Windenergie
Kärntens Berge brauchen keine "Windriesen"

- !Fotomontage! So könnte die der Buchskopf in den Nockbergen mit Windrädern aussehen
- Foto: Erich Auer
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Die Initiative "Kärntens Berge ohne Windräder" will keine Energiewende auf Kosten der Landschaft sowie der Tier- und Pflanzenwelt.
KÄRNTEN (kh). Die Kärntner Berge sind einer der letzten Rückzugsorte für Mensch und Tier. Nicht zuletzt deshalb haben es sich der Kärntner Alpenverein, BirdLife Kärnten, der Kärntner Jagdaufseher Verband sowie die Bürgerbewegung "Kärntner Berge ohne Windräder" zur Aufgabe gemacht, die heimischen Bergregionen zu schützen.
Konkret geht es ihnen darum, den Bau von etwa 80 bis 100 Windrädern auf Bergrücken in Kärnten zu verhindern.
Windräder in Kärnten
Erich Auer vom Alpenverein erklärt, dass Windräder in Kärnten nur auf Bergspitzen und -rücke errichtet werden können, da nur dort genug Wind herrscht. Um die Windräder in der alpinen Bergregionen zu errichten, bedarf es jedoch einer einschneidenden Änderung der Landschaft.
Zum einen müssen Tonnen schwere LKW die Bauteile der Windräder auf die Berge bringen können. Dafür müssten Bergstraßen erweitert und Schwertransport-tauglich gemacht werden. Weiters wäre, laut den Windrad-Gegnern, eine etwa 2.000 Quadratmeter große ebene Fläche für die Erbauung notwendig. Diese müsste am Berg künstlich geschaffen werden. Hinzu kommt, so Auer, ein 1.300 Kubikmeter großer Betonsockel, der das Windrad im Boden verankert.
Wo sind Windkraftwerke vorgesehen?
Auf der Kuchalm in Metnitz sind, laut Auer, acht Windkraftwerke geplant. Zudem laufen Bewilligungsverfahren für die Windparks Pack/Preitenegg (8 Windräder), Bärofen (8), Steinberger Alpe (6) und Soboth (2). Hinzu kommen noch eine geplante Pumpspeicher-Anlage bei St. Georgen und der projektierte Lithiumabbau.
Auer betont, dass Kärntens Bergregion eine äußerst sensible Zone ist, bei der man sich die Abwägungsfrage zwischen Natur und Windindustrie ganz klar stellen muss.
Beeinträchtigung des Landschaftsbildes
Christa Hintermann, eine der Initiatorinnen der Bügerinitiative, fürchtet um die noch natürlichen Berge Kärntens, die auch immer gerne für Tourismuswerbung herangezogen werden. Immerhin sind moderne Windräder fast 200 Meter hoch, also etwa doppelt so hoch wie der Pyramidenkogel.
Diese "Windriesen" würden bei Umsetzung der Projekte Kärntens Bergrücken zieren, inklusive einen blinkenden Warnlicht an der Spitze. Das könnte nicht nur negative Auswirkungen auf den Tourismus haben, sondern würde das Kärntner Landschaftsbild nachträglich verändern.
Eine Frage der Haftung
Ein Anstoß der Bürgerinitiative "Kärntner Berge ohne Windräder" war die Frage nach der Haftung. Konkret spricht Hintermann von dem Fall, dass eines der Windräder Feuer fängt, etwa durch einen Blitzschlag oder ein technisches Gebrechen.
Was passiert, wenn Öl austritt? Laut Hintermann beinhaltet ein Windrad etwa 1.500 Liter Öl und gerade in diesem Fall machen sich die Bürger sorgen um das Grundwasser. Doch auch was im Fall der Insolvenz der Betreiberfirma geschehen soll, ist unklar und sorgt für Verunsicherung.
Auch der Rückbau einer Windkraftanlage im Gebirge würde sich äußert schwierig gestalten, falls er überhaupt stattfindet. Der Stahlbetonsockel würde vermutlich ohnehin im Boden bleiben.
Energie aus Windkraft
Laut der Interessensgemeinschaft (IG) Windkraft wurden bis Ende 2017 insgesamt 1.260 Windkraftanlagen in Österreich installiert, die eine Gesamtleistung von 2.844 Mega-Watt an Energie brachten. Laut dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus sind das jedoch lediglich 1,17 Prozent des Energieaufkommens in Österreich.
Forderungen der Bewegung
Die Initiative "Kärntens Berge ohne Windräder" fordert vor allem eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung aller Projekte, also der Windparks, der Pumspeicheranlage sowie des Lithiumabbaus.
Diese soll etwa die Veränderung des Landschaftsbildes und -charakters, die Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt sowie den Tourismus beinhalten. "Neben der Problematik der kurzzeitigen Stromerzeugung werden Ökosystemleistungen massiv beeinträchtig", betont Auer und nennt in diesem Zusammenhang die Erholungs- und Schutzfunktion der Kärntner Bergwelt.
Vögel stark beeinträchtigt
Vor allem Raufußhühner, wie das Auer- oder Birkhuhn, und kleinere Vogelarten seien besonders von Windkraftanlagen beeinträchtigt, erklärt Andreas Kleewein von BirdLife Kärnten. Bei kleinen Vogelarten, wie dem Goldhähnchen, reichen oft schon die Verwirbelungen um das Windrad aus, um ihnen die Knochen zu brechen oder sie im Flug zu Boden zu drücken.
Die Bestände der Raufußhühner sind bereits jetzt stark reduziert. Die Windräder würden sie noch weiter aus ihrem natürlichen Lebensraum, der Bergregion, verdrängen. In ihrem Fall ist auch eine Um- und Wiederansiedelung keine Option.
Martin Grünwald vom Kärntner Jagdaufseher Verband wundert sich deshalb über die Genehmigung zum Bau des Windparks Kuchalm. "Dieser stellt eine Kernzone für Rotwild dar und gilt überdies als Kernlebensraum für das Auerwild", erklärt er.
Lebensgefahr Windrad
Unterschiedliche Studien erfassten zudem die Situation der Windräder und Vögel in Österreich. Das Ergebnis ist ernüchternd. Laut den Studien starben in Österreich jährlich etwa 47.000 Vögel durch Windkraftanlagen.
Auch der Schattenwurf, die Schallentwicklung und die Sicherheitsbeleuchtung wirken sich negativ aus. Vögel, vor allem Raufußhühner, beginnen Regionen mit Windrädern zu meiden. Dies kann im schlimmsten Fall auch zu Inselpopulationen führen, in denen kein genetischer Austausch mehr erfolgen kann.




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