, wie er meint. Er schätze Geschäftsführer Franz Danler von der Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG) sehr. Dieser meint aber, dass ihm bei der Wohnbauförderung Grenzen gesetzt seien, so der Bürgermeister. Dennoch gäbe es zwei konkrete Holzbauprojekte, wie Georg Willi zu berichten weiß. Einerseits ein Projekt am Sparparkplatz bei der Hungerburg. Andererseits versuche die Stadt Innsbruck mit Unterstützung von Herrn Danler das geplante Studentenheim an der Südbahnstraße, als Holzbauprojekt umzusetzen. Allerdings müsse hier das Land Tirol mitspielen. Generell werde für Willi viel zu sehr auf die kurzfristigen Baukosten und zu wenig auf die Nachhaltigkeit geachtet. Abschließend betonte der Bürgermeister, dass er für seinen Leitsatz: „Ich akzeptiere keinen anderen Baustoff, als Holz!", bekannt sei.
Die Ausstellung im Hauptbahnhof Innsbruck in der Galerie des Bahnhofcenters ist bis 31. August täglich von 6 bis 22 Uhr geöffnet.

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