Gerfried Bürger: "Werden immer mehr gefordert!"
Der Bezirksfeuerwehrkommandant über die Herausforderung für die Feuerwehr aufgrund der sich verändernden Wetterlage.
KLAGENFURT LAND. Die Wetterkapriolen – von Hitzewellen bis hin zu starken Gewittern – häufen sich. Sie stellen auch die Feuerwehren im Bezirk vor neue Herausforderungen. Man denke nur an den plötzlichen Wintereinbruch im April letzten Jahres oder die vielen Unwettereinsätze im heurigen Sommer. Gerfried Bürger, seit ca. acht Jahren Bezirksfeuerwehrkommandant, zum Thema.
WOCHE: Ist eine Häufung an Einsätzen wegen Wetterkapriolen zu bemerken?
GERFRIED BÜRGER: Wir werden immer mehr gefordert. Das Wetterverhalten hat sich geändert: Während früher Unwetter eher großflächig über Gebiete zogen, gibt es heute punktuell stärkere. Salopp gesagt: Es kommt auf kleinem Gebiet in kurzer Zeit mehr runter. Auch der Wind ist stärker geworden und hat sich verändert. Beispiel Wörthersee: Früher gab es meist Westwind, jetzt dreht er oft plötzlich von Osten herein.
Welche Gebiete sind im Bezirk am stärksten betroffen?
Zwei: der Bereich um Grafenstein und das Rosental. Im Rosental gibt es nun öfter Vermurungen oder Waldbrände – auch in extremen Höhen -, meist aufgrund von Blitzschlag. Auch heuer trocknete der Boden stark aus, was schon im Juni sehr gefährlich war. Im Bereich Grafenstein und Magdalensberg verzeichnen wir oft Überflutungen, da der sehr trockene Boden das Wasser nicht aufnehmen kann.
Wie reagiert die Feuerwehr darauf?
Es gibt fünf Katastropheneinsatzzüge (KAT). Jener aus Klagenfurt Stadt und Land – KAT III – wurde als erster aufgestellt. 220 Kameraden stehen zur Verfügung, die reelle Einsatzstärke beträgt rund 110 Feuerwehrleute. Die Ausbildung ist so aufgebaut, dass bei Hochwasser, Waldbränden oder Vertrümmerungen geholfen werden kann. Wir setzen auch auf grenzüberschreitende Übungen mit Slowenien. Der erste Einsatz war damals die Katastrophe in Lavamünd, dann der Waldbrand Windische Höhe, der erste Auslandseinsatz die Waldbrände im Bereich Sella Nevea. Herausragend ist die hohe Einsatzbereitschaft der KAT-Züge. Wir hätten bei einer Alarmierung im Zuge des Erdbebens in Italien vor einem Jahr innerhalb von zwei Stunden 80 Mann zur Verfügung gehabt. Wichtig ist auch die gute Zusammenarbeit mit dem Bundesheer.
Und generell im Bezirk?
Es geht immer mehr hin zu gemeindeübergreifender Zusammenarbeit. Wir wollen noch flexibler werden, um noch schneller reagieren zu können. Denn die Tendenz geht hin zu asymmetrischen Einsätzen. Das bedeutet, es passiert mehr zugleich – Windwurf gepaart mit Vermurungen und da folgen oft Unfälle. Wir versuchen, so schnell als möglich Verstärkung aus nicht so stark betroffenen Gebieten über die Gemeindegrenzen hinweg zur Verfügung zu stellen. Wichtig sind dabei unsere Florianstationen in Ferlach, Grafenstein und Krumpendorf, die bei solchen Einsätzen sofort mit den Abschnittsfeuerwehrkommandanten besetzt werden, um schnell reagieren zu können.
Ist die Infrastruktur bzw. Ausstattung für diese Herausforderungen ausreichend?
Von der Ausrüstung her sind wir gut aufgestellt, verfügen z. B. über genügend Schmutzwasserpumpen. Auch die Rüsthäuser sind zum Großteil auf dem neuesten Stand. Da geht viel weiter.
Sind die Wetterkapriolen die größte Herausforderung für die Wehren?
Eine große. Auf solche Katastrophen müssen wir uns – auch in der Ausbildung – zunehmend vorbereiten. Ich denke, da wird noch viel mehr passieren. Wir stehen erst am Anfang. Allerdings gibt es weitere Herausforderungen. Wir machen uns beispielsweise fit für den Blackout (Anm.: großflächiger Stromausfall). Wir erstellen mittlerweile Einsatzpläne für so einen Fall, machen auch die Rüsthäuser dahingehend fit.
Gibt es genug Feuerwehrnachwuchs im Bezirk?
Es gibt viele Jugendfeuerwehren, die sehr gut arbeiten. Die Ernte wird nun langsam eingefahren – die meisten Jugendlichen werden später in den Aktivstad übernommen. Das ist sehr wichtig, ebenso wie die ,gute Mischung‘ an jungen und älteren Kameraden.
Interview von Vanessa Pichler
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