Traurige Bilanz
Zahl der tödlichen Kinderunfälle wieder gestiegen

Alle 5 Minuten verunfallt in Österreich ein Kind (Symbolfoto) | Foto: stock.adobe.com/at/lotharnahler
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Alle 5 Minuten verunfallt in Österreich ein Kind, so die traurige Bilanz der heute vom KFV präsentierten Auswertungen zum Unfallgeschehen von Kindern. Rund 109.700 Kinder wurden im letzten Jahr durch Unfälle verletzt; 22 Kinder starben an den Folgen dieser Unfälle.

KÄRNTEN. Neben Verkehrsunfällen dominieren in Österreich weiterhin Unfälle im häuslichen Umfeld. Das KFV fordert die Politik auf, Maßnahmen, die seit langem am Tisch liegen, endlich umzusetzen und sowohl im Straßenverkehr als auch im direkten Wohn- und Freizeitbereich mehr für die Gewährleistung der Sicherheit von Kindern zu tun. Das fordern auch Österreichs Kinder selbst, wie eine aktuelle KFV-Studie deutlich zeigt. In Kärnten gab es einen Anstieg von  6.800 auf 7.800 der verletzten, spitalsbehandelten Kinder von 0-14 Jahre.

Anzahl der verletzten Kinder nach Bundesländern: Zahl in Kärnten auch deutlich gestiegen | Foto: IDB Austria 2021, 2022
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22 Kinder verunglückt

Alle zweieinhalb Wochen stirbt ein Kind an den Folgen eines Unfalls. Damit gehören Unfälle zu den höchsten Gesundheitsrisiken für Kinder. "Während kleine Verletzungen bei Spiel und Sport zur Entwicklung eines Kindes dazugehören, sind jene Unfälle, bei denen Kinder aufgrund mangelnder Sicherheitsmaßnahmen sterben oder bleibende Schäden davontragen, besonders bestürzend", so KFV-Geschäftsführer Christian Schimanofsky. "Im Jahr 2022 verunglückten 22 Kinder unter 15 Jahren tödlich. Davon kamen 13 Kinder im Straßenverkehr ums Leben, ein Kind starb im Zuge eines landwirtschaftlichen Unfalls, fünf Kinder ertranken, ein Kind starb im Zuge eines Rodelunfalls und zwei Kinder wurden durch ein Extremwetterereignis getötet", so Schimanofsky.

Foto: IDB Austria 2021, 2022
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"Jetzt heißt es handeln"

Beim Thema Kindersicherheit rangiert Österreich im aktuellsten EU-Vergleich mit einer Inzidenz von 18 tödlich verletzten Kindern auf eine Million Einwohner an zehnter Stelle. Das ist zwar unter dem EU-Durchschnitt (Inzidenz 23), aber immer noch deutlich über Irland, dem Land, welches den niedrigsten Wert aufweist. "Trotz positiver Erfolge sind noch viele Anstrengungen notwendig, damit wir in Richtung Spitze Europas aufschließen. Hier sollten wir vom Reden weg und zum Handeln kommen: Notwendige Maßnahmen für Österreich liegen auf dem Tisch – sie umzusetzen heißt Kinderleben retten", so Schimanofsky.

Forderungen des KFVs

Konkret fordert das KFV die Festlegung einer klaren politischen Zuständigkeit in Österreich – gerne in Form eines Kinderschutzministeriums. Weiters müssen, mithilfe eines klaren Aktionsplans, Maßnahmen zur Prävention von Kinderunfällen in das Regierungsprogramm aufgenommen und vor allem umgesetzt werden. Als Beispiel: 2022 sind in Österreich fünf Kinder ertrunken, heuer schon zwei, dennoch gibt es kein flächendeckendes Angebot an Schwimmkursen. Von klar umgesetzten Infrastrukturmaßnahmen, die Kindern eine sichere eigenständige Mobilität ermöglichen, ist Österreich weit entfernt.

Handlungsbedarf im Straßenverkehr

Schulkinder sind täglich im Straßenverkehr unterwegs, zu Fuß, mit dem Auto, mit dem Fahrrad oder mit dem Scooter. Deshalb müssen die Sichtbedingungen auf die Größe und Bedürfnisse der Kinder angepasst werden. Für Kinder ist die Situation im Straßenverkehr unerträglich.
Zu hohe Geschwindigkeiten der Verkehrsteilnehmer, unzureichende Infrastruktur, um alleine sicher von A nach B zu kommen, oder einfach gar kein Raumangebot, um überhaupt zum Beispiel Radfahren lernen zu können. LKW ohne Sicherheitstechnik beispielsweise gegen Tote-Winkel-Unfälle, langwierige Verfahren bei der Entschärfung von Gefahrenstellen, somit unsichere Schulwege, unzureichende Schutzwege und ein kinderfeindliches Verkehrsklima: Das ist die derzeitige Situation.

Tödliche Straßen

"Die Straßeninfrastruktur orientiert sich in erster Linie an erwachsenen Verkehrsteilnehmern. Gerade beim Bau und bei der Erhaltung muss in Zukunft mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse der Kinder genommen werden. In 71 Prozent der Fälle, ist das Kind nicht Unfallverursacher", erklärt Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV. Im letzten Jahr kamen auf Österreichs Straßen 13 Kinder ums Leben (vier als Fußgänger, ein Kind am Fahrrad, ein Kind am E-Scooter, ein Mopedunfall und sechs Kinder bei PKW-Unfällen).

Präventionsmaßnahmen wirken

"Erfolge durch gezielte Präventionsarbeit sind möglich. Eine dramatische Trendwende zeichnet allerdings das Jahr 2019. In diesem Jahr wurden bei Verkehrsunfällen sogar so viele Kinder getötet, wie schon sehr lange nicht mehr. Dieser Negativtrend wurde einzig durch die Corona-Pandemie gebremst. Heuer ist die Fortsetzung des Negativtrends wieder deutlich prognostizierbar und zeigt sich auch in anderen Lebensbereichen der Kinder", schließt Robatsch.

Kinder wünschen sich Sicherheit

Fragt man die Kinder nach ihren Wünschen zur Verbesserung ihrer Lebensqualität und Sicherheit, sind sie sich einig: "Der Wunsch nach mehr Sicherheit im Straßenverkehr und sicheren Plätzen, um freier spielen zu können, steht ganz oben auf der Wunschliste aller durch die Eltern befragten Kinder", so das KFV. In einer aktuell vom KFV durchgeführten Studie in Deutschland, Österreich und der Schweiz sprechen sich darüber hinaus auch 52 Prozent der befragten Eltern in Österreich für strengere gesetzliche Maßnahmen, vor allem für den Straßenverkehr, aus.

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