HPE: Jede vierte Tiroler Familie mit psychischer Krankheit konfrontiert

Maria Fischer, Norbert Erlacher: 25 Jahre HPE.Foto: HPE/Muehlanger
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Jede vierte Tiroler Familie ist einmal mit einer psychischen Krankheit eines Familienmitglieds konfrontiert. „Falsche Scham, Angst vor Stigmatisierung wegen einer psychischen Krankheit in der Familie und Überforderung führen dazu, dass viele Angehörige die Krankheit verdrängen oder ignorieren. Dabei müssen Familienangehörige oft große Lücken in der Betreuung und Behandlung von psychisch erkrankten Familienmitgliedern füllen. Denn auch in Tirol ist die Situation so, dass sehr viele psychisch erkrankte Menschen eine adäquate, längerfristige Behandlung nicht suchen, nicht wollen oder nicht finden“, so Mag. Norbert Erlacher, Obmann des Vereins „Hilfe für Angehörige Psychisch Erkrankter“ (HPE Tirol), und Mag. Maria Fischer, Vorstandsmitglied und Moderatorin von Selbsthilfegruppen in Innsbruck.

„Angehörige leisten immer noch einen Großteil der Betreuungsarbeit, vor allem für Menschen mit schweren psychischen Krankheiten. Die Angehörigen kennen die PatientInnen am besten. Sie nehmen jede kleinste Änderung am schnellsten und am deutlichsten war. Während Ärzte oft nur einen kleinen Ausschnitt der von psychischen Krankheiten Betroffenen wahrnehmen, werden sie von den Angehörigen im Alltag erlebt. In dieser engen familiären Verbundenheit liegt allerdings auch die Crux für die Angehörigen. Die sehr emotionale Bindung macht oft auch blind, sehr oft stoßen Angehörige an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Um ihren wichtigen Beitrag zur Betreuung und Behandlung leisten zu können, aber auch um sich selbst psychisch gesund zu erhalten, benötigen Angehörige Entlastungund Unterstützung“, so Norbert Erlacher und Maria Fischer von der HPE Tirol.

„Wir von der HPE versuchen seit 25 Jahren die Angehörigen zu ermutigen, zu informieren und auszubilden. Wir verstehen uns auch als Interessenvertretung für die Angehörigen gegenüber dem Gesundheits- und Sozialsystem und gegenüber der Politik. Psychische Erkrankungen von Familienmitgliedern verursachen spezielle Probleme, die bei anderen Erkrankungen nicht auftauchen und die gerne übersehen werden“, so Norbert Erlacher und Maria Fischer.

Defizite würden in Tirol weiterhin in der Versorgung von psychisch kranken Kindern bestehen, so Norbert Erlacher und Maria Fischer. Außerdem fehle ein aufsuchender psychiatrischer Notdienst: „Wenn in Tirol in der Nacht oder am Land ein psychiatrischer Notfall auftritt, sind Angehörige oft lange Zeit völlig hilflos schwierigen Situationen ausgesetzt. In gefährlichen Situationen kann nur die Polizei angerufen werden.“

Festsymposium am 11. November

Anlässlich des 25jährigen Bestehens des Vereins „Hilfe für Angehörige Psychisch Erkrankter“ (HPE) in Tirol findet am Freitag, 11. November, im Haus der Begegnung von 13.30 Uhr bis 18 Uhr ein Festsymposiun statt. Neben Norbert Erlacher werden beim Festsymposium auch der bekannte TV-Moderator Wolfram Pirchner, Univ. Prof. Hartmann Hinterhuber, Präsident pro mente tirol, und HPE-Gründungsmitglied Elfriede Schatz sprechen. Eintritt: Freiwillige Spenden.

Wo: Haus der Begegnung, Rennweg 12, 6020 Innsbruck auf Karte anzeigen
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