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Stefan Sternad: "Nicht alle Gastronomen werden das überleben!"

Die Kärntner Wirte freuen sich auf Freitag und hoffen auf zahlreiche Gäste. | Foto: Pixabay
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Kärntner Gastronomen freuen sich auf Wiedereröffnung am Freitag. Lösungen für Bar- oder Nachtgastronomie fehlen noch. Auch das Wirtepaket alleine sei zu wenig. Es brauche längerfristige Maßnahmen, die auch in Zukunft für Entlastung sorgen. Der Fachgruppenobmann befürchtet Insolvenzwelle bis 2021.

KÄRNTEN. In zwei Tagen sperren in Kärnten die Gasthäuser wieder auf. Die Wirtschaftskammer-Fachgruppe skizzierte heute ein Stimmungsbild der Branche. "Vor zwei Monaten ist uns die Arbeitsgrundlage entzogen worden", so Fachgruppenobmann Stefan Sternad. Über 12.000 Anrufe und Mails gingen seitdem bei der Fachgruppe ein, auch "traumatische Szenen" mit verzweifelten Wirten hätten sich da abgespielt.
Plötzlich waren alle Umsätze weg, verderbliche Waren mussten verschenkt werden, Ungewissheit machte sich breit. Von der Möglichkeit, später Liefer- und Abholservices zu bieten, hätten zwar einige profitiert, aber nicht alle. "Und auch von den weiteren Öffnungsschritten wird leider nicht die gesamte Branche profitieren", so Sternad. Er spricht damit etwa Bars und die Nachtgastronomie oder Buffets an, die "große Sorgen" bereiten. "Sie werden Geld brauchen", so Sternad. 

Vorbereitungen sind getroffen

Man freue sich nun sehr, am Freitag großteils aufsperren zu können. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Die Fachgruppe hat auch ihre Mitglieder mit wichtigen Informationen gefüttert und mit nötigen Aushängen beliefert. 
Sternad erinnert an die "neue Normalität": "Die Kärntner Wirte sind sich ihrer Verpflichtung und Verantwortung gegenüber ihren Gästen bewusst. Es wird aber auch an die Eigenverantwortung jedes Einzelnen appelliert: Gäste werden gebeten, die Mindestabstände einzuhalten und Hygiene-Regelungen zu befolgen, damit die Gastronomie langfristig geöffnet bleiben kann und kein weiterer ,Shutdown' nötig sein wird. Denn eines ist klar: Viele Betriebe würden einen zweiten ,Shutdown' betriebswirtschaftlich nicht überleben. Wir brauchen ein verantwortungsbewusstes Miteinander, um diese Situation gut zu meistern."

Weitere Unterstützungen nötig

Man begrüße auch das Wirtepaket (genaue Infos hier). "Doch nicht alles, was gut gemeint ist, ist gut gemacht", so Sternad. Viele würden sich zum Beispiel durch die Senkung der Steuer für nichtalkoholische Getränke in Wirtshäusern von 20 auf zehn Prozent bis Jahresende 2020 "gefrotzelt" fühlen. In der Buchhaltung sei das mit großem Aufwand verbunden, die Kassen müssen umprogrammiert werden. Sternad selbst ist gerade beim Rechnen, was diese Steuersenkung im Endeffekt bringt. 
Es werde weitere Unterstützungsmaßnahmen brauchen. Er erinnert an jahrelange Forderungen der Branche wie "mehr Netto vom Brutto", Entbürokratisierung, steuerfreie Entnahme von Gewinnen über fünf Jahre etc. 

Forderungen der Fachgruppe

Er fasst die Forderungen der Branche zusammen:

  • Steuerfreie Gewinnentnahme: Durch eine hohe Abgaben- und Steuerbelastung seien die Rücklagen in der Gastronomie sehr gering. Die Forderung lautet daher, Gewinne über fünf Jahre steuerfrei entnehmen zu können, um Investitionen zu tätigen oder Rücklagen zu bilden. 
  • Mehr Netto vom Brutto: Hier wäre etwa ein pauschaliertes Besteuerungsmodell für Aushilfen wichtig, damit sich ein Zweitjob in der Gastronomie rentiert.
  • Entbürokatisierung
  • Mehrwertsteuersenkung: Statt der zeitlich beschränkten Mehrwertsteuersenkung für alkoholfreie Getränke fordert die Fachgruppe eine langfristige Maßnahme. 

Man hofft weiterhin, dass private Feiern wenigstens im Sommer möglich gemacht werden. In einem Brief an die Kärntner Gemeinden hat man außerdem darum gebeten, die Gastgartengebühr heuer zu erlassen und großzügig bei der Erweiterung von Außenbereichen zu sein. 

Insolvenzwelle befürchtet

Wie viele Betriebe aufgrund von Unwirtschaftlichkeit am Freitag nicht aufmachen, wisse man kommende Woche. Sternad rechnet mit einer Insolvenzwelle: "Nicht nur im Herbst, sondern auch 2021. In einem Jahr werden wir wissen, wie viele es geschafft haben. Es werden aber nicht alle überleben!"

Thekenbetrieb doch möglich – aber anders

Fachgruppen-Geschäftsführer klärte nach jetzigem Wissensstand über die Regelungen in Thekenbereichen auf: Demnach ist unmittelbar vor dem Schankbereich und etwa vor der Kaffeemaschine der Verzehr von Getränken und Speisen verboten. Links und rechts davon – als Abstand gelte der Babyelefant (über einen Meter) – könne man etwa als Pärchen oder alleine sehrwohl sitzen. Thekenbetrieb sei also erlaubt, allerdings nicht dort, wo eine Ausgabe passiert.

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