Was tät‘ ma ohne die Zivis?

Wie wichtig sind Zivildiener im Bezirk? Rotes Kreuz und Lebenshilfe nehmen Stellung. Beide rechnen mit Mehrkosten bei Abschaffung des Zivildienstes.

BEZIRK. Mit Stand 27. Jänner leisten, laut Erhebung der Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel, im Bezirk insgesamt 67 junge Männer ihren Zivildienst in den verschiedenen sozialen Einrichtungen. Den größten Anteil dabei hat das Rote Kreuz, wo über das Jahr gerechnet rund 40 Zivildiener im Einsatz sind. Vorwiegend arbeiten die Burschen, die im Rahmen ihres Dienstes auch eine Ausbildung zum Rettungssanitäter erhalten, im Rettungs- und Krankentransportdienst sowie im Lieferdienst von Essen auf Rädern.

Der Bezirksstelle machen schon jetzt die fallenden Zahlen an Zivildienern zu schaffen. „Im Februar ist wieder Einrückungstermin; ich würde eigentlich zwölf Zivildiener brauchen, bekomme aber nur sieben bewilligt“, so Herbert Haid, Geschäftsführer der RK-Bezirksstelle Kitzbühel. „Das bedeutet für uns straffere Dienstpläne.“

Dass der Zivildienst durch ein freiwilliges soziales Jahr, wie Sozialminister Rudolf Hundstorfer vorschlägt, ersetzt werden soll, sieht Haid mit Skepsis. „Ein junger Mensch, der eine Arbeitsstelle oder einen Studienplatz in Aussicht hat, wird sich nicht zu einem sozialen Jahr bereit erklären“, meint der RK-Geschäftsführer.

Über 1 Million Mehrkosten
Bei einer Abschaffung des jetzigen Systems befürchtet Haid eine Kostenexplosion. „Für die Bezirksstelle Kitzbühel rechne ich mit über einer Million Euro an Mehrkosten“, so Haid. Ein weiterer Aspekt in der Diskussion sei die Rekrutierung von freiwilligen Mitarbeitern. „3/4 aller Zivildiener bleiben dem Roten Kreuz als Freiwillige erhalten“, zeigt Haid auf. Der Bezirkstellen-GF weist darauf hin, dass die jungen Männer beim Zivildienst viel fürs Leben lernen. „Ich möchte mich auch einmal bei den Zivildienern bedanken, dass sie sich anstatt für sechs Monate Bundesheer, für neun Monate Zivildienst entscheiden und einen wertvollen Dienst für die Allgemeinheit leisten!“

Arbeitsgruppe eingerichtet
Die ganze Diskussion rund um die Abschaffung der Wehrpflicht beschäftigt natürlich auch die Lebenshilfe Tirol. Welche Auswirkungen der von Sozialminister Rudolf Hundstorfer präsentierte Plan zum Zivildienstersatz  für die Lebenshilfe Tirol haben könnte, wird derzeit von einer internen Arbeitsgruppe beleuchtet.

„Der personelle Mehraufwand ist schwer abzuschätzen. Fakt ist, dass mehr Personal angestellt bzw. Leistungen, die der Zivildienstleistende erbringt, zugekauft werden müssen“, erklärt Lebenshilfe-Sprecher Manfred Lechner. Im Gegensatz zu zugekauften Dienstleistungen sei der Zivildienstleistende 40 Wochenstunden für die Lebenshilfe verfügbar und flexibel einsetzbar. „Diese Leistung ist letztendlich unverzichtbar für die Lebenshilfe und bringt ein Mehr an Lebensqualität für Menschen mit Behinderung.“

Offen gegenüber Sozialjahr
Die Lebenshilfe steht dem Ausbau eines freiwilligen Sozialjahres offen gegenüber. Die Möglichkeit des freiwilligen Sozialjahres gibt es bereits heute. „Nur eine Handvoll Personen nutzen jedoch diese Möglichkeit. Wichtig ist, dass das freiwillige Sozialjahr eine anerkannte Stellung in der Gesellschaft bekommt. Die Win-Win-Situation, wie sie auch jetzt schon im Zivildienst besteht, muss erhalten bleiben“, so Lechner. Der Dienst am Gemeinwohl müsse sich für die jungen Freiwilligen rechnen, sowohl finanziell als auch beim Einstieg in die Arbeitswelt. „Wichtig wird auch eine gut gestaltete Übergangszeit in einem allfälligen Systemwechsel sein“, merkt Lechner an.

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