Kulturlandschaft Kärnten
"Ist die Kärntner Kuh ein Klimakiller?"

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Das Ökosoziale Forum Kärnten und die Landwirtschaftskammer Kärnten sprechen zum Thema: "Ist die Kärntner Kuh ein Klimakiller?"
KÄRNTEN. Eine Offenhaltung unserer Kulturlandschaft und eine Nutzbarmachung des Grünlandes für die menschliche Ernährung sind ohne die Rinderhaltung unvorstellbar. Bei der Verdauung stoßen Kühe wie jeder andere Wiederkäuer Methan aus, ein Treibhausgas, welches 25-mal klimaschädlicher ist als CO2. Ist das Grund genug, um Kühe als Klimakiller an den Pranger zu stellen? Was bringt der Verzicht auf Milch und Rindfleisch dem Klima? Oder gibt es doch Gründe, die für eine heimische Rindfleischproduktion sprechen?

Krise der landwirtschaftlichen Nutzfläche

Ein international renovierter Experte Wilhelm Windisch, Ordinarius für Tierernährung an der Technischen Universität München, äußert sich zu diesem Thema. Er forscht seit Jahren zur Klimawirksamkeit der landwirtschaftlichen Nutztiere. Laut ihm haben wir nicht nur eine Klimakrise sondern auch eine Krise der landwirtschaftlichen Nutzfläche, die werden nämlich in Zukunft bedrohlich knapp werden. In der nächsten Menschengeneration werden drei Milliarden Menschen dazu kommen und gleichzeitig haben wir Landverlust durch Erosion, durch Verbauung, durch Urbanisierung etc...

Erhalt der Kulturlandschaft

Weltweit soll ein großer Teil der Ernte an Sonja, über 3/4, an Nutztiere verfüttert werden. Dadurch entsteht die Meinung, dass man die Nutztierhaltung stark einschränken sollte oder auch sogar zur Gänze abschaffen sollte. Doch wenn man die Grünflächen genauer betrachtet sieht man, dass 70 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche absolutes Grasland sind, wenn es Ackerfeld wäre, dann wäre es schon seit Jahrhunderten bewirtschaftet, jedoch ist dieses Grasland nicht anderweitig verwendbar. Aber auch auf dem Acker, auf dem Mais, Weizen, also eine lebensmittelliefernde Kultur angebaut wird, wird von dieser ganzen Pflanze nur ein kleiner Teil geerntet. Mindestens die Hälfte der Biomasse bleibt zurück und ist auch nicht essbar. Vor allem Wiederkäuer können Milch und Fleisch ohne Nahrungskonkurrenz erzeugen, denn dieses Gras wird in wertvolle Lebensmittel umgewandelt und trägt damit gleichzeitig zum Erhalt der Kulturlandschaft bei, erklärt Wilhelm Windisch.

Rein vegane Landwirtschaft

Auf diese Lebensmittel zu verzichten wäre eine Ressourcenverschwendung und damit kein Beitrag zum Klimaschutz. Der Forderung nach einer rein veganen Landwirtschaft, ohne Tierhaltung steht der Experte kritisch gegenüber: "Um die tierischen Lebensmittel zu kompensieren, müsste die vegane Landwirtschaft ihre Produktion verdoppeln, denn  1 kg veganes Lebensmittel erzeugt mindestens 4kg nicht essbare Biomasse. Somit erzeugt die Landwirtschaft überwiegend nicht essbare Biomasse. Eine Verdoppelung hieße mehr Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und einen massiven Ausbau der Ackerfläche. Dies würde zusätzliche Emissionen mit sich bringen , denn bei der Umwandlung von Grünland in Ackerland gelangen große Mengen CO2 aus dem Boden in die Atmosphäre. "Damit würden wir dem Klimaschutz einen Bärendienst erweisen". Laut Wilhelm Windisch ist es wichtig ein Gleichgewicht zwischen Pflanzenbau und Tierhaltung zu erlangen, die Landwirtschaft soll möglichst viele pflanzliche Lebensmittel hervorbringen. Die dabei anfallenden, für den menschlichen Verzehr nicht geeigneten Nebenprodukte sollen ebenso wie das Grünland als Futter für die Nutztiere zur Verfügung stehen. Somit ist die Nahrungskonkurrenz zum Menschen ausgeschlossen und es ergibt sich keine zusätzliche Wirkung auf Umwelt und Klima."

