WIE SCHMECKT DIE WELT?

Annemarie Foidl
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Wenn Annemarie Foidl über Weine und deren Geschichten erzählt, begeben sich ihre Zuhörer auf eine sinnliche und reizvolle Reise in die Welt der Genüsse.

Wie kommt ein junges Mädchen, das bis zu seinem 20. Lebensjahr keinen Tropfen Alkohol trank, auf die Idee, Sommelier zu werden? Der bekannte Spruch wird in ihrem Fall neu aufgelegt: „Cherchez la femme dans le Champagne!“
Sie wollte ursprünglich in den Diplomatischen Dienst, lernte fleißig, vor allem Fremdsprachen, und maturierte an der Höheren Bundeslehranstalt (HBLA) in Saalfelden. Noch während ihrer Ausbildung genoss Annemarie die elterliche Unterstützung und verbrachte mit 16 einen ganzen Sommer bei einer Winzerfamilie in der Champagne, um ihr Französisch zu verfeinern. Dort, in den erfrischenden, sonnig-grünen Weinbergen, kommt sie hautnah in Berührung mit der Weinkultur und dem Lebenswandel der Winzer, lernt das Leben schmecken und genießen. „Wer nicht genießen kann, ist ungenießbar!“, meint der weibliche Sommelierguru.

Jüngste Hüttenwirtin

Ziemlich überraschend erwarben Annemaries Eltern einen Gastronomiebetrieb, die Angerer Alm. Die frisch gebackene Maturantin befasst sich engagiert und neugierig mit der Gastwirtschaft, mit 21 (vor 25 Jahren) übernimmt sie voller Inspiration den elterlichen Betrieb und wird zur jüngsten Hüttenwirtin in Österreich. „Es gab oft witzige Situationen, als zum Beispiel unsere Gäste mal nach dem Chef des Hauses verlangten, zeigte das Personal in meine Richtung, aber niemand wollte wirklich glauben, dass das junge Dirndl mit der Kochhaube auf dem Kopf die Chefin war!“, erinnert sich Annemarie mit einem strahlenden Lächeln. Das Bedürfnis, dem Gast eine gemütliche und genussvolle Urlaubsatmosphäre zu schaffen, bewegte die kreative Tirolerin in die Sommelierbranche. Ein passender Wein zu einem guten Essen ist einfach ein MUSS! „Jeder Mensch ist wie ein Wein: hat seine individuelle Lebensgeschichte, einen eigenen Charakter, eine einmalige Duftnote. Dafür liebe ich Weine und habe eine Hochachtung vor Winzern und Menschen, für die ein guter Wein mehr als nur ein alkoholhaltiges Getränk ist.“

Sommelier-Präsidentin

Die Begegnung mit ihrem Mentor, Norbert Waldnig, Präsident des Tiroler Sommeliervereines, sowie ihre hervorragenden Sprachkenntnisse, vor allem in Französich, eröffnen ihr das Tor zur internationalen Sommelier-Szene, in der sie als eine der wenigen Frauen in dieser von Männern dominierten Branche anerkannt ist, und im Jahr 2008 ehrenamtliche Präsidentin des Österreichischen Sommelierverbands wird. „Dass ich aus den Kitzbühler Alpen, mit den internationalen Sommeliers in Kontakt bin und das Metier von der Alm aus entwickle, hätte ich mir nie ertäumt“, sagt Annemarie. Um die 100 Tage jährlich ist Annemarie für ihr Amt auf der ganzen Welt unterwegs. Mit Charme und Fachwissen wirbt sie für autochthone (heimische) Weine, wie zum Beispiel den Grünen Veltliner.
Bei der ASI ist Annemarie Foidl für die Sommelier-Ausbildung bzw. deren internationale Richtlinien in 59 Ländern verantwortlich. In ihrer Abwesenheit kümmert sich Tochter Katharina, eine junge, begeisterte und bereits erstklassige Köchin, um das Alm-Haus und seine Gäste, welche den Weinkeller mit seinen über 450 erstklassigen Weinen bei dennoch fairen Preisen sehr schätzen.

Im Familienkreis

Ihre knappe Freizeit verbringt die überzeugte Malteserin Annemarie im engen Familienkreis, kocht selbst ihr Lieblingsgericht, die Graukäsesuppe, zu der sie einen kräftigen „Traminer“ Weißwein serviert. „Das gebratene Zanderfilet, dazu ein schöner Blaufränkisch, ist für Fischfeinschmecker auch eine perfekte Kombination“, verrät uns gerne der charismatische Genussjunkie.
Auf die Frage, was sie am letzten Tag ihres Lebens am liebsten machen würde, antwortet sie ohne nachzudenken: „Ich bedanke mich bei Gott, dass ich weiter gekommen bin, als ich je geglaubt hatte!“

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