Öffentlicher Verkehr
Nur 23 Prozent der Kärntner nutzen zumindest mehrmals pro Monat die "Öffis"

Vor allem das Bus-Angebot in Kärnten hat noch Nachholbedarf. | Foto: Pixabay/JESHOOTS-com

Landesweite Befragung zum öffentlichen Verkehr in Kärnten wurde präsentiert. Wichtigste Ergebnisse: Grundvoraussetzung zur Nutzung der "Öffis" ist gegeben. Doch es mangelt an der Attraktivität, die Taktung ist zu gering, vor allem zu den Tagesrandzeiten und am Wochenende. Das Bahnangebot ist schon sehr attraktiv, bei den Bussen braucht es mehr Frequenz vor allem in den Tälern und Gemeinden.

KÄRNTEN. Mit dem Mobilitätsplan "ÖV 2020plus" wird in Kärnten schon länger das Ziel verfolgt, den öffentlichen Verkehr zu verbessern. Einerseits geht es um einen Beitrag zum Klimaschutz, andererseits um eine Attraktivierung des Standortes. "Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs und ein neues Mindset im Mobilitätsverhalten sind in Zeiten des Klimaschutzes die wichtigsten Zukunftsthemen", sagt Mobilitätslandesrat Sebastian Schuschnig. 
Er präsentierte heute zusammen mit Birgit Starmayr (market Institut) die Ergebnisse einer landesweiten Befragung zum öffentlichen Verkehr. Sie liefert die Basis für weitere Schritte im Rahmen des Reformplans. Die Studie ist repräsentativ, 1.000 Kärntner über 15 Jahren wurden befragt. Zusätzlich konnte man online einen Fragebogen ausfüllen, was vor allem intensivere Nutzer der "Öffis" getan hätten.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie

Die wesentlichsten Aussagen der Studie hier in ein paar Punkten zusammengefasst:

  • 70 Prozent der Kärntner sind täglich mit dem Auto unterwegs.
  • 23 Prozent der Kärntner nutzen zumindest mehrmals pro Monat die "Öffis", davon rund fünf Prozent täglich bzw. fast täglich. Das ist ein sehr niedriger Wert.
  • Nutzer sind eher jünger bzw. ab 60 Jahren und verstärkt aus dem städtischen Umfeld.
  • "Öffis" werden in der Freizeit genutzt, nur sieben Prozent greifen auf öffentliche Verkehrsmittel für den Arbeits- oder Schulweg zurück. 
  • Die Möglichkeit zur Nutzung gibt es aber: Knapp 90 Prozent verweisen auf eine Bushaltestelle in einer Entfernung von ein bis zwei Kilometern, auch kennen mehr als 50 Prozent zumindest ungefähr die Abfahrtszeiten. 70 Prozent wissen, wie mit "Öffis" umzugehen ist bzw. bringen ihre Erfahrung aus Schülerzeit ein.
  • Barrieren für die Nutzung der "Öffis" sind klar: Das Auto ist bequemer, die Fahrzeit ist zu lange und das Angebot zu gering. Öffentlichen Verkehrsmittel fehlt also die Attraktivität (mehr Verbindungen gefordert). Die Kosten für "Öffis" sind ein Randthema. 
  • Für 22 Prozent kommen "Öffis" grundsätzlich nicht in Frage.
  • Am meisten gewünscht werden höhere Frequenzen, ein günstigerer Preis, abgestimmte Fahrzeiten und Pünktlichkeit (um Anschlüsse zu erreichen).
  • Auch jene, die häufiger öffentliche Verkehrsmittel nutzen, wünschen sich mehr Verbindungen.
  • Das Bahnangebot in Kärnten wird attraktiver bewertet, aber eher für die Freizeit-Nutzung. Vom Bus haben die Kärntner eher einen negativen Eindruck.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Der Gesamteindruck über den öffentlichen Verkehr in Kärnten sei laut Starmayr "okay". Sie sagte: "Der öffentliche Verkehr wird in Kärnten sehr wenig genutzt, die tägliche Fahrt mit dem Auto dominiert. Aber die Kärntner wissen, wie ,Öffis' zu nutzen sind und sie haben auch die Möglichkeiten, das zu tun. Es gibt aber Barrieren wie Bequemlichkeit, dass der öffentliche Verkehr zu lange Fahrzeiten aufweist und es zu wenig Verbindungen gibt."
Die große Mehrheit der Kärntner (80 Prozent) sei für Investitionen in den öffentlichen Verkehr. "Das ist ein klarer Auftrag an die Politik", so Schuschnig, den die Ergebnisse dennoch positiv stimmen. Noch heute hat er einen Termin bei Bundesministerin Leonore Gewessler und wird auch die Ergebnisse der Studie besprechen.

Schulterschluss von Bund und Land

Für Schuschnig ist klar: "Bund und Land müssen mehr finanzielle Mittel in die Hand nehmen, um vor allem Pendler mit besseren Angeboten zu versorgen und in Städten die Dekarbonisierung voranzutreiben." Mittelfristig würde man in Kärnten mehr Verkehrsbudget – an die 40 Millionen Euro – brauchen. Eine Beteiligung des Bundes werde notwendig sein. "Und das 1-2-3-Ticket muss in einem Zug umgesetzt werden, nicht scheibchenweise", so Schuschnig.

Die nächsten Schritte

Nun werden in Kärnten die nächsten Umsetzungsschritte des Reformplans vorbereitet. Die nächsten Schritte wären:

  • Verdichtung im Schienenverkehr (Tagesrandzeiten und Wochenende), Verhandlungen mit den ÖBB laufen
  • Budget-Schwerpunkt auf Regionen und Gemeinden
  • noch heuer Einführung des S-Bus-Systems (für Regionen, wo es keine S-Bahn gibt, als Zusatzangebot), Start mit Völkermarkt (S-Bus nach Klagenfurt) und Rosental als erste Linien
  • bis 2023 starke Investitionen in Regionalbusse
  • Ausbau von Mobilitätsknoten: gerade wurde eine Million Euro als Sonderbudget dotiert – als Co-Finanzierung zum Gemeindepaket des Bundes
  • Verschränkung von Radverkehr, Tourismus und "Öffis"
  • Angebot der "Umsteiger-Tage" noch heuer, wo Kärntner das öffentliche Angebot austesten können
  • einheitlicher Auftritt des gesamten Angebots im öffentlichen Verkehr

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