Arbeitsmarkt und Zuwanderung: Möglichkeiten und Hürden für Asylwerber

Vertreter von Vereinen, des Landes und verschiedener Organisationen diskutierten im St. Johanner Kaisersaal Chancen und Probleme zum Thema Asyl und Arbeitsmarkt.
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  • hochgeladen von Elisabeth Schwenter

BEZIRK KITZBÜHEL (elis). „Zuwanderung als Chance sehen“, das bedeutet, darüber war man sich bei der Diskussions- und Infoveranstaltung "Chancen für Asylberechtigte, Asylwerber und Unternehmen" am 9. November im Kaisersaal in St. Johann einig, dass die Integration der Flüchtlinge, die in den Unterkünften des Bezirkes leben, eine wichtige Sache ist. Diskutiert und informiert haben Vertreter des Landes, des AMS, des BfI, der Diakonie und privater Unternehmen und Initiativen der Region.

Die Fakten zu Asyl im Bezirk

350 Plätze stellt der Bezirk Kitzbühel zur Zeit für Menschen im Asylverfahren. 275 davon sind belegt. 54 anerkannte Flüchtlinge, also Menschen mit positivem Asylbescheid oder subsidär Schutzberechtigte, beheimatet der Bezirk, 10 von ihnen sind bereits im Arbeitsmarkt. "Die Menschen wollen arbeiten. Sie wollen Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, sie wollen eine Zukunft für ihre Kinder", so Oscar Thomas-Olalde vom Diakonie Flüchtlingsdienst.
Mit einem positiven Asylbescheid oder als subsidär Schutzberechtigte dürfen sie in den Arbeitsmarkt einsteigen. Aber auch schon während des Asylverfahrens gibt es ein paar Möglichkeiten, die für Unternehmen aus der Region und Asylwerber zum Vorteil sein können.

Lehre in Mangelberufen

Jugendliche Asylwerber bis 25 Jahre können in Österreich in Mangelberufen eine Lehre beginnen. Mangelberufe werden in einer Liste erfassen – auch jene, in denen nicht unbedingt Lehrlingsmangel herrscht, aber ein Mangel an verfügbaren Fachkräften. Das sind z.B. FriseurInnen, der Lebensmittelhandel, KöchInnen oder Restaurantfachkräfte. Die Liste ist unter www.migration.gv.at abrufbar. Problematisch wird es allerdings bei der Sprachkompetenz der Asylwerber. "Eine Lehre funktioniert nur, wenn die jungen Menschen sprachlich dem Schulunterricht folgen können. Das ist für viele ein Problem," so Manfred Dag vom AMS Kitzbühel. Hier helfen private Initiativen, Freiwillige, die mit den Asylwerbern, so gut es geht, Deutsch lernen. Denn Deutschkurse sind von offizieller Seite erst mit einem positiven Asylbescheid vorgesehen. Die Unterrichtsmaterialen und -räumlichkeiten müssen im Asylverfahren privat organisiert werden.

Arbeit in Saisonstellen

Vor allem im Tourismus herrscht Bedarf an Arbeitskräftenachwuchs. Hier dürfen Asylwerber arbeiten. Diese Beschäftigung bezieht sich auf die Bereiche der Land- und Forstwirtschaft und des Winter und Sommertourismus. Für diesen Winter sind noch einige Stellen im Bezirk offen. Diese Arbeit erfordert eine Beschäftigungsbewilligung durch das AMS. Das bedeutet, dass der Betrieb den Antrag für den Asylwerber oder die Asylwerberin beim AMS einbringt. Das AMS überprüft anhand der gesetzlichen Vorgaben ob alle Voraussetzungen erfüllt sind und übermittelt den Bescheid an den Dienstgeber und zur Information auch an die Asylwerberin oder den Asylwerber.

Gemeinnützige Tätigkeiten

Auch gemeinnützige Tätigkeiten dürfen von Asylwerbern ausgeführt werden. Diese Hilfstätigkeit ist ausschließlich Einrichtungen und Verwaltungsstellen von Bund, Land oder Gemeinden vorbehalten und erfordert die Gewährung eines Anerkennungsbetrages. Allerdings ist dieser minimal (3 € pro Stunde).

Nach dem Asylverfahren

Erst mit einem positiven Asylbescheid sind Flüchtlinge zum Arbeitsmarkt in vollem Umfang zugelassen. Wer bis dahin noch nicht ausreichend Deutsch kann, hat es schwer. "Der große Ansturm von 2015 ist noch im Asylverfahren. Das wird erst 2017/18 merkbar werden", so Dag. Auch die Wohnungssituation ist ein Problem. "Es gibt keine speziellen Instrumente im Wohnungsmarkt für Asylberechtigte. Sie müssen innerhalb von drei Monaten nach dem positiven Bescheid selbst eine Wohnung am privaten Markt finden. Gerade hier gibt es aber oft Vorbehalte und offenen Rassismus den Asylberechtigten gegenüber. Dabei ist eine stabile Wohnsituation besonders wichtig, um Integration in der Gesellschaft und im Arbeitsmarkt zu gewährleisten", so Thomas-Olalde.

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