Einstand mit Gluck

Stangen und akrobatische Körper versperren Orpheus den Weg in die Unterwelt. | Foto: TLT
  • Stangen und akrobatische Körper versperren Orpheus den Weg in die Unterwelt.
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  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

INNSBRUCK. Nachdem er sich in seinen Tanzproduktionen ohnehin schon seit Jahren der verschiedensten künstlerischen Ausdrucksformen bedient, sie dabei immer höchst effektvoll, ähnlich einem versierten DJ versampelt, zuweilen mit einem leichten Hang hin zur barocken Überhöhung und vielleicht auch gelegentlich getragen von einem gewissen Horror Vacui, war es eigentlich nur naheliegend, dass Enrique Gasa Valga, stets mit Standing Ovations bedachter Leiter der Tanzcompany des TLT, jetzt bei jener Kunstform angelangt ist, die sich immer schon als Gesamtkunstwerk postulierte, nämlich der Oper. Dass er sich für sein Debüt Christoph Willibald Glucks Ballettoper „Orphée et Euridice“, und hier die an Tanzstücken reichere Pariser Fassung aus dem Jahr 1774 erwählte, war natürlich ein äußerst kluger Schachzug. Denn in diesem häufig als Reformoper titulierten Werk hat er lediglich drei Sänger/innen zu inszenieren, sprich sinnfällig zu bewegen.
Seine Company übernimmt nebst dem Chor insofern den Hauptpart, als sie gemeinsam die inneren und äußeren Stimmungen und das szenische Setting in Bewegung und Grundatmosphäre übersetzen, zuweilen sogar leicht süffisant konterkarieren. Helfried Lauckners reduziertes Bühnenbild entspricht indes ganz der Intention Glucks, der die Oper von allen unnötigen und selbstverliebten musikalischen und inhaltlichen Schnörkeln befreien wollte. Großartig, wie dieses auf die Bühne absenkbare und schräg nach hinten aufstellbare Konstrukt von halbhohen markisenähnlichen Begrenzungen, Räume öffnet und schließt und sogar Platz für Günther Eggers hochästhetische zwischen Natur und Mensch changierende Foto- und Videomotive bietet. Andrea Kuprians Kostüme für die Tanzcompany verweisen indes überaus reizvoll auf die abgründigen Schattenwelten des Stücks, ihr weiblicher Amor hat Glamour, Euridice ist und bleibt Braut, Orpheus in einfachem Gewand ganz auf seine Trauer wie auf seine Hoffnung zurückgeworfen. Aco Aleksander Bišćević gelingt als Orphée das Kunststück, neben seiner anspruchsvollen, weil sehr hohen Partie auch noch wie selbstverständlich auf die ihn umschwärmenden Tänzerinnen zu reagieren, Susanne Langbein ist als zweifelnde Euridice ebenso hinreißend wie überzeugend, Sophia Theodorides ein gewitzter Amor. Seokwon Hong dirigiert das Tiroler Symphonieorchester mit großer Achtsamkeit. Das Ergebnis ist ein musikalisch fein akzentuierter Abend, bei dem Gasa Valga einmal mehr tänzerisch und dramaturgisch aus dem Vollen schöpft, was ihm sein Publikum erneut mit jubelnden Ovationen dankt.

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