Regionalität
Rinderbauern unter Druck: Zu heimischem Qualitätsfleisch greifen

Josef Fradler von der BVG Kärntner Fleisch hofft auf die Konsumenten und bittet, bewusst heimisches Qualitätsrindfleisch nachzufragen. | Foto: Plieschnig
  • Josef Fradler von der BVG Kärntner Fleisch hofft auf die Konsumenten und bittet, bewusst heimisches Qualitätsrindfleisch nachzufragen.
  • Foto: Plieschnig
  • hochgeladen von Stefan Plieschnig

Durch Schließungen in der Gastronomie gibt es zu viel Rindfleisch am Markt, der Preis wurde stark gedrückt. Für Rinderbauern ist das mitunter existenzbedrohend. Doch jeder einzelne Konsument kann helfen, indem er bewusst zu heimischem Rindfleisch greift. 

KÄRNTEN. Die Landwirtschaftskammer Kärnten machte in ihrer Vollversammlung letzte Woche auf das Problem aufmerksam: Die Kammerräte richteten eine Resolution an die EU-Kommission und fordern bei Rindfleisch einen Import-Stopp. Denn die Preise für heimisches Rindfleisch fallen in den Keller "und trotzdem wird dieses weiterhin fleißig aus aller Welt zu uns importiert", so Landwirtschaftskammer-Präsident Johann Mößler. 
Durch die Schließung von Gastronomie und Hotellerie sowie Kantinen wurden vor allem die Rinderbauern massiv getroffen. Es kam zu einem Einbruch der Nachfrage nach Rindfleisch aller Klassen. "Rund 50 Prozent des Absatzes sind weg", so Josef Fradler von der Bäuerlichen Vermarktung (BVG) Kärntner Fleisch. "Jetzt sehen wir erst, wie viel uns die heimische Gastronomie abgenommen hat."

Lösungsweg: neue Exportschienen

Durch zu viel Rindfleisch am Markt sank der Preis dramatisch – bis zu 30 Prozent in einigen Kategorien. Über die Dachorganisation der Erzeugergemeinschaften Arge Rind mussten neue Exportschienen gefunden werden, was zum Glück gelang. Außerdem wurden die Landwirte aufgerufen, die Tiere stehen zu lassen. "Die Bauern akzeptieren diese Maßnahmen zu 100 Prozent", dankt Fradler.  
Damit die Erzeugerpreise für Rinder nicht komplett verfallen, konnte die Arge Rind mit dem Lebensmittelhandel eine Vereinbarung abschließen, den Rindfleisch-Preis für mehrere Wochen "einzufrieren". An diesen Maßnahmen sah man einmal mehr, wie wichtig Erzeugergemeinschaften sind, um regulierend einzugreifen. 

Zu heimischem Qualitätsfleisch greifen

Mit den anstehenden Lockerungen in Gastronomie und Hotellerie könnte man meinen, dass sich die Situation entspannt. Doch für Fradler gibt es viele Fragen: Wie wird die Gastronomie angenommen? Greifen die Wirte auch bewusst nach heimischem Fleisch? Und: Handelt auch der Konsument so? "Ich bemerke momentan schon mehr Bewusstsein für heimische Erzeugnisse. Doch man muss auch danach handeln", würde sich Fradler freuen, wenn Konsumenten die Bauern unterstützen und im Handel zu österreichischem Qualitätsfleisch greifen bzw. dieses in der Gastronomie einfordern. 

Unterstützung für Versorger

Jene, die Landwirte, die in der Corona-Krise für Versorgungssicherheit gesorgt haben, dürfen nun nicht zum Handkuss kommen, müssen unterstützt werden. Vormachen darf man sich nichts: Der Verlust wird nicht aufzuholen sein. Auch die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung wirken derzeit nur begrenzt. 

Regionalisierung auch leben

Das jährliche Rindfleischfest der Kärntner Rindfleischbauern am Gut Ossiacher Tauern wurde für heuer auch abgesagt. Fradler: "Wir wollen aber kleinere Aktionen starten wie Grillworkshops oder Aktionen auf Bauernmärkten." 
Und auch die Politik hat nun die heimische Produktion im Fokus, ist Fradler zuversichtlich. Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler kündigten öffentliche Investitionen in Regionalisierung an, Kogler ging auch auf die "hervorragend aufgestellte Landwirtschaft" ein. 
Fradler hofft: "Gemeinsam werden wir es schaffen, diesen Regionalisierungsgedanken auch zu leben!"

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.