Portrait

Zwischen klassischer Gitarrenmusik und tanzbaren Sets

Kontrastreiches Leben: Sabine Bacher aus Pfaffenschwendt widmete sich im Studium in Wien der klassischen Gitarre und trat nun erstmalig als DJ beim Donauinselfest in Wien auf.

PFAFFENSCHWENDT, WIEN. "Du spielst klassische Gitarre? Singst du?" mit dieser Frage ist Sabine Bacher häufig konfrontiert. Die aus Pfaffenschwendt stammende Musikerin hat sich der klassischen Musik verschrieben. Doch da sich Gegensätze bekanntlich anziehen, hatte sie heuer ihren ersten Auftritt auf der Clubkulturbühne beim Donauinselfest in Wien – und zwar als DJ*.
Die 30-Jährige sprach mit den BezirksBlättern über ihren (musikalischen) Weg von Pfaffenschwendt in die Bundeshauptstadt und ihre weiteren Ziele.

Tägliches Üben für die Aufnahmeprüfung

Im Alter von zwölf Jahren hat Bacher die Liebe zur Gitarre entdeckt. Im Jahr 2013 begann sie ein Vorbereitungsstudium am Tiroler Landeskonservatorium und studierte Instrumentalpädagogik am Mozarteum in Innsbruck. "Neben meinem Studium begann ich als Instrumentalpädagogin zu arbeiten und auf Hochzeiten und Taufen zu spielen, hatte aber stets das Ziel, Musikerin zu werden und die klassische Gitarre auf die Bühne zu bringen. Um dies zu erreichen, war mir bewusst, dass ich – zumindest temporär – aus Tirol weg muss", erzählt Bacher. "Daher habe ich beschlossen, nach meinem Bachelorabschluss einen ganzen Sommer durchgehend zu üben, um nach einer kräfteraubenden Aufnahmeprüfung einen Studienplatz bei Adriano Del Sal in Wien zu erhalten. Das Studium zeigte mir, welch einen großen Stellenwert die klassische (Gitarren-)Musik in Wien hat", so Bacher weiter.

Ideenschmiede in Wiener Cafés

Seit ihrem Umzug nach Wien im Jahr 2017 arbeitete die Musikerin im Musikverein Wien, bei den Wiener Philharmoniker, selbstständig als klassische Gitarristin und DJ sowie beim Tonkünstlerorchester. Das Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien konnte sie im Oktober 2020 mit Auszeichnung abschließen.
Seither untermalt sie Theateraufführungen und Lesungen musikalisch, besuchte zahlreiche Meisterklassen und nahm an Wettbewerben teil. Im Dezember 2015 durfte sie als Solistin bei den Winterfestspielen in Erl in der Oper "Il barbiere di Siviglia" mitwirken. In den vergangenen Jahren folgten zahlreiche Solo- und Duokonzerte auf Kunstfestivals in ganz Österreich, Meisterkurse in Italien sowie ein Solokonzert in Kyrenias auf Zypern, beim Kultursommer in Wien und im Schloss Grafenegg.

"Die Kontakte habe ich mir über die Jahre mit viel Einsatz aufgebaut. Mein Leitsatz: In Wien entstehen die besten Ideen und Kontakte bei einer guten Tasse Kaffee",

lacht die Musikerin.
"Mit meinen Konzerten versuche ich, Stücke zu erläutern, Bilder in den Köpfen der ZuhörerInnen zu erzeugen und diese wunderbare Musik greifbarer und bekannter zu machen. Wichtig ist für mich dabei, nahe am Publikum zu spielen, denn nur so kann es meine sich rasch über das Griffbrett bewegenden Finger besonders gut beobachten", so Bacher.

"Absolutes Paradies"

Bis Mai 2023 war sie bei der Verlagsgruppe Standard als Accountmanagerin für Kultur tätig. "Diese Jobs verschafften mir die Möglichkeit, zahlreiche Konzerte, Aufführungen und Proben von allen Seiten zu erleben und mich dort inspirieren zu lassen", so Bacher.

"Da es kaum bis eigentlich keinen Zugang zur klassischen Musik in Fieberbrunn gab, war das für mich das absolute Paradies",

schwärmt die 30-Jährige. "In Tirol ist es immer noch schwierig, musikalisch Fuß zu fassen – klassische Musik hat immer noch nicht denselben Stellenwert wie zum Beispiel Sport, obwohl zahlreiche sehr erfolgreiche MusikerInnen aus dem Bezirk Kitzbühel stammen", weiß Bacher.

Plötzlich DJ

Durch ihren Umzug nach Wien entdeckte Bacher auch die Club Kultur in Wien und verliebte sich ebenfalls in die elektronische Musik, speziell in die Genres House (Nu-)Disco und Italo Disco. "Der Kontrast zur Klassik ist groß, jedoch versuche ich als DJ* immer wieder Parallelen zu finden und mein Know How aus der Klassik auch in die elektronische Musik einzubauen. Tanzen ist ein wichtiger Ausgleich für mich. Meine Sets sollen 'tanzbar' sein und glücklich machen", erzählt Bacher.
*Der Begriff DJ bedeutet "Disc Jockey" , stammt aus dem Englischen und ist eine genderneutrale Bezeichnung. Das bedeutet, auch weiblich gelesene Personen werden DJ genannt.

Glücksgefühle beim Donauinselfest

Im Herbst 2022 absolvierte sie die female DJ School Turntablista von Masha Dabelka in Wien. "Sie unterstützt und motiviert mich auch nach meinem Kurs, denn es ist wichtig, dass Frauen in der Club Kultur sichtbarer werden", sagt Bacher.

"Nach zahlreichen Übungsstunden in meinem Wohnzimmer – meine armen Nachbarn – und in einem Radiostudio folgten Clubauftritte in Wien und Linz sowie ein Booking für die 2023 erstmalig präsente Clubkulturbühne am Donauinselfest in Wien, wo ich neben vielen österreichischen Größen der elektronischen Musik auf der Bühne stehen durfte",

schwärmt die Musikerin und bemerkt dabei, dass die Clubkultur in ihrem Heimatort immer noch fehlen würde.

Große Ziele für die Zukunft

Bachers großes Ziel ist es, vom Beruf als Musikerin leben zu können, ohne dabei unterrichten zu müssen. "Neben einem Vollzeitjob zu üben, networken, organisieren und dabei noch Zeit für Freunde, Familie und Sport zu haben, ist eine gar nicht so einfache Aufgabe. Aber die Momente vor und nach einem Auftritt sind diesen Aufwand auf jeden Fall wert. Ich hoffe, dass ich mit meinen Konzerten auch manche ZuhörerInnen dazu bringen kann, wieder einmal eine Gitarre in die Hand zu nehmen und sich an der Vielseitigkeit dieses Instrumentes zu erfreuen bzw. die Leute nach einer durchtanzten Nacht glücklich ins Bett fallen."

Nächste Auftritte

• 19. und 30. August, 18 Uhr: Solokonzert Gitarre, Kulturcafé Frau Mayer, Rudolfsplatz 12, 1010 Wien

Weitere Informationen über Sabine Bacher findest du hier.

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