Was tun mit dem Methan?

Methan von Wiederkäuern ist der Preis für den Gewinn an höchstwertiger Nahrung aus nicht essbarer Biomasse. CH4 ist sehr klimawirksam, aber kurzlebig (HWZ 8 Jahre). Es reichert sich in der Atmosphäre nicht an. CO2 ist weniger klimawirksam und auch langlebiger. Entscheidend für den Pflanzenbau ist die Verfügbarkeit von lagerbaren, organischem Dünger, also Biogas oder was seit Jahrzehnten am Besten funktioniert, Wirtschaftsdünger, wie Mist und Gülle. Was zu den Methan-Emissionen aus der Rinderhaltung gesagt wurde war, dass das Methan zwar 84mal klimawirksamer sei als CO2. Dabei darf nicht vergessen werden, dass sich Methan in der Atmosphäre sehr rasch abbaut. Im Gegensatz dazu wird emittiertes CO2, zum Beispiel aus der Verbrennung von Öl und Gas, in der Atmosphäre über Jahrhunderte kumuliert. "Selbst, wenn wir alle Wiederkäuer auf der Erde schlachten und uns nur noch rein vegetarisch ernähren würden, wäre der Klimaeffekt nicht mehr als eine kurze Delle in der Entwicklung der weltweiten Treibhausgas-Emissionen", so Windisch.

Regionale Produktion bedeutet Klimabonus

Auch Astrid Brunner, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Kärnten aus der Sicht der Landwirtschaftskammer Kärnten äußert sich zu diesem Thema: "Kärnten ist ein Land, das geprägt ist von kleinstrukturierter Landwirtschaft und ein Land, das es schafft sich weitgehend selbst mit Lebensmitteln zu versorgen, mitverantwortlich dafür sind die heimischen Bauern und Bäurinnen mit ihrer Bewirtschaftung. In Kärnten haben wir 180.000 Rinder, davon sind 75.000 Milchkühe und Mutterkühe. Aussagen wie zum Beispiel, dass diese Rinder schädliche Treibhausgase ausstoßen und Umweltzerstörer sein sollen, sind unreflektiert dargestellt. Die regionale Produktion hat immer einen Klimabonus, weil in einem hohen Standard produziert wird und weil der lange Transportweg nicht existiert. Der Sektor Landwirtschaft ist für rund zehn Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich, mit diesen zehn Prozent wird die gesamte Bevölkerung mit Lebensmittel versorgt. Das CO2 Äquivalent sank bei der Landwirtschaft in den letzten Jahren um 1,4 Tonnen, im Gegensatz dazu gab es beim Verkehr eine Steigerung von 10,2 Tonnen. Das heißt der Agrarsektor hat den Treibhausgasausstoß verringert.

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CO2 Ausstoß pro Kilogramm Rindfleisch

Die Landesbäuerin Astrid Brunner zeigt auf, dass es die österreichische Landwirtschaft schafft 14,2 kg CO2 Ausstoß pro kg Rindfleisch zu produzieren. Im europäischen Durchschnitt sind es 22 kg  CO2 Ausstoß, im Vergleich dazu liegt der CO2 Ausstoß bei der Produktion von Rindfleisch aus Brasilien bei 80 kg. Bei der Produktion von Milch liegt der CO2 Ausstoß in Österreich  bei 1 kg für 1 kg Milch. Dass Rinder bei der Verdauung von faserreichen Futter, Methan ausstoßen ist Fakt, jedoch ist die österreichische Rindfleisch Produktion EU weit am klimafreundlichsten.

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